Kapitel 15

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ZAYN

Ich ließ mich mit dem Rücken an der Tür hinunterrutschen, bis ich auf dem kalten, steinernen Boden saß; den Kopf an der Holzfläche hinter mir angelehnt. Ich hätte es wissen müssen. Wieso zum Teufel hatte ich mich dazu hinreißen lassen, ihn zu küssen? Aber ... er hatte zurückgeküsst – nur um dann entsetzt von mir wegzuspringen und so zu tun, als wäre es das Falscheste, das Schlimmste der Welt. Ich spürte förmlich, dass er sich nur wenige Zentimeter von mir entfernt ebenfalls auf dem Boden niedergelassen hatte und vollkommen in seinen wahrscheinlich ziemlich dunklen Gedanken versunken war. Jetzt hatte ich es verbockt. Ich hätte noch warten sollen.

Wie sollte das nur enden?


Als ich mich nach einer gefühlten Ewigkeit gerade aufrappeln und benommen davonschlurfen wollte, bog ein vor Wut rauchender Louis um die Ecke und begann sofort zu schimpfen. „Z, ich weiß wirklich nicht, was du mit diesen beiden hirnlosen Vollpfosten willst! Schon als sie damals vor der Tür gestanden haben, wusste ich, dass die kein Hirn haben! Soll ich dir mal sagen, was die tun? Sie ...". Dann schien er einen genaueren Blick auf mich geworfen zu haben, denn er verstummte augenblicklich. „Alles in Ordnung?".

Träge entfernte ich mich von der Tür und brachte ein leichtes Nicken zustande. „Alles bestens". Es klang so bitter, dass es mir beinahe selbst in den Ohren wehtat. Louis musterte mich argwöhnisch. „Raus mit der Sprache". Da er sowieso nicht nachgeben würde, leierte ich seufzend herunter, was vorgefallen war.

Zu meiner Verblüffung (und auch ein wenig zu meinem Ärger) begann er zu grinsen. „Na, Z, dann weißt du jetzt zumindest, dass er dich auch mag. Aber er ist ja schließlich auch ein helles Köpfchen und ist sich der Sache bewusst, dass ihr beide eigentlich gegeneinander arbeiten solltet. Ganz im Gegensatz zu dir, wenn ich das mal so erwähnen darf". Nun schlich sich doch Besorgnis in seinen Blick. „Wenn rauskommt, dass da was zwischen euch läuft, gibt das einen Riesenskandal – auf beiden Seiten. Schon allein die Schlagzeile: Horan-Junior und Zayn Malik liiert. Brrr".

Ich winkte ab, mittlerweile so müde, dass ich mich auf den Boden hinlegen und auf der Stelle schlafen hätte können. „Mach dir keine Mühe, Lou, ich hätte wissen müssen, dass es nie klappt". Bevor er seine philosophische Erziehungsstunde fortsetzen konnte, fügte ich schnell hinzu: „Was wolltest du mir eben sagen? Wegen Justin und Adam, nehme ich an?".

Louis' Augen wurden schmal. „Wenn ich das richtig verstanden habe, hast du bald ernste Probleme am Hals. Ich glaube, sie wollen ihre eigene Gang gründen und dich ablösen. Irgendwas haben sie davon herumposaunt, dass du gemeinsame Sache mit den Bullen machst und so weiter".

Entgeistert erwiderte ich seinen vielsagenden Blick. „Sie wollen mir in den Rücken fallen?".

„So sieht's aus". Louis schnippte einen imaginären Fussel von seinem T-Shirt.

Stöhnend raufte ich mir die Haare. Das passte ja jetzt wieder alles wunderbar zusammen! „Mann! Haben sie schon irgendwelche Anhänger oder Ähnliches?".

Louis zuckte die Schultern. „Von unserer Truppe nicht, soweit ich weiß. Und da werden sie auch lange suchen können, bei uns gibt es nicht viele, die leichtfertig ihren Boss verraten – außer die beiden selbst".

„Woher zum Henker weißt du das überhaupt alles?".

Grinsend deutete Louis auf seine Ohren. „Im Lauschen bin ich nach wie vor unschlagbar. Wie geht's jetzt eigentlich mit unserer Horan-Aktion weiter?".

Ich schnaubte. „Dieser kleine Pisser weigert sich standhaft, einen Brief zu verfassen".

Louis brach in schallendes Gelächter aus und klopfte mir kameradschaftlich auf die Schulter. „Jedem anderen hättest du in diesem Fall das Messer vors Gesicht gehalten oder mit der Pistole ein paar mal in die Decke geschossen, nicht aber bei dem kleinen Pisser. Tja, Malik, dann musst du es wohl oder übel tippen und ausdrucken". Vergnügt entfernte er sich in Richtung Versammlungsraum. Trotz allem musste ich lächeln und folgte ihm, doch mein Lachen erstarb buchstäblich, als ich Adam und Justin dort an einem Tisch sitzen und sich unterhalten sah. Als die beiden uns entdeckten verstummten sie, standen wie auf Kommando auf und drückten sich irgendetwas murmelnd an mir vorbei aus dem Raum. Finster schaute ich ihnen hinterher, bis sie über die Treppe nach oben verschwunden waren, um sich vermutlich mit ihren neuen Ganggenossen zu treffen. Verräter. Naja, ich würde es ihnen noch nicht auf die Nase binden, dass sie schon aufgedeckt worden waren; sollten sie sich ruhig in Sicherheit wiegen und irgendwann das blaue Wunder erleben ... in Form einer Kugel. Jetzt wo sie wussten, dass sich Niall bereits hier befand, war er nirgends mehr sicher, mal abgesehen von meinem Zimmer, in das sich erstens keiner reintraute, und das zweitens immer abgesperrt war. Dort war Niall vermutlich am sichersten, vorausgesetzt, er machte keine Dummheiten in Form von Ausbruchversuchen oder Ähnlichem – und wie ich Niall kannte (was hieß KANNTE, genau genommen wusste ich nicht viel über ihn, ich wusste nur, dass ich mich unsterblich in ihn verknallt hatte) würde er zweifellos einen Fluchtversuch starten. Konnte er von mir aus ruhig versuchen, solange er nicht die Tür nahm, denn auf dieser Route würde ihm unweigerlich einer der beiden Verräter begegnen, die sich auffallend oft dort herumdrückten. Wie er über den Luftschacht entkam, das wollte ich erst mal sehen. Selbst wenn er es schaffte, würde es keine fünf Minuten dauern, bis wir ihn wieder geschnappt hätten, immerhin war er hier vermutlich noch nie gewesen, wohingegen ich die Gegend kannte wie meine Westentasche.

Irgendwie schaffte es Louis, den alten Drucker aus der Steinzeit zum Laufen zu bringen, sodass wir nach einer halben Stunde Kabelstecken und Knöpfedrücken endlich ein ordentlich bedrucktes Blatt Papier (und ungefähr zehn zerknüllte im Mülleimer) vor uns liegen hatten. Fast hatte ich ein schlechtes Gewissen dafür, was wir von Nialls Dad verlangten, aber das besaß höchste Prioriät: Die Standpunkte aller Teamzentralen in London, oder sein Sohn würde qualvoll sterben. Äh, das würde er natürlich nicht, aber das musste sein Vater ja nicht wissen. Mann, wenn Niall wusste, was wir forderten ... dann wäre ich ohnehin schon sowas von unten durch bei ihm. Louis schien meine Gedanken zu erraten, denn er grinste zum wiederholtem Male ein wenig und meinte: „Dein kleiner Blondie wird sowieso irgendwann erfahren. Besser, du machst ihm gleich reinen Tisch".

Entsetzt sah ich ihn an. „Bist du bekloppt? Ich kann ihm unmöglich gegenübertreten nach dem, was passiert ist!".

„Malik, hat dir schon mal jemand gesagt, dass du seltsam bist? Du brichst in Banken ein, lieferst dir Schießereien mit Bullen, entführst den Sohn des Teamleaders – aber du hast Schiss davor, mit einem Jungen zu reden. Na wunderbar!".

„Er ist nicht ein Junge!", widersprach ich vehement. „Er ist ... der Junge!".

„Schon gut, Z. Wie, äh, genau wirst du das Ganze hier jetzt bewerkstelligen? Wie lange willst du ihn hierbehalten? Denkst du vielleicht, ihm gefällt es hier?".

„So lange wie möglich", gab ich wie aus der Pistole geschossen zurück. Der Gedanke, ihn irgendwann nie mehr sehen zu können, schmerzte mich mehr als alles andere. Sein Vater war schließlich nicht komplett verblödet, wenn Niall zurückkam, würden sie irgendwohin verschwinden, wo er unauffindbar für mich für immer und ewig wie vom Erdboden verschluckt wäre.

Das konnte ich nicht zulassen.

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Kurz. Naja :o Sonst geht meine Einteilung nicht mehr auf xD Danke für all die Votes und die Kommis bei den letzten Kapiteln, ich könnte immer wieder ausflippen! <3

Jeden, der Lust hat, noch mehr ZIALL von mir zu lesen, weise ich auf meine weitere FF "Stay away" hin, an der ich jetzt gerade schreibe ;) Ich freue mich immer wieder, wenn neue Leser dazukommen!

Bevor ich wieder ewig labere - DANKESCHÖN AN ALLE!

Forbidden - ZiallWo Geschichten leben. Entdecke jetzt