Kapitel 21

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Am Nachmittag lag ich auf meinem Bett und dachte über die Situation mit Jan nach. Ich brauchte Ablenkung. Definitiv. Deswegen schrieb ich Melina. ‚Lenk mich ab... bitte...' schrieb ich ihr. Sie antwortete: ‚Jan?' Ich: ‚Ja...' Sie: ‚Wenn du mir versprichst es niemanden zu verraten, was du bei mir siehst, kannst du vorbei kommen' Ich war so verwirrt von ihrer Nachricht, dass ich sie zweimal lesen musste...

Was meinte sie damit? Mit einem leicht mulmigen Gefühl machte ich mich auf dem Weg zu ihrem Haus. Es war nur ein paar Straßen von meiner Wohnung entfernt. Was wird dort wohl passieren? Mit Musik, So wie du bist, einen Song von Motrip ging ich durch den Schnee.

Bei ihr angekommen klingelte ich. Kurz darauf wurde die Tür geöffnet und eine grinsende Melina stand vor mir. „Hey Andre, schön, dass du gekommen bist. Ich werde dir heute eines meiner Geheimnisse zeigen", sagte sie. Ich sah sie mit schiefgelegten Kopf an. „Ach ja, sorry, komm rein", entgegnete sie mir und trat einen Schritt beiseite um für mich Platz zu machen. „Wo soll ich meine Schuhe hinstellen?", fragte ich. Ich war heute das erste Mal bei ihr, kaum zu glauben aber wahr. „Ähm achso, einfach da vorne", sagte sie und deutete auf ein kleines Schuhregal. „Mama? Wir sind oben", rief Melina. Man hörte nur ein „Okay" von einer Frauenstimme. Daraufhin ging sie eine Treppe hinauf und ich folgte ihr. In der oberen Etage angekommen gingen wir in ein eher schlicht gehaltenes Zimmer mit weißen Möbeln. Ich hörte ein Bellen und ein Hund kam ins Zimmer. „Hast du eigentlich Angst vor Hunden?", fragte sie. Ich schüttelte den Kopf und sah den Hund an. „Wie heißt er denn?", fragte ich „Nacho", antwortet sie und ich begann den kleinen Hund zu streicheln. Dann sah ich mich weiter im Zimmer um. Es standen ein paar Softboxen und ein Kamerastativ rum. Irgendwie kam es mir wie YouTube Equipment vor. So etwas habe ich schon mal in einem Vlog gesehen. Ich ging ein paar Schritte auf die Sachen zu und drehte mich dann zu Melina um. Sie sah unsicher zu mir. „Nein... du bist doch nicht etwa...?", begann ich fragend. „YouTuber...? Doch...", sagte sie so, als ob das was schlimmes sei. „Das ist ja voll cool, wie viele Abonnenten hast du?", fragte ich. „Momentan ca. 1500", sagte sie schon etwas gelassener. „Oha voll viel meintest du das mit dem Geheimnis?", fragte ich. „Ja, ich glaube das würde bei denen in der Schule nicht sehr gut ankommen, YouTube ist ja nicht so deren Ding", sagte sie. „Zu schämen brauchst du dich aber dafür nicht, aber es ist deine Sache wem du es erzählst, ich finde es jedenfalls echt nice", entgegnete ich ihr. Ob Jan es stören würde? Ach Jan... „Setz dich doch", sagte Melina und deutete auf die Couch. Ich nickte und setze mich. Mit einem Mal war meine Laune wieder am Boden. Der Streit, kann man es Streit nennen? Mit Jan machte mich fertig. „Jan?", fragte sie und legte eine Hand auf meinen Rücken. Ich nickte nur. „Ach das wird schon wieder...", versuchte sie mich zu trösten. „Willst du mir bei meinem neuen Video helfen? Du musst auch nicht vor die Kamera", fragte sie. Vielleicht würde mich das ablenken...

Es waren ein paar Stunden vergangen und Melina und ich saßen Pizza essend auf ihrer Couch. Der Videodreh hatte mich wirklich abgelenkt. „Wie heißt du eigentlich auf YouTube?", fragte ich. „LifeWithMelina, kann dir später einen Link über WhatsApp senden", antwortete sie mir.

Abends in meinem Bett sah ich mir ein paar von Melinas Videos an, aber irgendwann kam mir eine gewisse Person wieder ins Gedächtnis. Jan. Warum war das alles so gelaufen? Jan war seit heute Morgen nicht mehr auf WhatsApp online. Würde sich morgen alles klären? Wer hat Schuld? Gibt es einen Schuldigen? Ach Jan...

Und dann kamst du... ~JandreWo Geschichten leben. Entdecke jetzt