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Am nächsten Tag zwang ich mich in die Schule. Dass ich ausgeschlafen war änderte nichts daran, dass ich überhaupt keine Lust hatte, in die Schule zu gehen. Mühsam quälte ich mich aus meinem Bett, zog mein Handy von dem Aufladekabel und machte mich bereit, wieder in meine persönliche Hölle zu marschieren.

Manu hatte sein Versprechen gehalten, das Fenster war leicht offen und er war nicht da.

Als ich das Haus verließ, schrieb Manu mir wieder. ,,Du schaffst das, vergiss das nicht. Und sag der Stimme, sie soll die Fresse halten.", ich musste schmunzeln. ,,Ich hol' dich heute wieder ab. Bis dann. :)".
Die Stimme hatte sich nicht mehr gemeldet, seit dem Manu da gewesen ist. Und sie war in diesem Moment auch still. Ich bedankte mich bei Manu und lief zur Schule, diesmal pünktlich, weil es meiner Meinung nach schon reichte, dass ich zwei Wochen lang viel zu spät kam und Gestern gar nicht auftauchte.

Vielleicht hätte ich heute doch lieber später kommen sollen.

Denn auf einmal sah ich aus den Augenwinkeln jemanden auf mich zulaufen, während ich dabei war, wie jeden Morgen, Sachen aus meinem Rucksack in den Spind zu tun und umgekehrt. Ich schenkte dieser Person jedoch nicht so viel Beachtung, denn sie schien mich nicht schlagen oder beleidigen zu wollen. Oder, zumindest nicht, während ich am Spind stand.

Ach, was weiß ich.

Als ich den Spind schloss und mich umdrehte, um zum Klassenzimmer zu gehen, stand sie genau vor mir. Mir bekannte grüne Augen blitzten auf.

Ich hatte mich einst gefreut, diese Augen zu sehen. Eine Zeit lang hatte ich Angst, diese Augen zu sehen. Jetzt hasste ich es, in diese Augen sehen zu müssen.

Sie sahen nicht mehr so schön aus wie damals.

,,Elena.", murmelte ich genervt. Ich wollte sie nicht sehen, es versetzte mir einen Stich im Herzen, wenn ich sie sah. ,,Alice! Wie geht es dir?", fragte sie mich lächelnd.

War das ihr Ernst?

Ich zog eine Augenbraue hoch und sah sie verwundert an. ,,Den Umständen entsprechend.", antwortete ich gleichgültig und wollte an ihr vorbei gehen, sie stellte sich jedoch vor mich und hinderte mich daran, weitere Schritte zu laufen.
,,Wir haben lange nichts mehr unternommen, vielleicht sollten wir das nachholen?", fragte sie unschuldig und langsam spürte ich, wie sich meine Fäuste zusammen ballten. Ich biss meine Zähne aufeinander.
Ich wurde wütend.

,,Lass mich in Ruhe, Elena." ,,Baby, du kannst mich ruhig Len nennen, du weißt ich mag meinen Namen nicht." ,,Und du kannst mich ruhig weiterhin Alice nennen, ich mag es nicht, wenn du mich so nennst, wie du es früher getan hast.", zischte ich.

Ich wollte eigentlich nicht so gemein sein, weil ich Angst vor Konsequenzen hatte, und diese würden sicherlich nicht lange auf mich warten. Aber sie hatte es übertrieben. Sie konnte mich doch nicht erst verraten, drei Jahre im Stich lassen, und dann einfach ankommen und so tun, als wäre nichts gewesen. Als hätte sie mich nicht zerstört.

,,Ich weiß, ich habe einen Fehler gemacht, aber ich will es wieder gut machen." ,,Das hätte dir vielleicht schon auffallen sollen, als du neben mir standest, während ich geschlagen wurde, und du gelacht hast, Elena. Ich brauche deine Wiedergutmachungen genauso wenig wie dich.", sagte ich gehässig. Elena sah mich gespielt traurig an.

Ich kannte sie lang genug, um zu wissen, wann sie ehrlich war und wann sie einfach nur vergeblich versuchte zu lügen.  Sie ist schlechter darin geworden. Liegt wahrscheinlich daran, dass die Leute, mit denen sie sich abgibt, leicht zu manipulieren sind.

Fuck sleep. [Sierra Kidd Fanfiction]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt