Lächelnd lehnte ich mich gegen die kalte Fensterscheibe in meinem Zimmer.
Viele kleine Schneeflocken flogen sanft vom Himmel herab.
Der Schultag zog sich heute unendlich lang. Dafür war ich umso glücklicher, dass ich nun beobachten konnte, wie der Schnee sich langsam auf die Erde niederließ, bevor Manu kommt.
Der Schnee beruhigte mich, nahm mir meine Nervosität, die vor ein paar Minuten deutlich präsent war. Vorsichtig spielte ich mit dem kleinen Mond an meinem Hals.
Manu hat gesagt, er muss mit mir reden.
Und weil ich nicht normal bin, sondern ein 17 Jähriges -wobei man meinem Verhalten in Manu's Nähe nach zu urteilen mich eher auf 13 schätzen könnte- Unsicheres Mädchen, schossen mir natürlich tausende negative Dinge durch den Kopf.
Der Schnee, der auf den Straßen lag, glitzerte. Ich lächelte. Das Wetter machte mich glücklich. Die Welt sah sehr Märchenhaft aus, beinahe als würde nichts Böses in ihr existieren.
Meine Zimmertür wurde geöffnet und Manu lief durch die Tür.
,,Hey kleines.", begrüßte Manu mich lächelnd und stellte sich vor den Spiegel in meinem Zimmer, um die Schneeflocken aus seinen Haaren zu entfernen. Ich wandte meine Aufmerksamkeit Manu zu.
,,Lass es!", forderte ich ihn auf. Er drehte sich verwirrt zu mir um und wartete mit hochgezogener Augenbraue auf eine Erklärung meinerseits.
Ich lief rot an und sah auf den Boden.
,,Ich- eh- also.. d-die Schneeflocken- ehm-"
Ich hätte mich selbst Ohrfeigen können. War es so schwer, jemandem ein Kompliment zu machen?
,,sehengutandiraustudienichtweg", flüsterte ich leise und schloss ängstlich meine Augen.
Es war einige Momente still, bevor ich eine Hand an meinem Kinn spürte, die meinen Kopf leicht anhob.
,,Wovor hast du Angst? Dass ich dir sage, dass ich es nicht so finde?", fragte er mich sanft und ich öffnete meine Augen.
Ein helles Blau schien mich zu durchbohren, nicht auf negative Weise. Sein Blick war so sanft und das Blau schimmerte.
Verwundert sah ich ihn an. Er hatte Recht: Wovor hatte ich Angst? Er hielt ständig meine Hand oder hatte seinen Arm um meine Schulter, schlief mit mir in einem Bett. Er würde bei einem Kompliment sicherlich nicht auf einmal schreiend aus der Tür rennen.
Manu lächelte und küsste meine Stirn. ,,Danke.", flüsterte er und lehnte seine Stirn gegen meine.
Nach einigen Sekunden löste er sich wieder von mir. ,,Es gibt etwas, dass ich dir sagen muss.", begann er ernst und ich nickte. Manu deutete auf mein Bett und wir setzten uns beide dahin.
Manu atmete tief ein und wieder aus. ,,Ich hoffe, dass du das einfach akzeptierst und mich nicht verurteilst. Und hör dir erst meine Erklärung an, okay?"
Ich nickte. Irgendwie hatte ich Angst. Was würde jetzt kommen? Dieses typische "Wir müssen uns voneinander fern halten weil sinnlosen Grund bitte hier einfügen"?
Aber egal was es sein wird, ich war mir sicher, ich wäre die letzte, die ihn verurteilen würde.
Manu räusperte sich kurz. ,,Ich mache Musik.", er sah mir tief in die Augen während er diesen Satz über seine Lippen brachte. Stirnrunzelnd sah ich ihn an. ,,Wo genau sollte da ein Problem sein?", fragte ich ihn verwundert.
,,Also so richtig."
'Wie kann man Musik falsch machen?' Wollte ich zuerst fragen, bis ich verstand.
Oh
Oh!
Ein leises ,,Oh." war das einzige, was ich über meine Lippen brachte. Ich traute mich nicht, mehr zu sagen, da ich ihm versprochen hatte, seine Erklärung anzuhören.
,,Ich hab es dir erst nicht gesagt, weil ich gemerkt hatte, dass du es nicht wusstest. Und das fand ich irgendwie schön, weil du dann weniger voreingenommen von dem bist, was Leute über mich reden oder meine Texte aussagen. Ich wusste, dass ich für dich ein Fremder war, von dem du nie etwas gehört hattest und ich weiß, dass du mich als Person akzeptierst und magst, und dass du nicht in eine Wunschvorstellung von mir vernarrt bist.", erklärte er und mein Lächeln stieg während seiner Erklärung immer weiter an.
Hoffnungsvoll sah Manu mich an. Wahrscheinlich dachte er, ich würde wütend auf ihn sein, weil er mir das verheimlicht hatte.
Aber ehrlich gesagt, war ich froh, denn er hatte Recht. Angenommen ich wäre sein allergrößter Fan gewesen, bevor wir uns getroffen hatten, oder ich hätte im Internet nach ihm gesucht. Dann hätte ich mich nur in das verliebt, was ich von ihm gedacht hätte. In seine Zeilen, seine Art aus den Interviews vielleicht. Die Art wie er in Fanfictions beschrieben wurde. Und wenn es weit entfernt von meiner Wunschvorstellung gewesen wäre, wäre ich nur enttäuscht.
Meine Augen weiteten sich.
Verliebt? Bitte was?
Bevor ich mir noch weiter über meine Wortwahl Gedanken machen konnte, erinnerte ich mich daran, dass Manu eine Antwort von mir bekommen sollte.
Ich lächelte ihn an. ,,Es ist vollkommen okay, ich kann dich verstehen.", versicherte ich ihm und wenige Sekunden nachdem ich dies ausgesprochen hatte, zogen sich Manu's Mundwinkel in die Höhe und er warf sich auf mich um mich zu umarmen.
Lachend fiel ich zurück und erwiderte seine Umarmung.
,,Gott, ich war mir so unsicher. Ehrlich gesagt hätte ich es dir am liebsten auf ewig verschwiegen, um dich da nicht reinziehen zu müssen.", erklärte er.
Auf ewig. Ich musste lächeln. Er ging von einer Ewigkeit aus, die wir gemeinsam verbringen würden.
,,Es ist schon okay, mach dir keine Gedanken darüber. Aber könntest du mich vielleicht nicht erdrücken?", bat ich ihn und schnappte nach Luft.
Manu rollte sich sofort von mir runter und wir setzten uns auf. ,,Sorry.", sagte er grinsend.
Ich wusste nicht, wie ich mich weiterhin verhalten sollte. Sollte ich ihn alles über seine Musik ausfragen? Oder sollte ich es einfach dabei belassen?
Denn wenn ich ehrlich bin, war es mir total egal. Ich wollte nicht von irgendwelchen Gerüchten genervt werden. Irgendwelchen gemachten Geschichten, denn davon gab es genug. Das einzige, was für mich zählte, war Manu selbst. Er hatte Recht, ich mochte ihn als Person, ich hatte ihn kennen gelernt, nicht eine Wunschvorstellung. Von mir aus könnte er machen was auch immer ihn glücklich macht. Für mich bleibt er immer der Manu, den ich kennen gelernt hatte.
Der fürsorgliche, liebenswerte, niedliche Manu. Der seine Versprechen niemals brechen würde und auf Kleinigkeiten achtet.
,,Mach was auch immer dich glücklich macht. Du bist für mich dadurch kein anderer Mensch.", antwortete ich, Manu grinste, nahm meine Hand und flüsterte: ,,Danke."
Auf einmal machte alles in meinem Kopf Sinn.
,,Warst du deswegen eine Zeit lang weg?", fragte ich ihn plötzlich. Manu nickte.
Ich hätte nicht glücklicher sein können.
Denn nun war meine Angst damals zu hundert Prozent unbegründet gewesen.
"Ich bin hier. Es tut mir Leid, dass ich die letzten Wochen nicht da sein konnte. Ich konnte mich nicht melden und es dir sagen. Es tut mir Leid, Alice, so Leid, dass ich dich alleine gelassen habe. Ich werde dich nie wieder alleine lassen. Ich werde dich niemals alleine lassen. Versprochen."
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Ich hoffe, ihr feiert heute alle schön. Frohes Neues. :)
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Fuck sleep. [Sierra Kidd Fanfiction]
FanfictionIch versuchte, mich auf den Schnee zu konzentrieren und blendete alles um mich herum aus. Ich musste mich beruhigen, aber beim besten Willen, konnte ich nicht. Eine Stimme riss mich aus meinen Gedanken. Ich sah herauf und sah einen Jungen, vielleich...