Kapitel 26

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Ich erstarrte. Er. Weglaufen hatte keinen Sinn. Die Schläge von ihnen würden nur noch härter werden. Ich wurde am Arm gepackt und mitgezogen.

In einem Gang, wo eigentlich sonst niemand ist, hielten wir an. Ich wartete auf Schläge, doch ich bekam keine. Nur ein Seufzen vernahm ich. „Andre? Öffne deine Augen, so hässlich bin ich auch wieder nicht", sagte er. Ich gehorchte und vor mir stand ein Viktor, der leicht Lächelte. Verwirrt sah ich mich um, doch niemand von seiner Gang war zu sehen. „Du willst mich nicht wieder schlagen?", fragte ich ihn verwirrt. „Nein, ich wollte dir nur noch mal klar machen, dass das was gestern Nachmittag war, nie wieder vorkommen wird und wenn du es jemanden erzählen solltest, weißt du was passiert", sagte er, zum Ende hin drohend und untermalte seine Aussage noch mit dem Heben seiner Faust.

Danach verschwand er einfach.

Verwirrt ging ich zurück zur Mädchentoilette, vor der Melina stand und wartete. „Wo warst du?", fragte sie. „Nicht so wichtig", sagte ich. „Hast du mit Jan gesprochen?", fragte sie daraufhin freudig. „Nein", sagte ich traurig. Sie umarmte mich und flüsterte ein „Sorry".

Nachdem der Schultag, der sich heute wie ein Kaugummi langezogen hatte, zu Ende war, ging ich mit Melina nach Hause. Von Jan war mal wieder keine Spur. Irgendwie beschäftigte mich aber nicht nur Jan, denn der tat es irgendwie in letzter Zeit immer, sondern auch Viktors Worte. „Ich war nicht immer so" Was war wohl der Auslöser dafür, dass er so geworden ist, wie er ist? Was war nur pa... „Huhu Andre?! Hallo?! Erde an Andre!", rief Melina. „Hm... Was hast du gesagt?", fragte ich. „Was dich so beschäftigt, dass du kaum redest hab ich gefragt", wiederholte sie. „Jan...", gab ich halb wahrheitsgemäß zu. „Du lügst, es ist nicht nur Jan, irgendwas ist noch", stellte sie fest. Was sollte ich sagen? Ich wollte ihr das mit Viktor nicht erzählen, noch nicht. Nach einer Ausrede suchend, sah ich mich um. Und ich fand sie. „Tschüss Melina, bis morgen", sagte ich und lief schnell nach links in meine Straße. „Warte Andre!", rief sie mir hinterher. Doch ich ignorierte es einfach. Ich hatte außerdem auch keine Lust auf Diskussionen.

„Mama?! Ich bin wieder zuhause!", rief ich in die Wohnung hinein. Doch keine Antwort. „Mama?!", rief ich erneut. Doch wieder keine Antwort. Küche, Bad, Schlafzimmer, nirgends war eine Spur meiner Mutter. Letzter Raum, wo ich sie vermutete war das Wohnzimmer. Und tatsächlich, dort lag sie auf der Couch und schlief. Ich nahm leicht Lächelnd eine Wolldecke und deckte sie zu. Dann ging ich in die Küche und kochte etwas und dachte nach. Meine Mama ist schon die beste. Sie arbeitet so viel und versucht mich glücklich zu machen, auch wenn wir nicht viel Geld haben, sie will immer das Beste für mich und versucht immer, mir alles zu ermöglichen. Das alles, nachdem mein Vater gegangen ist... „Andre? Wie lange bist du schon da?", unterbrach meine Mutter meine Gedanken. „Noch nicht so lange", sagte ich und wand mich wieder dem Herd zu. „Sorry, dass ich nicht gekocht hab, wollte mich nach der Arbeit eigentlich nur fünf Minuten hinlegen", entschuldigte sie sich. „Schon okay, Mum. Du tust doch schon so viel für mich", sagte ich. Sie Lächelte, nachdem ich dies gesagt hatte.

Nachdem wir gegessen hatten legte sich meine Mutter zum Schlafen hin. Ich hatte Milchreis mit heißen Kirschen gekocht.

Nun saß ich an meinen Hausaufgaben. Nachdem ich diese beendet hatte schweiften meine Gedanken wieder zu Jan und Viktor.

Ich entschloss mich dazu ein bisschen am Rhein spazieren zu gehen.

Gedacht, getan. Nun befand ich mich auf dem Weg zum Park am Rhein, einfach den Kopf frei bekommen. Im Park angekommen ging ich einen der Wege entlang. Ich sah Händchenhaltende Pärchen und auch zwei Jungs. Ich musste schmunzeln. Es ist irgendwie schon schön in einer so toleranten Stadt wie Köln zu leben, nicht überall wird das akzeptiert, zwar gibt es auch hier Idioten, aber gefühlt lange nicht so viele wie anderswo.

Ich ging eine Zeit lang hinter den beiden hinterher. Mit der Zeit fiel mir die Ähnlichkeit zu Jans Haaren auf. Und schon wieder war der Dunkelblonde in meinen Gedanken. Wollte ich nicht eigentlich gerade ihn aus dem Kopf bekommen? Auf einmal hielten beide an und der Größere stellte sich vor den Kleineren und küsste ihn. Irgendwie fand ich das ja schon süß, doch als sich der Kleinere einmal kurz umdrehte, war es mit mir vorbei. Da stand Jan. Anscheinend hatte er einen Freund. Und er hat es nicht mal für nötig gehalten mir, seinem besten Freund, das zu erzählen. Oder waren wir keine besten Freunde mehr...?

Ende Kapitel 26

Und dann kamst du... ~JandreWo Geschichten leben. Entdecke jetzt