Kapitel 8

204 12 2
                                    


POV: Jan

Ich wurde von dem Klingeln meines Weckers auf dem Schlaf gerissen. Müde stand ich auf und tapste ins Bad. Dort angekommen wusch ich mir mein Gesicht mit kaltem Wasser, stylte mir die Haare und putze mir die Zähne. Dann lief ich runter in die Küche, wo meine Mutter mich begrüßte. Nachdem ich fertig mit frühstücken war und meine Sachen für die Schule gepackt hatte, ging ich los. Ich war relativ früh dran heute.

Als ich auf den Schulhof kam, sah ich Viktor und seine Gang. Viktor erblickte mich und deutete mir zu ihm zu kommen. Also ging ich. Wir unterhielten uns über belanglose Dinge. Auf einmal sagte einer von ihnen, ich glaube Manuel war sein Name: „Leute? Guckt mal, da kommt Schieber das Opfer." Die anderen lachten, doch ich nicht. Sie waren eben doch wie alle anderen, immer auf die Schwachen gehen, die sich nicht richtig wehren. Mir tat Andre Leid, doch das war nicht der Grund, warum ich mit ihm befreundet sein wollte. Er ist anders als andere. Er hat diese gewisse Ausstrahlung, aber ich weiß auch, wie schrecklich es ist das Opfer der anderen zu sein. Ohne noch ein weiteres Wort zu verlieren lief ich los, Andre hinterher.

Er hatte mich wohl noch nicht gesehen, deswegen schlich ich mich von hinten an ihn heran und umarmte ihn mit einem „Buh". Er gab einen ziemlich unmännlichen Laut von sich, irgendwie süß. Als ich ihn losgelassen hatte, begrüßte ich ihn mit einem „Guten Morgen". Er murmelte daraufhin auch ein „Guten Morgen". Dann gingen wir ohne weiter etwas zu sagen in den Klassenraum. Dort setzten wir uns auf unsere Plätze und warteten.

Ich dachte eigentlich wir haben gleich eine Lehrerin, doch herein kam mein Klassenlehrer. „Ruhe! Die ersten beiden Stunden heute fallen aus, doch bevor ihr jubelt, ihr habt nicht frei, wir werden uns mit dem Thema Mobbing beschäftigen, da es ja einen aktuellen Fall gibt", motzte er. Ich wusste sofort um wen es ging. Ich sah zu Andre, dieser saß leichenblass neben mir. Der Arme... Lehrer behandeln dieses Thema mit so viel Feingefühl, wie Elefanten. Als er dann auch noch seinen Kopf auf die Tischplatte fallen ließ, legte ich ihm eine Hand auf den Rücken und versuchte ihn mit auf und abstreichen zu beruhigen. Er hob seinen Kopf wieder und ich schenkte ihm ein Lächeln, dann ließ ich meinen Blick jedoch nach vorne gleiten.

Nachdem die Stunde geendet hatte, sprang Andre auf und wollte wohl flüchten, aber unser Lehrer machte ihm einen Strich durch die Rechnung. Dieser sagte, dass er doch noch zu einem Gespräch dableiben solle.

Ich wollte die Pause mit Andre verbringen und ihn notfalls zu beschützen, deshalb passte mir das Gespräch ganz gut, und ich konnte noch vorher zur Toilette gehen, doch als ich zurück zum Klassenraum kam, war dort nur noch Herr Weber. „Jan? Gibt es noch etwas?", fragte er. Wahrscheinlich hatte er meinen suchenden Blick bemerkt. „Ähm... ist Andre schon weg?", fragte ich. Er nickte. Fuck! „Wieso? Willst du ihn auch fertig machen?", fragte er mit diesem typischen Lehrerblick. „Nein, im Gegenteil", sagte ich und mit diesen Worten verschwand ich. Wo kann er nur sein? Auf den Gängen tummelten sich Schülermassen. Vielleicht Pausenhalle? Nein... Mensa? Nein... Schulhof! Ich rannte hinaus... und tatsächlich, ich sah ihn und Viktor. Er hielt Andre am Kragen und die andren um sie herum grölten. Es machte ihnen wohl Spaß. In mir kochte die Wut. Wieso sind Menschen so schrecklich? Wie kann man einem Menschen nur sowas antun? Ich lief los und schrie: „Lass ihn sofort los!" Doch er rief nur spottend: „Was wenn nicht?!" „Das wirst du schon sehen." Er ließ Andre unsanft auf den Boden fallen und dieser blieb bloß benommen liegen. Ich wendete ein paar Selbstverteigungstricks an und schon lag Viktor am Boden. Ein Raunen ging durch die Menge. „Will noch jemand?!", knurrte ich. Alle schüttelten den Kopf. „Dann verpisst euch jetzt!", schrie ich. Alle, auch Viktor, rannten davon.

Dann sah ich zu Andre. Dieser lag regungslos auf dem Boden und hatte die Augen geschlossen. Fuck. Was soll ich tun? Sanitätszimmer. Gesagt getan. Ich hob ihn hoch und trug ihn, so schnell es ging, zum Sanitätszimmer. Die Sekretärin rief einen Schulsanitäter aus der 11. aus, der dann auch kam. „Hi ich bin Mark, was ist passiert?", fragte er freundlich. Er wirkte echt nett. Ich begann das zu erzählen, was passiert war. Er nickte nur und bat mich dann draußen zu warten. Wiederwillig ging ich hinaus.

Nach ein paar Minuten durfte ich das kleine Zimmer wieder betreten. Mark sagte: „Wenn er in einer halben Stunde nicht aufwacht, sollten wir einen Arzt rufen." Ich nickte. „Bleibst du hier?", fragte er. Wieder nur ein Nicken meinerseits. Dann verließ er das Zimmer wieder und ich war allein mit Andre. Es war still. Zu still. Nur sein und mein Atmen war zu hören. Ich umschloss seine Hand mit meiner und drückte sie leicht. Dann flüsterte ich: „Bitte wach auf..." Für den ein oder anderen mag es komisch sein, weil ich Andre erst seit zwei Tagen kenne, aber wie gesagt, er ist was Besonderes.

Irgendwann bewegte sich etwas in meiner Hand. Andres Hand. „A-andre?", stotterte ich. Langsam öffneten sich seine Augen. „Wo-wo bin ich...?", fragte er verwirrt. „Im Sanitätszimmer", sagte ich erleichtert und konnte nicht anders und umarmte ihn. Er erwiderte die Umarmung schwach. „Wie-wie bin ich hier her gekommen...?", fragte er. „Ich hab dich her gebracht... nachdem ich Viktor eine Lektion erteilt hab...", sagte ich. „Danke..."

Ende Kapitel 8

Über einen Kommentar und ein Vote würde ich mich freuen :)


Und dann kamst du... ~JandreWo Geschichten leben. Entdecke jetzt