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Mein Gefühl des endlosen Glücklichseins ließ auch am Tag danach nicht nach. Manu hatte mich zur Schule begleitet und mit vernichtenden Blicken dafür gesorgt, dass keiner mir zu Nahe kommen würde. Elena hatte mich nicht einmal mehr angesehen, ihr Typ, dessen Namen ich mir wahrscheinlich niemals merken werde, ebenfalls und Justin hielt sich seit Manu's Faust mit seinem Gesicht Bekanntschaft gemacht hatte, von mir fern.

Zudem hat Manu gesagt, er holt mich nach der Schule wieder ab, und wir gehen essen.

Lächelnd packte ich meine Sachen nach dem Unterricht zusammen. Ich lief, wie immer, als letzte durch die Tür. Ich lief auf meinen Spind zu, als mir auf einmal die Sicht genommen wurde.

Jemand presste seine Hände sanft auf meine Augen und ich brauchte nicht lange um durch die Sanftheit dieser Aktion zu erkennen, dass es sich nur um eine Person handeln kann.

,,Du hast zwei Versuche um zu erraten wer ich bin.", flüsterte er in mein Ohr und seine Lippen streiften mein Ohrläppchen.

Eine Gänsehaut breitete sich an meinem Körper aus und ein Zoo schien in meinem Bauch Paraden zu veranstalten.

,,Nur zwei?", fragte ich gespielt empört und Manu kicherte.

,,Eigentlich solltest du auf Anhieb wissen, wer ich bin."

,,Sollte ich das?", fragte ich provokativ und erntete nur ein Lachen von Manu.

,,Lass mich überlegen.. Mhh..", zog ich meine gespielte Überlegung in die Länge. ,,Bist du etwa Manu?", fragte ich übertrieben überrascht und erblickte kurz darauf das Licht wieder.

Seine Hände fanden sich an meinen Schultern wieder und er drehte mich zu sich um. ,,Woher hast du das nur gewusst?", er grinste und ich konnte meine Mundwinkel nicht davon abhalten, in die Höhe zu schießen. Manu zog mich in eine Umarmung und murmelte:,,Hey."

,,Hi.", flüsterte ich zurück und ließ meinen Kopf an seiner Halsbeuge verweilen.

Wir waren auf dem Weg, uns etwas zu essen zu holen, als Manu meine Hand nahm. Ich konnte nicht anders, ich starrte unsere Hände an. Sie waren ineinander verflochten und seine Hände waren etwas größer, als meine.

Ich fand es so schön.

Und es fühlte sich auch schön an. Mein Herz raste und ein angenehmes Gefühl durchströmte meine Venen.

Auf einmal zog mich Manu rasch auf die Seite. Verwundert sah ich ihn an.

,,Ich habe ja nichts dagegen, dass du unsere Hände anstarrst, aber du wärst gerade fast in eine Laterne gelaufen.", erklärte er. Beschämt sah ich auf den Boden und wurde rot.

Wieso, zum Teufel, brachte ich mich ständig in peinliche Situationen?

Manu löste unsere Hände, worüber ich erst etwas traurig war und Angst hatte, dass ich es vergeigt hatte.

Sekunden später lösten sich diese Gedanken jedoch in Luft auf, als er stattdessen seinen Arm um meine Hüfte legte und mich zu sich zog. Er setzte einen Kuss an meine Schläfe. ,,Muss dir nicht peinlich sein.", flüsterte er.

Mein Lächeln verschwand für keine Sekunde. Ständig brachte Manu mich zum lachen oder zum lächeln, grinsen oder kichern.

Wir saßen auf „unserer" Bank. Eigentlich könnte man meinen, es ist die Bank, die mein Leben verändert hatte. Die Bank, für die ich mich zufällig entschieden hatte, und ihn dann traf.

Ich lehnte mich an seine Schulter und schloss meine Augen. ,,Das Essen hat mich müde gemacht.", murmelte ich. Manu kicherte.

Oh Gott, es war so unendlich niedlich. Unfassbar niedlich.

,,Du bist wie ein Kätzchen. Müde nach dem Essen. Am besten schnurrst du jetzt noch, während ich deinen Kopf streichle.", meinte er.

Ich wurde rot. Er wusste genau, dass ich immer, ausnahmslos ständig, zufrieden summte wenn er meinen Kopf streichelte.

Wie erwartet strich Manu durch mein Haar und ich summte zufrieden. Ich sah böse zu Manu herauf. Er grinste nur. ,,Kätzchen." ,,Gar nicht, sei still.", murmelte ich und vergrub meine roten Wangen an seiner Schulter.

,,Ich hab was für dich." Augenblicklich setzte ich mich auf und starrte Manu an, während ich langsam meinen Kopf schüttelte. ,,Nein, Manu, du weißt d-" ,,Sieh es als deinen Adventskalender an und hör auf, zu heulen.", sagte er grinsend und ich schüttelte weiterhin den Kopf. ,,Du kannst mir doch nicht jeden Tag irgendwas schenken.", murmelte ich besorgt vor mich hin. ,,Erstens: Ich tu' es nicht jeden Tag, zweitens: Wenn ich will, kann ich." Seufzend lehnte ich mich zurück und sah Manu dabei zu, wie er in seinem Rucksack wühlte.

Einige Momente später hielt er eine schwarze Schachtel in der Hand. Stirnrunzelnd sah ich ihn an. ,,Den Heiratsantrag hättest du dir für Weihnachten sparen können.", sagte ich grinsend ironisch und Manu bekam einen Lachanfall.

Es war ein unbeschreibliches Gefühl, jemanden zum Lachen zu bringen. Dabei meine ich nicht dieses Auslachen, zu was ich meine Mitschüler ständig bringe, sobald ich etwas sage oder tue. Es ist dieses ehrliche Lachen, wenn jemand etwas wirklich lustig findet.

Ich musste schmunzeln.

Langsam beruhigte Manu sich und sah mich grinsend an. Er hielt mir die Schachtel hin. ,,Eigentlich wollte ich sie dir total süß übergeben und was dazu sagen, aber jetzt kann ich mich selber nicht mehr ernst nehmen, also mach sie einfach auf und ich erklär hinterher.", erklärte er und keine Sekunde wich das Grinsen aus seinem Gesicht.

Lachend löste ich den Deckel der Schachtel und mein Lachen verstummte Augenblicklich.

Es war eine Kette. Sie schien hauchdünn, glänzte in sanftem Silber. Eine kleine Mondsichel war als Anhänger an ihr angebracht, glänzte ebenfalls in Silber.

Verwundert starrte ich erst die Kette an, dann starrte ich in Manu's Augen. Erwartungsvoll sahen sie in meine, doch ich wagte die ersten Sekunden nicht, auch nur irgendein Wort von mir zu geben. Ich war überwältigt.

,,D-Du hast es dir gemerkt?", fragte ich leise. Manu nickte. ,,Natürlich."

Es war eines der vielen Gespräche gewesen, die wir hier Nachts auf der Bank hatten. Eines der vielen Gespräche, die klein und unbedeutend waren, nur Mittel um einander abzulenken. Ein einziges mal hatte ich erwähnt, dass ich den Mond wunderschön finde. Und er hatte es sich gemerkt.

,,Ich habe mir auch gemerkt, dass es dich beruhigt, wenn du die Schneeflocken beobachtest, wenn es schneit. Ich habe mir auch gemerkt, dass du dich dann an dein Fenster setzt, und stundenlang dort sitzen kannst. Es zieht dich in eine andere Welt und lässt dich vergessen.", erzählte er mir lächelnd.

Tränen bahnten sich einen Weg zu meinen Wangen.

Ich freute mich so sehr, dass es weh tat. Niemand hatte meinen Worten je Beachtung geschenkt. Und hier saß ich nun, und ließ mir von der wichtigsten Person die jemals in mein Leben getreten ist, erzählen, dass er sich alle Kleinigkeiten gemerkt hatte. Sachen, die ich einmal erwähnte und nie wieder aufgriff.

Mit zitternden Händen und leicht verschleierter Sicht setzte ich der Schachtel wieder den Deckel auf und fiel Manu um den Hals.

,,Gefällt sie dir?", fragte er mich leise während er mich fest an sich drückte. ,,Ich liebe sie.", flüsterte ich und vergrub mein weinendes Gesicht an Manus Brust. Innerlich fragte ich mich, womit ich das verdient hatte. Dieser Mensch war viel zu gut für mich.

,,Gefällt dir dein Adventskalender bis jetzt?", fragte Manu mich grinsend nachdem wir uns wieder voneinander gelöst hatten. Lächelnd nickte ich. ,,Es könnte nicht besser werden."

Manu grinste.

Stirnrunzelnd sah ich ihn an. ,,Warte ab, es ist gerade mal Türchen 9.", war seine einzige Antwort.

Ich beließ es dabei, doch die Antwort machte mich unglaublich nervös und neugierig. Was sollte noch kommen?

Fuck sleep. [Sierra Kidd Fanfiction]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt