Part 27 - Punch In The Face

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„Wir sehen uns dann morgen, okay?“, schlug Ethan vor, als er mich zu Hause absetzte. Ich nickte und gab ihm einen langen Kuss.

„Bis morgen.“, sagte ich und stieg aus. Ich drehte mich noch zum Auto und winkte ihm zu, als er losfuhr und auch schon bald außer Sichtweite war. Ich ging den Weg zur Tür, schloss auf, hing meine Jacke auf und zog die Schuhe aus. „Ich bin wieder da.“, rief ich, ohne Erwartungen auf eine Antwort.

Ich ging direkt nach oben ins Badezimmer und betrachtete mein Gesicht. Ethan hatte darauf bestanden, dass wir zum Arzt fuhren, weil er Angst hatte, dass mit meiner Nase doch irgendwas war. Ich machte mir da nicht sonderlich Sorgen, weil sie zwar wehtat, aber nicht wie eine gebrochene Nase anfühlte. Soweit ich das zumindest beurteilen konnte.

Also fuhren wir zum Arzt, der erst einmal verschämt nachfragte, ob Ethan mich geschlagen hätte. Danach ließ er mich schnell zum Röntgen, was gezeigt hatte, dass soweit alles in Ordnung sei. Auf meine Wange sollte ich nur etwas Kühles legen, meinte er. Sie war etwas angeschwollen aber sonst war alles gut. Ich berührte mein Jochbein und seufzte. Ich hatte viel zu oft ein blaues Auge oder ein geschwollenes Gesicht.

Danach sind wir wieder zu Ethan gefahren. Ich blieb die Nacht über, aber wir machten alles, außer wirklich schlafen. Und ohne falsche Gedanken zu wecken… Wir redeten hauptsächlich. Über seine ziemlich grausame Schulzeit und meine Zeit in meiner alten Heimat. Wir lernten uns quasi noch ein bisschen näher kennen.

Am Morgen hatte er mich zu Hause abgesetzt, bevor er zur Arbeit gefahren ist.

Langsam ging ich in mein Zimmer, setzte mich aufs Bett, nahm mein Handy in die Hand und öffnete die SMS von Logan.

Wieder und wieder las ich sie durch. Ich haderte mit mir, ob ich ihn anrufen sollte, aber ich hatte Angst davor, was er sagen würde.

Was er zu Tiana gesagt hatte, wanderte immer noch in meinem Kopf herum. Und was Tiana dann zu mir sagte auch. Ich sollte die SMS einfach ignorieren, ihn ignorieren. Besser wäre das.

Ich lehnte mich zurück und atmete tief durch.

Mein Handy vibrierte. Erschrocken von den plötzlichen Bewegungen in meiner Hand, schreckte ich auf und lies das Handy fast fallen. Ich schaute auf das Display. Logan rief an.

Ohne auch nur eine Sekunde nachzudenken und ohne meine Überlegungen von vor einigen Sekunden zu beachten, drückte ich den grünen Hörer und legte das Handy an mein Ohr an der nicht schmerzenden Gesichtshälfte.

„Ja?“, antwortete ich.

„Rony? Endlich. Warum bist du nicht an dein Handy gegangen?“ Logan hörte sich erleichtert an, aber auch sauer. Okay?!

„Hab es nicht mitbekommen. Was gibt’s?“, versuchte ich lässig zu fragen. Logan lachte, aber es hörte sich ziemlich bitter an.

„Hast du die SMS nicht gelesen? Ich hab dich gefragt, warum du dich mit Craig und Justin geprügelt hast. Würdest du mir das bitte erklären?“ Das klang schon fast wütend. Und das machte mich leicht wütend. Warum war er wütend auf mich?

„Was gibt’s da zu erklären. Die beiden haben es dir bestimmt schon erzählt.“

„Ich möchte deine Version hören.“, meinte er nach einer kurzen Atempause, diesmal etwas ruhiger.

„Gut, ich komme vorbei.“, sagte ich und legte auf, ohne auf seine Antwort zu warten.

Ich ging aus meinem Zimmer, die Treppe runter und zog mir Jacke und Schuhe an. Sofort machte ich mich auf den Weg und rannte schon fast. Ich war wütend, weil er mit mir in einem aggressiven Ton gesprochen hatte und wütend auf mich war. Und je mehr ich darüber nachdachte, desto wütender wurde ich. Ich wollte ihm am liebsten alles ins Gesicht knallen.

Oh, boy...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt