Epilog

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Ich strich mit meiner Hand über das Glas des Fensters. Immer wieder flüsterte ich lächelnd dieselben Sätze vor mich hin, während ich den Schnee betrachtete.

,,Es ist vorbei. Es ist endlich vorbei."

Ich konnte es noch immer nicht wirklich realisieren, dass all das Leid endlich vorbei war. Es fühlte sich viel zu surreal an, dass ich mir nie wieder Sorgen machen müsste um das Geschrei meiner Eltern. Es fühlte sich viel zu surreal an, dass ich mich nie wieder mit den Schikanen meiner Mitschüler auseinandersetzen muss. Es fühlte sich viel zu surreal an, dass die Stimme verschwunden ist.

Das Leben fühlte sich viel zu surreal an. Jedes Gefühl glich einer unbeschreiblichen Euphorie. Ich fragte mich, ob es ein Traum war. Mehrmals, viel zu oft. Ich konnte es nicht wahrhaben, auch nur einen Tag ohne Angst oder Panik zu leben. Jetzt stehe ich hier und hatte diese Gefühle seit zwei Wochen nicht mehr.

Manu hat mich da rausgeholt. Sobald ich fertig war mit meiner Schule und ich Achtzehn wurde, hatte er mich meine Sachen packen lassen und mich einfach weggefahren. Er hat mir nicht gesagt wohin, er hatte nur gesagt ich soll alle meine Sachen packen, die ich nicht zurücklassen wollen würde. Und die Monate davor? Er ist nie von meiner Seite gewichen. Ich hatte mich noch nie so stark gefühlt, so unzerbrechlich. Und ich hatte es geschafft. Trotz den Schikanen meiner Mitschüler, Elenas vergeblichen Versuchen mich wieder zu hintergehen und der Streiterei und der Erniedrigung meiner Eltern. Ich hatte Manus Mutter und seine Geschwister kennen gelernt, die allesamt die nettesten Menschen waren, die ich jemals getroffen hatte.

So wie Manu.

Wir hatten eine Wohnung.

Wir.

Ich war mir erst unsicher. Ich wollte nicht abhängig von Manu sein, denn ich hatte nicht mal einen Cent zur Verfügung, um auch nur irgendwas zu bezahlen. Ich wollte ihm nicht das Gefühl geben, dass ich einen Vorteil aus ihm ziehe oder so. Und ich wollte das für mich selber nicht, aber Manu versicherte mir, dass es okay war. Wenn es mir so wichtig war, auch etwas dazu beizutragen, könnte ich es tun, sobald ich einen Job oder so hatte.

Ich war damit einverstanden. Ich war gerade dabei, etwas für mich zu finden.

,,Wieder in deiner Gedankenwelt versunken, Schneewittchen?", fragte Manu leise, als er seine Arme um meine Hüfte schlang und seinen Kopf auf meine Schulter legte. Ich verschränkte unsere Hände miteinander und summte zustimmend.

,,Denk' doch nicht so viel darüber nach, jetzt, wo endlich alles vorbei ist.", flüsterte er und küsste meine Wange.

Ich musste lächeln.

,,Ich denk' nicht negativ darüber. Ich könnte nicht glücklicher sein."

Manu kicherte leise und stellte sich neben mich. Einen Arm löste er von mir und ließ den anderen an meiner Hüfte, zog mich damit an sich.

,,Ich könnte nicht glücklicher sein, dass ich dich so fühlen lasse."

Ich drehte mich zu ihm. Er drehte sich zu mir.

Manu nahm mein Gesicht in seine Hände und setzte einen Kuss auf meine Nase. Mein Lächeln wurde breiter, er küsste meine Stirn, meine Wangen, bevor er seine Lippen auf meine legte und diese in einen leidenschaftlichen Kuss verwickelte.

,,Verlass' mich nicht, bitte.", hauchte ich, als wir uns voneinander lösten und ich mein Gesicht in seiner Brust vergrub.

,,Niemals.", versicherte er mir.

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Dankeschön an jeden, der diese Story gelesen hat, an jeden, der kommentiert und gevotet hat. Ihr seid unglaublich, ich hätte niemals gedacht, dass auch nur irgendjemand diese Fanfiction lesen wird. 


Fuck sleep. [Sierra Kidd Fanfiction]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt