Soll ich dich einem Sommertag vergleichen? Anmutigert, gemäßigter bist du. Des Maies Lieblinge jagt Sturmwind von den Zweigen, und nur zu früh gehen Sommers Pforten zu. Bald scheint zu heiß des Himmels Auge, bald umdunkelt sich sein goldner Kreis; es weilet das Schöne nie in seiner Wohlgestalt, vom Zufall, vom Naturlauf übereilet. Du aber sollst in ew'gem Sommer blühn, die deiner Schönheit Eigentum veralten; nie soll dich Tod in seine Schatten ziehn, wenn ew'ge Zeilen dich der Zeit erhalten. Solange Menschen atmen, Augen sehn, so lang lebt dies, und heißt dich fortbestehn.
Ein ganz normaler Tag als Vampir, langweilig nach so vielen Jahren Leben. Er streifte durch die Nacht, auf der Suche nach etwas das ihn ablenken würde. Seufzend vergrub er die Hände in den Taschen seiner schwarzen Jeans, seine schwarze Lederjacke trug er offen. Kälte konnte ihm schon lange keine reaktion mehr entlocken, allerdings auch keine Wärme.
Da Aufregung in der norwegischen Kleinstadt in der er lebte nicht sehr wahrscheinlich war, versprach er sich nicht besonders viel von diesem Spaziergang. Vor all den vielen Jahren als er hier geboren worden war, war es auch schon so ruhig und beschaulich gewesen.
Er wurde als Sohn eines Bauern geboren und hatte als solcher sein Leben gelebt. Bis er mit 25 Jahren von einem vorbeiziehenden Reisenden gebissen und damit für immer verändert worden war. Damals glaubten die Menschen an Vampire und fürchteten sie, er war gezwungen gewesen sein Heimatdorf zu verlassen und ein Leben als Vagabund zu führen.
In seiner Naivität hatte er es sogar genossen, er war unsterblich, stark und schön, alles was sich ein dummer Junge wünschen würde. Zu spät hatte er erkannt was ihm der Vampirismus genommen hatte. Er fuhr sich mit den Händen durch seine vollen schwarzen Locken und beobachtete das Spiel des Windes auf der Wiese. Viele Leben hatte er gelebt und nun wünschte er sich ein neues.Langsam schlenderte der Vampir Marcus am Ufer eines kleinen Flusses entlang und verbat sich weiter an dieses Thema zu denken. Es war kurz nach Sonnenuntergang und die Luft war erfüllt vom Duft der blühenden Blumen. Genießerisch roch Marcus an den vielen unterschiedlichen Blumen die am Flussufer wuchsen. Er hatte die Natur schon immer geliebt und auch wenn er sie jetzt nur noch Nachts bewundern konnte, so hatte das seine Leidenschaft nicht zum erliegen gebracht. Die Welt war schon ein wundersamer Ort. Es gab so viele unterschiedliche Menschen und auch Wesen, wie Marcus mit einem schmunzeln dachte. Obwohl die normal Bevölkerung sehr viel über Vampire, Werwölfe oder Feen wusste so glaubte doch niemand wirklich an sie. Zumindest würde es keiner zugeben. Untereinander kannten sie sich sehr wohl, allerdings gab es soetwas wie ein stilles Abkommen das besagte "lässt du mich in ruh, lass ich dich in ruh." Sollte aus irgendeinem Grund das nicht funktionieren schritt eine höhere Instanz ein.
Diese sogenannte höhere Instanz wäre im Falle des übernatürlichen die Wächter. Sie waren überall bekannt, auch wenn man sie nur selten sah. Wächter schritten nur ein wenn es absolut notwendig war, ihre Anwesenheit war ein Zeichen dafür das Schluss sein musste. Meistens reichte die Androhung das man einen Wächter zu Rate ziehen wollte, um den Streit zu schlichten. So hatte man schon lange keinen mehr gesehen. Aber Marcus hatte einen Wächter kennengelernt. Es war vor vielen Jahren gewesen als sein Dorf von einer Meute Vampire tyranniesiert worden war und er alleine nichts gegen sie ausrichten konnte.
Er wusste nicht woher die Wächter wussten, dass er Hilfe brauchte, aber wie aus heiterem Himmel stand eines Tages plötzlich diese Frau vor ihm und machte mit den Vampiren kurzen Prozess. Als sie auf ihn zukam, sah sie ihn einige Minuten schweigend in die Augen und ging dann an ihm vorbei. Mit einem Lächeln auf den Lippen verschwand die wohl schönste und stärkste Frau die Marcus jemals zu Gesicht bekommen hatte in der mondbeschienenen Nacht.
Er fragte sich immer noch warum sie nicht auch ihn getötet hatte. Er war dieser Frau unglaublich dankbar gewesen, hatte sich aber nie revangieren können.Wächter kamen und gingen, sie taten was getan werden musste und gingen dann ihrer Wege. Marcus hatte größten Respekt vor diesen Frauen und hoffte das sie noch lange weiterbestanden. Er wusste genau würden die Wächter verschwinden gäbe es ein Chaos das niemals enden würde. Plötzlich beanspruchte etwas am Himmel seine ganze Aufmerksamkeit.
Es hatte Flügel und versuchte verzweifelt sich am Nachthimmel zu halten. Immer wieder flog es für ein paar Sekunden und fiel dann wieder durch alle Wolken. Marcus blieb stehen und verfolgte die Flugbahn dieses Etwas und sah wie es mit einem leisen Bang auf der Weide nahe des Flusses aufschlug. Marcus wollte und konnte nicht widerstehen und lief so schnell er konnte zur Absturzstelle. Die Landung hatte Staub aufgewirbelt, daher sah er nicht sofort was da in einem kleinen Krater vor ihm lag. Marcus hustete und versuchte mit der Hand wedelnd den Staub zu verscheuchen. Plötzlich spürte er etwas an seinem Fuß und schreckte zurück, erst nach mehrmaligen Blinzeln erkannte er das Gesicht einer jungen Frau das von unten zu ihm nach oben starrte. Silberblaue Augen bohrten sich in die seinen, ihr Blick war so intensiv, dass er es nicht wagte zu blinzeln. "Sie sieht in meine Seele," schoss es Marcus durch den Kopf, "sie beurteilt ob sie mir vertrauen kann". Anscheinend schien ihr zu gefallen was sie sah, denn ein Lächeln stahl sich auf ihr Gesicht, und ließ es erstrahlen. Er konnte sich nicht helfen irgendwoher kannte er dieses wunderschöne Lächeln. Marcus schmunzelte, nie hätte er gedacht das jemand über seine Seele so erfreut sein könnte. Mit einem Ruck fielen ihre Augen zu und ihr Kopf kippte zur Seite, landete in der aufgewühlten Erde.Da sich der Staub endlich verzogen hatte, konnte Marcus ihren ganzen Körper sehen, genauso wie den Krater den er hinterlassen hatte. Das Mädchen lag auf der Seite und ihr silbrig- blondes Haar fiel ihr in wilden Locken um den Kopf und verdeckte ihren rücken vollständig. Langsam erkundete sein Blick ihr wunderschönes Gesicht mit der geraden kleinen Stupsnase und den vollen Lippen. Sie hatte eine tolle Figur das ihr enganliegendes weißes Kleid, das ihren Oberschenkel nur knapp bedeckte hervorhob. Diese Bekleidung war für Marcus der von seiner Zeit als Mensch anderes gewohnt war sehr seltsam. Allerdings war das bei der Mode heutzutage keine so große Überraschung wie die beiden weißen Flügel die aus ihrem makellosen Rücken ragten. Es waren kräftige Schwingen die das Mädchen ohne weitere Probleme hätten tragen können, wieso also war sie abgestürzt und was war dieses Mädchen? Welche Art von Wesen?
Während er sie so musterte regte sich sein Mitgefühl gegenüber diesem zerbrechlich wirkenden Mädchen. Etwas das er schon lange nicht mehr gewollt hatte, erwachte mit unbändiger Macht; er wollte nicht mehr alleine sein. Sie brauchte ihn und er war seit langem wieder bereit ein anderes Geschöpf in sein Leben zu lassen. Langsam beugte er sich zu ihr herunter und nahm sie vorsichtig in seine Arme. Marcus wusste nicht ob sie verletzt war und wollte ihr nicht wehtun. Unbewusst registrierte er wie weich ihre Haut sich anfühlte, allerdings waren seine Sinne anders beansprucht. In der Ferne hörte er Schritte von vielen Menschen, die schon bald auf der Weide auftauchen würden. Mit schnellen Schritten ging Marcus das Flussufer entlang. Er war schneller als ein Sprintläufer in seiner besten Zeit, doch für Marcus war es nicht schnell genug.
Die Menschen, das fühlte Marcus würden nur Ärger bringen, einzig die Sorge das wenn er schneller laufen würde, das Mädchen verletzen könnte, hielt ihn zurück. Er war in Rekordzeit durch das ruhige Dorf gegangen und näherte sich nun seinem Anwesen. Wie überall erzählten sich auch hier die Dorfbewohner, das die alte Villa auf der Rückseite des Berges Geister beherbergte, doch die Wahrheit war das hier bloß ein Vampir lebte.Marcus liebte seine Villa und auch seine Abgeschiedenheit, hier würden die Menschen es nicht wagen einzudringen. Hier war das Mädchen, das vom Himmel viel und jetzt in seinen Armen lag, in Sicherheit.
DU LIEST GERADE
Rebellion der Wächter
FantastikDie Wächter halten die Kreaturen des Übernatürlichen in der Balance. Niemand würde sich je mit ihnen anlegen. Doch sie selbst werden von einem geldgierigen Menschen gejagt. Freya, eine junge Wächterin ist gerade auf der Flucht als sie Marcus, einem...