10. Dezember

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10. Dezember

Es war sehr früh und draußen noch dunkel, aber was sollte man bei 2 Uhr in der Früh auch erwarten?! Strahlenden Sonnenschein? Ehr nicht.

Ich sollte zu meinem Vater? Den Mann den ich seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen habe? Der sich einen Scheißdreck um mich kehrt? Der nie auch nur eine Sekunde an mich gedacht hat?

Hätte er nur einen Moment an mich gedacht, hätte er sich doch gemeldet bei mir oder? Wie feige kann man sein, nicht mal mehr seiner eigenen Tochter unter die Augen zu treten?!

In dieser Nacht schlief ich immerhin eine halbe Stunde, träumte von der Begegnung zwischen Dad und mir, die verschiedensten Varianten und schreckte dann immer hoch. Es gab gute und auch schlechte, aber die schlechten überwogen einfach und das machte mir so Angst. Ich habe Angst ihn und seine Familie kennen zulernen, nur weil meine Mutter der Meinung war ich bräuchte jetzt mit 17 Jahren einen Neuanfang mit Dad. Was sollte er schon groß verpassen?! Nichts. Ob nun die paar weiteren Geburtstage oder nicht, es hatte eh keinen Sinn mehr. Ihn interessierte die wichtigen Dinge, wie der Beginn der Pubertät oder den ersten Freund absolut nicht. Er verpasste die ganzen Dinge, die man als normaler Vater erleben wollte.

Er war für mich gestorben.

Es ist als sei er wieder auferstanden. Vielleicht habe ich auch deswegen so Angst oder vor einer neuen Enttäuschung, dass er den Sohn seiner Frau mehr liebte als seine eigene Tochter, sein Fleisch und Blut. Gerade als ich eingeschlafen war, machte mir mein Wecker ein Strich durch die Rechnung und ließ mich erneut aufwachen und dieses Mal auch aufstehen, um mich fertig zu machen.

***

"Shit! Wie siehst du denn aus?"

"Dir auch einen guten Morgen Hailey.", grummelte ich vor mich hin.

"Was ist passiert?", fragte sie besorgt.

"Mein Vater ist passiert! Dieses Arschloch. Dem werde ich es zeigen.", fluchte ich vor mich hin. Hailey schaut mich mit riesigen Augen an, als ich sagte, dass mein Vater an meinem Augenringen schuld war. Es war auch für mich der Schock meines Lebens.

Im Englischunterricht quetschte sie mich natürlich total darüber aus und ich erzählte ihr jedes kleine Detail vom gestrigen Tag. Bei jedem Satz wurden ihre Augen größer und ich hatte schon die Befürchtung, dass sie ihr gleich rausfallen würden, was zum Glück nicht geschah.

"Dass ist doch wohl nicht ihr Ernst? Wie kann deine Mutter diese Schnapsidee auch noch unterstützen?!"

"Ich weiß es nicht. Wie kommt man nach so vielen Jahren auf so eine Idee?", gab ich ehrlich zu. Ich blickte da selbst nicht ganz durch.

Ungläubig schüttelte Hailey den Kopf und regte sich die ganze Zeit darüber auf, bis sie von unserem Lehrer rausgeschmissen wurde, was mir total leid tat, aber worüber ich auch gleichzeitig kichern musste und fast auch mit raus musste. Allerdings sah Hailey öfters mal die Tür von der anderen Seite, daher empfand sie es als nicht so schlimm.

Der restliche Tag verging eigentlich relativ schnell und Hailey hatte kein anderes Thema mehr außer ob meine Mutter noch alle Tassen besaß oder nicht. Ich musste es akzeptieren, dass ich über die Ferien zu meinem Vater musste. Ich hatte keine andere Wahl...

"Was ist denn heute mit euch beiden nur los?", fragte plötzlich Niall, der neben uns auftauchte.

"Nichts was dich angeht.", grummelte ich. "Ach so gut gelaunt wie eh und je. Noch zwei Wochen Blair dann ist endlich Weihnachten!", strahlte er und kassierte den bösesten Blick von mir. Jedem anderem würde das Grinsen vergehen, aber Niall seins, würde noch größer und zog mich in einem Bann. Was macht er nur mit mir? Was soll das?

"Apropo Weihnachten. Wir haben noch ein Projekt, dass auf uns wartet Blairchen.", grinste er immer noch und zog mich aus meinen Gedanken. Woher hatte der Junge seine gute Laune? Bunkert er die zu Hause oder was?

"Ja, ich weiß. Was hältst du von morgen? Den Rest besprechen wir einfach übers Telefon mit dem wann und wo okay? Und nenn mich noch einmal Blairchen und es klatscht welche, aber kein Beifall."

"Gut. Dann bis morgen, Blairchen. Bye Hailey." und er ging mit dem typischen süßen Grinsen im Gesicht.

Süßen Grinsen?
Oh man, Blair.

Ich hätte ihm am liebsten den Kopf umgedreht dafür, dass er mich Blairchen genannt hat, allerdings verabschiedete er sich zu schnell, als dass ich noch etwas erwidern konnte. Punkt für dich, Horan.

„Ich wette darum, dass irgendwann mal was zwischen euch laufen wird", sprach plötzlich Hailey, die das ganze Szenario beobachtet hat.

„Weißt du manchmal denke ich, dass du weiser bist, als du aussiehst, aber dann kommen solche Momente und ich frage mich, warum man dich jemals auf die Erde gelassen hat."

„Ich hab dich auch lieb, Blair.", sie zog zwar eine beleidigte Schnute, doch verwandelte sich diese schnell wieder in ein freundliches Lächeln. Ich war ihr so dankbar, dass sie meine Launen ertrug und auch meine Beleidigungen an sie. Sie war wirklich meine beste Freundin.

Leider war sie auch meine einzige Freundin, denn als ich wir damals hierher wechselten hatten wir nur uns und dies blieb auch bis heute so. Naja, zumindest bis Niall dazu stoß. Egal wie groß meine angebliche „Abneigung" ihm gegenüber auch war, irgendwie gehörte er doch dazu.

Ich weiß nicht wieso, ich weiß nicht warum, aber irgendwie, tief in meinem Inneren mochte ich ihn.

Eisblume {Niall Horan}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt