Kapitel 14

199 13 5
                                    


„...stehe auf J-jungs... u-und... w-wurde deswegen ge-gemobbt..." Er senkte seinen Kopf. Mit allem hätte ich gerechnet, aber nicht damit. „Ich kann verstehen wenn du mich jetzt hasst...", gab er leise von sich. Wie konnte er nur sowas denken? Ich umarmte ihn um ihm zu zeigen, dass ich damit kein Problem habe. „Wieso sollte ich dich denn hassen?", fragte ich. „Naja... damals a-als das a-alles r-rauskam... ha-haben alle mich gehasst... nur w-wegen mir s-sind wir v-von der Kleinstadt bei Hannover h-hier her gezogen", sagte er und begann dabei zu schluchzen. Ich drückte ihn noch mehr an mich und er krallte sich in meinem T-Shirt fest. Es tat weh ihn so zu sehen. „Hey... alles gut...", versuchte ich ihn zu beruhigen. Man... ich kann doch sowas gar nicht. „U-und... ich g-glaube d-du w-weißt... w-wie sch-schlimm es ist immer a-ausgeschlossen zu w-werden... ich wurde ständig a-auf den G-gängen b-beschimpft u-und n-niedergemacht. Ich hatte nur einen besten Freund... e-er hieß Cengiz. W-wir kannten u-uns n-nur a-aus dem I-internet... aber irgendwann hat es mir gereicht... ich hatte keinen Bock mehr rumgeschubst zu werden... ich habe mit Kampfsport angefangen und damit auch Selbstverteidigung gelernt...", erzählte er weiter. Immer noch strich ich mit meiner Hand auf seinem Rücken auf und ab. „Und wie ging es dann weiter...? Wenn ich fragen darf?", fragte ich vorsichtig nach. In diesem Moment hasste ich meine Neugier. „Ich konnte mich ab dann halt verteidigen... aber eines Tages... kam es dann alles raus... Also vor den Lehrern... es gab Konsequenzen für die ganze Klasse... außer für mich halt... daraufhin beteuerten dann viele wie leid es ihnen denn tuen würde... und das sie das doch gar nicht wollten... und ich Idiot habe ihnen geglaubt... bis zu dem Tag wo es passierte... i-ich war auf eine Party eingeladen worden wo nur welche von meiner alten Schule waren... sie haben mich abgefüllt... und... und... Fotos und Videos davon gemacht wie ich mich übergeben musste... dann haben die mich bis zur Boxershorts ausgezogen und meinen Körper bemalt...", er begann wieder lauter zu schluchzen, „die Fotos waren an dem M-montag überall in der Schule... und nicht nur dort, sondern auch im Internet... nach dieser Aktion haben meine Eltern mich sofort von der Schule genommen und wir sind nach Köln gezogen... ich bin meinen Eltern so dankbar, dass sie immer hinter mir standen...", mit diesen Worten endete er. Wow... was war das für ne krasse Story... Ich wurde echt wütend... wie kann man Jan sowas antun?! „Das tut mir so leid...", gab ich nur von mir. Mehr konnte ich nicht sagen... „H-hattest du einen Freund? Wenn ich das fragen darf?", fragte ich dann doch noch nach. Man Neugier... hör auf damit... nicht der richtige Zeitpunkt... ich fühlte mich wie ein gefühlloser Trampel, dass ich in einer solchen Situation sowas fragen konnte... „Erstmal... du darfst mich alles fragen... ich vertraue dir... und hoffe es ist kein Fehler... und ja... hatte ich... er hieß Luca... hat mich aber dann verlassen, weil ich ihm zu peinlich war...", antwortete er. „Nein... du kannst mir vertrauen... und dieser Luca muss ein ziemlicher Arsch sein, wenn er dich verlässt", sagte ich. Jan lächelte leicht und sagte dann: „Danke." Fragend sah ich ihn an. „Dafür, dass du trotz allem immer noch hier bist und mich nicht hasst...", beantwortete er meinen fragenden Blick. Ich antworte nicht mehr und zog ihn zur Bestätigung nur noch enger an mich heran, wenn das überhaupt noch möglich war.

Irgendwann hatten Jans Tränen aufgehört zu fließen und wir machten uns schweigend auf den Weg nach Hause. Vor meinem Haus blieben wir stehen. „Danke für den Nachmittag", sagte Jan und ein leichtes Lächeln umspielte seine Lippen und obwohl seine Augen, die wohlbemerkt ein sehr schönes blau hatten, vom vielen weinen noch ganz rot waren, wirkte er befreiter. Er wollte gerade gehen, doch ich rief ihm hinterher: „Bekomm ich gar keine Umarmung zum Abschied?" Woher ich den Mut genommen hatte wusste ich nicht. Jan drehte sich um und grinste verlegen: „Ich dachte vielleicht du willst das nicht, weil..." „... weil du schwul bist? Jan! Ich hab damit kein Problem. Egal ob du schwul, hetero oder bi bist. Du bleibst immer noch der gleiche Mensch", unterbrach ich ihn. Sein Grinsen wurde noch breiter und er umarmte mich. Dann flüsterte er noch: „Danke."

Ende Kapitel 14


Und dann kamst du... ~JandreWo Geschichten leben. Entdecke jetzt