Kapitel 6

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Langsam wollte ich mich löse, da ich so viel Körperkontakt nicht mehr gewohnt war. Nachdem wir uns gelöst hatten sagte ich etwas verlegen: „Danke... ich denke ich sollte nach Hause gehen."
„Soll meine Mum dich fahren?", fragte er. „Ne, wohne gleich um die Ecke, aber danke", antwortete ich. „Dann bring ich dich aber noch mit nach Hause", sagte er. „Musst du nicht, hab dir schon genug Arbeit gemacht...", sagte ich. „Quatsch, das war doch selbstverständlich...", sagte er und wurde leicht rot. „Für dich vielleicht... jeder andere hätte mich da einfach liegen lassen", entgegnete ich. Er gab nur ein Brummen von sich. „Ich werde mich dann mal auf den Weg machen", sagte ich nach einer Zeit der Stille. Er nickte und wir gingen aus seinem Zimmer nach unten.

Schweigend gingen wir auf der Straße entlang. Niemand sagte etwas. Kurz vor meinem Haus sagte ich: „Da vorne wohne ich." „Okay, dann bis morgen", sagte er. „Bis morgen", antwortete ich.

Ich ging die Treppe zu unserer Wohnung hinauf, hoffentlich hört mich meine Mutter nicht. Leise stecke ich den Schlüssel ins Schlüsselloch und drehe ihn um. Mit einem leisen Knacken springt die Tür auf. Ich trete ein und schließe die Tür wieder hinter mir. Mein Board lehne ich an die Wand und meine Schuhe ziehe ich auch aus. Als ich gerade in meinem Zimmer verschwinden will höre ich eine Stimme hinter mir: „Wo warst du denn so lange?" „Ähm... draußen", antworte ich ohne mich umzudrehen. „Kommst du Essen?", fragt sie mich. „Ähm... ne... ich hab keinen Hunger", antworte ich. „Andre? Was ist los?", fragt sie. „Nichts...", sage ich. „Lüg mich nicht an", sagt sie daraufhin. Sie dreht mich an meinen Schultern zu sich hin und zieht erschrocken die Luft ein. Na toll jetzt ist das passiert, was ich nicht wollte. „W-wer w-war das?", stottert sie fragend und zeigt auf das Pflaster, was an meiner Lippe klebt. „N-niemand... bin mit meinem Board hingefallen", lüge ich. „Lüg mich nicht an", sagt sie streng mit etwas Traurigkeit in der Stimme. Dann zieht sie mich zur Couch und wir setzen uns. Dann sieht sie mich erwartend an. Soll ich ihr alles erzählen? Oder nur das, was heute passiert ist? „Also...?", fragt sie vorsichtig. „I-ich... also... ich... ehm... werde gemobbt...", sagte ich und musste schlucken. „W-wie lange...?", fragte sie stotternd. „Länger...", gab ich zurück. „Wie lange?", fragte sie nun wieder. „Seid der fünften Klasse...", sagte ich und eine Träne floss mein Gesicht entlang. „I-ich... b-bin so eine schlechte Mutter...", schluchzte sie und brach jetzt komplett in Tränen aus. Das wollte ich vermeiden... ich konnte sie nicht weinen sehen. „E-es ist nicht deine Schuld... ich hab mir echt Mühe gegeben mir nichts anmerken zu lassen... dich trifft keine Schuld...", schluchzte ich. Auch ich konnte meine Tränen nicht mehr zurückhalten. „Und wo h-hast d-du die P-Pflaster h-her?", fragte sie Schluchzend. „Jan...", gab ich nur zurück. „W-wer ist das denn?", fragte sie wieder. „D-der N-neue aus meiner Klasse... er wohnt ein paar Häuser weiter", sagte ich. Sie nickte nur. „Ich geh dann duschen und schlafen, gute Nacht", mit diesen Worten stand ich auf und gab ihr noch einen Gutenachtkuss. Sie nickte wieder nur.

Nachdem ich fertig mit duschen war, lag ich in meinem Bett und öffnete Facebook. Eine Nachricht von Jan.
J: Hey... Wie geht es dir?

A: Geht so... meine Mum hat die Pflaster gesehen.

Warum schrieb ich das? Ich wollte ihm doch eigentlich nicht an mich heranlassen.

J: Lass uns mal auf WhatsApp weiterschreiben, mag Facebook nicht so gern. Gibst du mir deine Handynummer?

Ich überlegte kurz, schrieb sie ihm dann aber. Nach ca. einer halben Minute hatte ich eine neue WhatsApp Nachricht von einer unbekannten Nummer. Ich sah das Profilbild und erkannte Jan mit einem Mädchen. Bestimmt seine Freundin.
Er schrieb:

J: Hey^^

A: Hi

J: Was hat deine Mum gesagt?

A: Sie weiß jetzt, dass ich gemobbt werde und gibt sich selber die Schuld, dass sie nichts gemerkt hat...

J: Oh shit :( Tut mir leid...

A: Naja... werde dann mal schlafen... Gute Nacht, schlaf gut.

J: Gute Nacht, du auch J)

Dann machte ich mein Handy aus. Mir kam ein Liedtext in den Kopf: „Ich möchte doch gar nicht atmen... ich möchte doch gar nichts sein..." Dieses Lied ist einfach genial und besonders der Anime dazu. Mit einem kleinen Ohrwurm schlief ich dann ein.

Der nächste Morgen lief genauso ein wie der gestrige.An der Schule angekommen sah ich Jan, wie er bei Viktor und so stand. Ichwusste es. Mit leicht gesenktem Blick ging ich aufs Schulgebäude zu. Auf einmalwurde ich von hinten gepackt... 

Lasst doch einen Kommentar da.^^

Danke für 100 reads :)


Und dann kamst du... ~JandreWo Geschichten leben. Entdecke jetzt