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Als ich aufwachte, war mir bewusst, dass ich alleine war. Denn ich spürte Manu's Nähe nicht mehr. Er müsste gegangen sein. Ich setzte mich seufzend auf und rieb mir die Augen wach.
Ich sah auf mein Handy, zwei Neue Nachrichten, 13:30.

Zum Glück war es Samstag.

Ich öffnete Manu's Nachrichten.

,,Hey! Denk' bitte nicht, dass ich wie ein feiger Idiot weggelaufen bin. :D Ich muss heute auf meine Geschwister aufpassen, und ich wollte dich nicht wecken, weil du so süß aussiehst, wenn du schläfst. Auf jedenfall, ruf mich an, sobald du wach bist." Ich musste grinsen. Idiot. Ich sah auf das Bild, was er mir geschickt hatte, und wurde rot, so rot, wie ich noch nie geworden bin; Er hat ein Bild von mir gemacht, wie ich schlief.

Oh Gott, wie peinlich.

Ich löschte das Bild so schell wie möglich von meinem Handy und wählte danach Manu's Nummer. ,,Hey hey. Du bist das schlimmste Beispiel für Fuck Sleep.", antwortete Manu. ,,Auch dir einen Guten Morgen.", grummelte ich verschlafen.

,,Wieso sollte ich anrufen?", fragte ich ihn gähnend, während ich mein Bett machte. ,,Damit ich trotzdem bei dir sein kann. Ich würde dich nämlich ungerne alleine lassen, aber noch weniger würde ich dich gerne bei mir haben, wenn ich auf meine Geschwister aufpassen muss.", erklärte er. Ich wurde rot und war sehr glücklich darüber, dass Manu mich gerade nicht sehen konnte. ,,Danke.", murmelte ich und tapste die Treppen hinunter in die Küche.

Manchmal wünschte ich mir, dass meine Eltern einfach nicht mehr zurück kommen würden. Ich fühlte mich zwar manchmal Einsam, aber es war schöner, als sie schreien zu hören und der Grund dafür zu sein. Es wäre einfacher.

Ich verbrachte meinen Samstag tatsächlich damit, einfach nur mit Manu zu reden. Selbst als ich mich schon ins Bett gelegt hatte, bestand Manu darauf, noch am Handy zu bleiben, um wirklich sicher zu gehen, dass ich auch schlafen kann, ohne ihn in meiner Nähe. Ich wurde rot und murmelte etwas wie ,,Das hättest du wohl gerne, dass ich ohne dich nicht leben kann."
Er versprach mir, sofort aufzulegen, sobald ich eingeschlafen wäre.

Und er hielt sein Versprechen.
-
Sonntag war mit Montag der schlimmste Tag der Woche. Es lief nichts im Fernsehen, es war irgendwie langweilig, der Tag zog sich immer viel zu sehr in die Länge. Deswegen verbrachte ich den halben Tag damit, einfach nur im Bett zu liegen und nichts zu tun.

Mein Vorhaben wurde durch das Klingeln meines Handys unterbrochen. Mühsam streckte ich mich aus dem Bett und griff nach dem nervenden Gerät. ,,Hey Manu." ,,Hey Alice. Wie geht's dir?" ,,Gut. Und dir?" ,,Naja, geht so." ,,Was ist passiert?", ruckartig setzte ich mich auf. ,,Du bist nicht hier, das macht viel aus.", ich wurde rot, atmete jedoch erleichtert aus. Nicht nur seine Augen, auch seine Worte brachten mich langsam um meinen Verstand. Irgendwann würde ich sicherlich daran sterben.

Ich ließ mich wieder zurück in mein Bett fallen. ,,Tja, leider liege ich aber gerade so gemütlich in meinem Bett, dass ich nicht aufstehen und zu dir kommen will.", sagte ich grinsend. ,,Wer hat denn gesagt, dass ich dich hier haben will.", sagte er ironisch. ,,Eins zu null für dich.", lachte ich. ,,Komm doch her, wenn du dich so einsam fühlst.", fügte ich hinzu. ,,Ich tu ja, wie du mitbekommen hast, sowieso nichts nützliches und meine Zeit mit dir zu vertreiben ist bekanntlich sinnvoll." Manu lachte. ,,Ich bin sofort da.", sagte er und wir legten auf.

Ich lächelte. Ich fühlte mich so wohl, wenn ich mit ihm redete. Ich wusste wirklich nicht, womit ich ihn verdient hatte.

Einige Minuten später knallte etwas gegen meine Fensterscheibe, und ich zuckte zusammen. Ich sprang vom Bett auf und rannte auf das Fenster zu, öffnete dies und starrte hinab auf einen grinsenden Manu. ,,Bist du bescheuert, ich hatte fast einen Herzinfarkt!", wurf ich ihm vor. Er lachte nur. ,,Ey, wenn ich geklingelt hätte, wärst du doch zu faul gewesen, um die ganzen Treppen nach unten zu gehen, um die Tür zu öffnen!", maulte er, während er den Baum erklomm.

Okay, er hatte ja Recht.

Ich ließ ihn durch mein Fenster steigen und schloss es wieder. ,,Alice!", rief er als er mich umarmte, vielleicht ein wenig zu energisch, und somit auslöste, dass wir beide aufs Bett fielen, da ich mich vor Schreck nicht halten konnte. ,,Ich glaube, wenn du weiter so machst, sterbe ich bald wirklich an einem Herzinfarkt. Oder ist heute in meinem Adventskalender der „Erschreck-Alice-zu-Tode" Tag?". Manu grinste mich an, und stützte sich mit seinen Armen neben meinen Schultern ab. ,,Nein, heute ist in deinem Adventskalender ein kleines Geschenk.", sagte er lächelnd. Ich zog eine Augenbraue hoch. ,,Ich weiß nicht was es ist, aber ich kann es jetzt schon nicht annehmen.", sagte ich ernst. Manu rollte nur seine Augen. ,,Ich schwöre es dir, wenn du siehst, was es ist, wirst du deine Worte von eben bereuen.", sagte er, ging von mir runter, und öffnete seinen Rucksack, den er davor in die Ecke geschmissen hatte. Ich setzte mich auf und beobachtete ihn neugierig. Eigentlich würde ich ungern Geschenke von ihm annehmen, da ich mich dann gewissermaßen dazu verpflichtet fühlte, ihm etwas zurück zu geben.
Und ich wusste nicht, was.
Er holte einige Hoodies und Sweater aus seinem Rucksack und hielt sie mir stolz vor die Nase. ,,Sicher, dass du die nicht willst?", fragte er mich grinsend und ich schüttelte nur den Kopf.

,,Ich glaub, ich will die doch.", murmelte ich gespielt beleidigt und Manu musste lachen.

Es war ein schönes Gefühl, jemanden zum Lachen zu bringen.

Manu legte seine Sachen vorsichtig auf meinen Schreibtisch und setzte sich neben mich aufs Bett. ,,Ich weiß, wie sehr du meine Sachen magst, und da ich sowieso zu viel Zeug hatte, dachte ich, ich könnte dir eine Freude machen.", erklärte er und ließ sich fallen.
Ich lächelte. ,,Dankeschön, Manu. Ich schätze es sehr." Er zupfte an meinem Shirt, zog mich mit einem Ruck zu sich runter und nahm mich in seine Arme. ,,Außerdem finde ich, dass dir meine Sachen viel besser stehen, als mir.", flüsterte er in mein Ohr. Ich vergrub mein Gesicht an seiner Brust um meine Röte zu überspielen.

,,Ich sehe deine roten Wangen sowieso.", lachte er. ,,Psht, tust du nicht.", murmelte ich lachend. Ich spürte, wie Manu ein wenig zur Seite rutschte, damit er mit seiner Hand mein Kinn nehmen und meinen Blick auf sich lenken kann. ,,Doch das tu ich und ich find' das unglaublich süß.", gab er zu.

,,Machst du das eigentlich absichtlich?", fragte ich ihn gespielt genervt und er grinste nur schulterzuckend, bevor er mich wieder an sich zog und ,,Vielleicht" murmelte.

An diesem Tag zeigte mir Manu, dass es auf der Welt wirklich nichts besseres gab, als zu kuscheln. Ehrlich gesagt, hatte ich vergessen, wie es sich anfühlt. Das letzte mal, dass ich mit einer Person gekuschelt habe, war vor drei Jahren.

Ich muss bestimmt nicht erwähnen, mit wem.

Der Fernseher lief seit einigen Stunden, aber ich glaube, keiner von uns beiden hatte ihm wirklich Beachtung geschenkt.
,,Manu, solltest du nicht Heute noch nach Hause gehen?", fragte ich ihn und fuhr noch einmal durch seine Haare, sein Kopf lag auf meinem Bauch.

Ich fragte mich, ob irgendwas an ihm nicht atemberaubend schön war, ehrlich. Das ist doch nicht mehr menschlich.

Manu antwortete nicht.

Ich grinste. Er müsste eingeschlafen sein. ,,Von wegen Fuck Sleep.", murmelte ich und streckte meinen Arm aus, um mein Handy von dem Nachttisch zu nehmen. Ich machte ein Bild von Manu, wie er schlief, als kleine Rache gegenüber dem Bild, das er von mir gemacht hatte.

Unterschied: Er sah mindestens genauso gut aus, wenn er schlief, wie wenn er wach war.

Ich brachte es nicht übers Herz, Manu zu wecken, es störte mich keineswegs, dass er blieb. Von mir aus könnte er unter mein Bett ziehen.
Ich knipste das Licht in meinem Zimmer aus und schloss ebenfalls meine Augen.

Fuck sleep. [Sierra Kidd Fanfiction]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt