LIAM
Die Nacht war furchtbar verlaufen. Keine Sekunde hatten wir die Plätze an unseren Schreibtischen verlassen und hatten in einem fort recherchiert, analysiert und Rückschlüsse gezogen, bis uns der Papierkram und die eintönigen Websites zum Halse raushingen. Als dann um halb fünf Uhr morgens vom Tisch mir gegenüber ein leises Puff erklang, wusste ich, dass wir dieser stumpfsinnigen Arbeit vielleicht doch mal für ein paar Stunden ein Ende setzen sollten. Ächzend stand ich auf, schob mich zwischen den in diesem winzigen Zimmer viel zu eng zusammengerückten Schreibtischen hindurch, wobei mich der Anblick von Nialls leerem Stuhl schmerzlich an seine Abwesenheit erinnerte und in mir das Bedürfnis erweckte, diesem Malik ordentlich die Fresse zu polieren. Mr Horan wollte mich sofort ins Krankenhaus stecken, aber das konnte ich glücklicherweise noch abwenden. Niall war einer meiner besten Freunde, er war wie ein jüngerer Bruder für mich, der jetzt in Gefahr schwebte – ich konnte jetzt nicht wegen so einer lächerlichen Sache schlappmachen. Harry und Mrs Horan hatten die Wunde zugegebenermaßen ziemlich professionell versorgt und verbunden; zusätzlich hatte ich noch eine starke Schmerztablette genommen, sodass der bohrende Schmerz hinter den Schläfen zu einem leichten, aber stetigen Pochen zurückgegangen war.
„Harry." Sanft schüttelte ich ihn an der Schulter. Sein Kopf war während der Arbeit auf den Tisch heruntergesackt, wo er nun friedlich schlief – eine Hand auf dem Schoß, während er die andere auf der Tastatur des PCs liegen hatte. Na gut, friedlich war etwas anderes, denn obwohl sein Gesicht im Moment entspannt war, sah man ihm die Strapazen der letzten Stunden vor allem durch die dunklen Ringe unter seinen Augen deutlich an und seine dunklen Locken waren noch unordentlicher als sonst. Sogar als ich seinen Stuhl ein wenig herumrückte zeigte er keinerlei Lebenszeichen. Meine Güte, ich hatte ja schon immer gewusst, dass Harry einen festen Schlaf hatte, aber dass er so fest war ... Kurzerhand hob ich ihn aus seinem Stuhl, um ihn auf die Couch in dem kleinen Aufenthaltsraum zu verfrachten. Zum Glück war er mit seinen siebzehn Jahren noch ein ganzes Stück kleiner als ich, sodass ich ihn mühelos herumtragen konnte, ohne dass mir die Arme abfielen. Als ich die Tür zum besagten Raum aufstieß, kam mir eine besorgte Maura Horan entgegen, die offenbar gerade damit beschäftigt gewesen war, die sechste Kanne Kaffee zu kochen. „Was ist los?" Sie legte dem schlafenden Harry eine Hand auf die Stirn. „Ist er zusammengeklappt?" Trotz allem musste ich lächeln. Sie behandelte uns einfach immer wie ihre eigenen Kinder, machte sich immer Sorgen und kümmerte sich um alles. „Genau genommen ist er vorm Computer eingeschlafen", erklärte ich, während ich mir meinen Weg um den Tisch herum kämpfte und Harry schließlich endlich vorsichtig auf dem Sofa ablegen konnte. Ich schnappte mir die Decke, die immer auf der Lehne lag, breitete sie über ihm aus.
„Irgendwann wird ihm das hier zu viel werden", murmelte Maura bedrückt. „Ich habe ja schon immer gesagt, dass er noch zu jung für so etwas ist." Oha, sowas hörte Harry nicht gern.
„Niall ist doch auch nicht mal ein Jahr älter."
Falsches Stichwort. Sofort kehrten die Falten in ihrer Stirn zurück und ihr Gesicht verfinsterte sich deutlich. „Ich wollte nicht, dass ihr alle schon so früh beginnt. Aber ihr wart ja durch nichts und niemanden aufzuhalten."
Schweigend sahen wir Harry beim Schlafen zu; bei jedem Atemzug hob und senkte sich seine Brust in einem sanften, gleichmäßgen Rhythmus. Ich wusste nicht wieso, aber es beruhigte mich, ein so sicheres Anzeichen eines menschlichen Herzschlages vor mir zu sehen, während niemand mit Gewissheit sagen konnte, ob Niall überhaut noch am Leben war. Ich wollte gerade zu einem lahmen Aufmunterungsversuch ansetzen, als eine völlig verstörte Eleanor hereinplatzte und jede positive Aussich zunichte machte, indem sie lautstark „Die Forderung ist eingetroffen!" verkündete, um dann gleich wieder im Telefonraum zu verschwinden. Sofort begann mein Magen wieder zu rumoren, während Maura und ich uns gleichzeitig erhoben. „Sollten wir Harry nicht aufwecken?"
Maura schüttelte den Kopf. „Lassen wir ihn schlafen. Er stürzt sich sonst nur wieder unüberlegt in irgendetwas."
Das war einer der Punkte, nach dem ich mich ohnehin noch erkunden wollte: Wieso war Harry so dermaßen darauf versessen, diesen Fall zu lösen? Es war ja nicht so, dass er mit Malik eine persönliche Rechnung offen hatte, oder? Bevor ich diese Frage stellen konnte, hatte Maura den Raum verlassen und winkte mir ungeduldig, da sich alle anderen schon zusammengefunden hatten.
„Aber, Bob, das können wir nicht machen", murmelte Paul gerade, der dabei war, eine DIN-A 5 Seite Papier zu überfliegen. „Das wäre Verrat der höchsten Stufe."
Mr Horan richtete seine vor Übermüdung völlig rot angelaufenen Augen auf ihn. „Das ist mir bewusst." Seine Stimme klang dumpf und freudlos. „Wir müssen sie irgendwie auf später vertrösten, damit wir noch mehr Zeit haben, ihr Hauptquartier ausfindig zu machen. Und Niall zu befreien." Den letzten Teil fügte er noch leise hinzu, als hätte er Angst, die Kontrolle zu verlieren und in hemmungslose Tränen auszubrechen. Ich spürte einen Kloß im Hals; oft genug hatte man von solchen Fällen in der Zeitung gelesen – dass Polizisten mit ihren Verwandten erpresst wurden – aber dass es ausgerechnet UNS passierte ... no way. Und vor allem nicht ausgerechnet Niall. Er und Harry waren einfach unsere Babys, man konnte es nicht leugnen. Ich wusste nicht, ob es eine positive Sache war, aber bei Einsätzen war mein erster Gedanke immer, dass meine beiden jüngeren Kollegen in Sicherheit waren. Wahrscheinlich sollte ich ihnen mehr vertrauen und vor allem mehr zutrauen, aber es fiel mir schwer, meine brüderliche Rolle abzulegen und sie sich alleine irgendwelchen Kriminellen gegenüberstellen zu lassen. Sie waren genau die beiden, die immer Stimmung in die Bude brachten. Wenn die Arbeit mal zu hart wurde, waren Harry und Niall zur Stelle, gaben witzige Kommentare ab und schafften es, sogar den meist grimmigen Mr Horan zum Lachen zu bringen, hatte jemand Geburtstag, waren sie immer für eine Überraschungsparty zu haben ... kurz gesagt, sie waren der Sonnenschein unserer Truppe. Und nun? Nun schlief Harry völlig am Ende seiner Kräfte auf der Couch im Aufenthaltsraum, während Niall sonst wo von Verbrechern festgehalten wurde. Jeder von uns würde für ihn eine Waffe in die Hand nehmen und nötigenfalls auch abdrücken.
„Okay, was wissen wir? Wir wissen, dass sie irgendwo in diesem unüberschaubaren Waldgebiet am Rande der Stadt ihr Hauptquartier haben. Wir haben diesen verdammten Wald schon zig tausendmal durchkämmt!" Frustriert knallte Greg seinen Kugelschreiber mit solcher Kraft auf den Tisch, sodass die drehbare Kappe heruntersprang und die kleine Feder durch die Gegend flog, was ihn einen Dreck zu interessieren schien. Die tiefdunklen Ringe unter seinen geschwollenen Augen sprachen Bände.
Sein Vater holte tief Luft und stemmte sich mit den Händen auf einen der Stühle, als ob er etwas von großer Wichtigkeit verkünden wollte. „Leute, ich muss euch etwas mitteilen."
Sofort war es mucksmäuschenstill im Raum. Ich glaubte zu wissen, was jetzt kam, immerhin hatte er das mit Maliks Absichten nicht dem ganzen Team offenbart.
„Wie es aussieht, hat Malik nicht nur ... sagen wir mal geschäftliches Interesse." Er räusperte sich, als seine Stimme wegzubrechen drohte. „Alles deutet darauf hin, dass er es von Anfang an auf Niall abgesehen hatte." Allgemeines scharfes nach Luft holen war zu hören. Damit hatte niemand gerechnet. „Gestern Nacht hat er es Greg sogar persönlich gesagt. Also dachte ich mir, wenn ich ihn zu jeder Zeit ausnahmlos in Liams und Gregs Schutz stelle, wäre er zu hundert Prozent sicher, aber dieser Typ war nicht so berechenbar, wie ich angenommen hatte. Ich habe euch nicht gesagt, weil ich euch nicht in unnötige Panik versetzen wollte." Er senkte den Blick. „Und jetzt ist er ..."
Niemand wusste etwas zu sagen, sodass sich wieder diese bedrückende Stille über die Anwesenden senkte. „Was ich euch damit sagen will ist, dass Niall für ihn nicht nur Mittel zum Zweck ist, sondern er ein persönliches Interesse an ihm hat. Ich will mir nicht ausmalen, was er genau vorhat, ich weiß nur, dass ich meinen Sohn so schnell wie möglich wieder unter uns wissen möchte!"
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Hellooooo, mal ein Kapitel aus Liams Sicht ;) Ein klitzekleines Feedback wird wie immer mit Freuden empfangen <3 Und, oha, über 3K? Danke, Leute!! *kreisch*
Frage: Weiß jemand, wie man seinen Nutzernamen (also den mit dem @ ) ändern kann? Meiner ist richtig sch*eiße, weil ich nie gedacht hätte, dass irgendjemand irgendetwas von mir liest, und jetzt hab ich den Salat ... und ich hab ihn sogar falsch geschrieben, offenbar hatte sich zu dem Zeitpunkt mein Gehirn von der Welt verabschiedet :o
Widmung geht an @schwanensee16 , ich glaub, ich hab mich noch nie bei dir für die Votes und die Kommis bedankt! :*
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Forbidden - Ziall
FanfictionAls das Einsatzteam der Horan-Organisation den zur Zeit gefährlichsten, kniffligsten Fall der Malik-Gang übertragen bekommt, herrscht zuerst helle Aufregung und Eifer unter den Mitgliedern. Allerdings wandelt sich diese Freude schnell zu Schrecken...