Es dauerte nicht lange, bis Taehyung vom alten, vetrauten Hof begrüßt wurde.
Schnell kramte er seinen Schlüssel heraus und ging geradeaus auf die Stahltür zu und stand kurz darauf im Treppenhaus.
Er summte eines seiner Lieblingslieder. Als er in seine kleine Wohnung im zweiten Stock trat, wurde das Summen schließlich zu einem Singen. Auch, wenn er die ein oder anderen englischen Wörter nicht wirklich aussprechen konnte, sang er laut und fröhlich. Taehyung tat das oft. Der junge Koreaner war ein sehr aufgeweckter und fröhlicher Mensch, er konnte sich schließlich über nichts beschweren.
Gleich steuerte er das Schlafzimmer an. Es war wie jedes andere Zimmer sehr klein, nur ein Bett, ein kleiner Schrank und ein Nachttisch hatten darin Platz. Abgesehen von den Klamotten, die überall auf dem Boden lagen. Wie jedes Mal trat er über diese auf seinem Weg zu dem, ebenfalls kleinen, gemauerten Balkon. Auf dem Steingeländer häuften sich Blumen und hier und da auch ein paar Kakteen.
Taehyung kaufte wieder und wieder neue Blumen, wenn sie verwelkten. Zumindest hatte er das. Davor standen sie auf der anderen Seite, an der Wand, und Taehyung vergaß das Gießen oft. Nun, an ihrem neuen Platz, kam der Regen an sie heran. Und auch der Koreaner hatte sich überall in der Wohnung Zettel mit selbstgemalten Kakteen und Blumen, die allesamt ein Lächeln aus zwei Punkten und einem Halbkreis trugen, hingeklebt. Seine kleinen Zeichnungen sahen aus, als kämen sie von einem Kleinkind, er war jedoch ziemlich stolz auf sich selbst. Ihren Zweck erfüllten sie schließlich; so erinnerte er sich doch manchmal an das Gießen.
Grinsend schnupperte er an einer blauen Blüte, während er die letzten Worte vom Lied sang. Er erinnerte sich wieder an das schwarze Tagebuch und rannte in den Flur, wo er es liegen gelassen hatte.
Trotz Unsicherheit schlug er es ein zweites Mal auf. Er blätterte im Tagebuch rum, wobei ihm auffiel, dass unregelmäßig geschrieben wurde. Mit klopfendem Herzen schlug er die zweite Seite auf, der erste richtige Eintrag also.
29. Januar 2015
Ich hasse meine Klasse. Ich bin so was von irrelevant für jeden dort. Wieso beschwere ich mich überhaupt? Die interessieren mich doch auch kein bisschen.
Taehyung bemerkte jetzt auch, dass es gar keine richtigen Tagesabläufe waren.
5. Februar 2015
Ich stecke wieder im Krankenhaus fest. Was 'ne Freude. Ich hasse meinen Kreislauf. Wenigstens sehe ich jetzt niemanden aus der Klasse oder sonst jemanden, den ich kenne. Gut, meine Eltern kommen oft, aber dann "schlafe" ich jedes Mal. Vielleicht wünsche ich mir auch, dass mich jemand aus der Klasse besucht. Dann wüsste ich wenigstens, dass ich zumindest einer Person von zwanzig, aus denen die Hälfte meiner Jugend besteht, nicht ganz egal bin. Was denke ich überhaupt?
Er schüttelte den Kopf. Warum sah die Person denn alles so negativ? Bestimmt war die Klasse toll, die Person sollte sich doch einfach mal mit ihnen anfreunden, dachte er. Aber Taehyung verspürte auch Mitleid. Er kannte das so nicht, na ja, er glaubte, es nicht zu kennen.
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color thief •taekook•
RomancePositives Denken ist gut, jedoch sollte es realitätsgetreu bleiben. Vieles sollte realitätsgetreu bleiben. - die handlung ist frei erfunden, ich verfüge über keinerlei rechte über die in der geschichte vorkommenden personen.