Kapitel 3 part 2

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Mein Blick blieb an seinen Lippen hängen. Mir wurde wieder anders, als mir plötzlich der Gedanke in den Kopf schoss, ihn zu küssen. Was fällt mir ein?! Keine gute Idee grade bei ihm auf solche Gedanken zu kommen. In dem Moment fiel mir auf, dass ich ihm viel zu nah war. Ich sollte ihn nicht küssen. Spätestens heute Abend sitze ich bei mir Zuhause und spiele mit meinem süßen weißen Kätzchen Alice auf meinem kuscheligen gewohnten Bett in einer gewohnten Umgebung.

Er hielt mich an meinen Handgelenken fest und seine Lippen strichen leicht über meine Wange. Die Haut kitzelte und ein Kribbeln machte sich in meinem Bauch bemerkbar. Ich blinzelte benommen und wurde stocksteif. Nichts brachte mich dazu, den Moment zu  zerstören, denn es fühlte sich tatsächlich, trotz der Tatsache, dass er mich gefangen hielt, gut an. Nun küsste er sanft meine Nase. Meine Augen schlugen sofort zu und ich genoss den Moment und seine sanfte Berührung seiner Lippen. Sie wanderten weiter runter zu meinen Lippen, die von allein seine auffingen. Unser Atem wurde lauter und wir pressten immer wieder unser e zarten Lippen aneinander. Das Kribbeln ließ gar nicht nach. Er löste sich und ich suchte die Nähe seines Mundes, dass sich meine Stirn an ihn lehnte. „Sag es mir…wie heißt du?“ flüsterte ich zaghaft. Mir war gar nicht klar, wie es zu diesem Moment kam, wieso ich seine Lippen und die Nähe seines kräftigen und wunderschön geformten Körpers suchte.

Ein Schmunzeln vibrierte in seiner Brust und der stockende Atem kitzelte an meiner Wange: „Ich habe viele Namen… Such dir einen aus.“ Er zwinkerte mir zu. Sollte der ein Scherz gewesen sein?! Mir war nicht wirklich klar wie ich da reagieren sollte und war verwirrt. Mein verwirrter und fragender Blick der ihn direkt in die Augen schaute, amüsierte ihn. Daraufhin gab er mir erneut einen Kuss. Diesmal traf er mich neben meinem Ohr. „Harry, “ flüsterte er.  Ich sah ihm in die Augen und presste meine Lippen zusammen. Wenigstens kannte ich jetzt seinen Namen, der mir gefiel und ein wenig beruhigte es mich seinen Namen zu kennen. Nach langem stummen in die Augen sehen, unterbrach ich die Stille: „Harry…warum bin ich hier?“ Fragend sah ich ihm wiederholt in die Augen. Sein Mundwinkel zuckte und er schien längst nicht mehr so gefährlich, wie ein paar Momente davor. Sein Griff an meinem Handgelenk wurde lockerer, doch hielt er mich noch immer fest. Seinen Kiefer schob er leicht nach vorne und er sah mir durchdringend in die Augen. Was hatte er jetzt vor?  Hatte ich was Falsches gefragt? Schließlich wollte ich wissen, warum er mich in seiner Wohnung gefangen hielt.  Es war schon toll, dass er mich von der Straße geholt hatte. Ohne ihn hätte ich vielleicht jetzt noch auf der Straße gelegen oder wäre verblutet. Vielleicht auch gestorben? Dann müsste er wohl mein Leben gerettet haben, trotz seines durchbohrenden und rasanten, aber auch geheimnisvollen Inneres. Es musste ihn wohl etwas bewegt haben mich von der Straße zu heben, in sein Zuhause, welches offensichtlich ich als erste der „Äußeren“ kennenlernen durfte. Was auch immer hinter seiner Reaktion steckte, die Fassade würde ich wohl durchbrechen können, bevor ich endlich in mein Zuhause stolzieren konnte. Auf einmal war er jemand anderes für mich geworden. Ich hatte Respekt und Angst. Er könnte mich verletzen und auch noch länger bei sich festhalten. Ja das konnte er, ohne eine zweite Handbewegung tätigen zu müssen. Doch auch irgendwie sah ich etwas anderes außer das Schrecklich in ihm. Was auch immer sich hinter seiner Fassade verbirgt. Es konnte nur Schrecklich sein. So schrecklich, dass es einen Menschen verändern Konnte. Zu einem Wesen, welches für uns ebenso gefährlich sein konnte, wie für ihn. Denn wer konnte schon allein mit einer schwerwiegenden Last umgehen, ohne etwas davon auszutragen? Nein das konnte niemand. Ich verspürte Mitleid und Ehrfurcht, doch wenn ich hier rauskommen wollte, dann musste ich wohl etwas tun, was nicht so einfach sein wird und was mir auch in dem Moment wahnsinnig Angst und Respekt bereitete. Die Zeit heilt alle Wunden, doch die Narbe bleibt und das tief. 

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