Kapitel 5 part 3

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Eine Nacht war vergangen. Ich hatte kaum geschlafen und hatte Schwierigkeiten aus dem Bett zu steigen. Das Bett fühlte sich ungewohnt an und es war unerträglich seinen starken Arm nicht um seine Taille gepresst zu haben. Ich hatte dunkle Ringe unter den Augen, die ich mit dem Abdeckstift überdeckte. Dazu zog ich mir meine Uniform an und nahm mir meine Tasche. Frühstück ließ ich aus, hatte keine Lust meinen Eltern zu begegnen. Sie würden nur wieder ein Gespräch anfangen wollen und dazu hatte ich nun wirklich keine Nerven. Mit schweren Schritten lief ich zur Underground. Es war Rush hour, also war es schwierig zwischen all den Leuten Platz in der U-Bahn zu finden.  Manche Bahnen ließ ich einfach aus, weil ich eh keine Chance gehabt hätte reinzukommen. Nach langem Warten stieg auch ich mal ein und kam an der Schule an. Die meisten sahen mich an, als sei ich von den Toten auferstanden oder eine fremde. Die Blicke ignorierte ich und schmiss meine Bücher in meine Tasche, Ordnung war ein Fremdwort für mich. Es sollte mich bloß niemand ansprechen, deshalb ging ich völlig rücksichtslos in den Klassenraum und setzte mich auf meinen Platz. Judith, die sonst immer neben mir saß, hielt Abstand, doch ihre Blicke waren neugierig und versuchten mich zu durchbohren. Auch das versuchte ich zu ignorieren und kritzelte irgendwelche Muster in meinen Notizblock. Die Jungs grinsten und tuschelten mit den größten Zimtzicken der Klasse. Das Gelächter war laut und es war zu erkennen, dass sie mich damit meinten. Anscheinend würde ich erst mal ein großes Gesprächsthema werden, dass nämlich Judith die Klappe hält, war nicht zu erwarten. Es war ein Nachteil an unserer Freundschaft gewesen, war sie sauer konnte sie nie die Klappe halten und die meisten waren auf dem aktuellsten Stand über mich. Die Glocke rasselte und der Unterricht begann. Der Schultag fing ausgerechnet mit Mathe an, dass ich schon von Anhieb nicht aufpasste. In meinem Kopf ging es nur um Harry. Unbewusst zeichnete ich Harrys volle Lippen nach und seine Locken. Seine Augen schwirrten auch mitten auf dem Blatt Papier, sie waren so schön…Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen, als Miss Cowell meinen Block zuklappte und mir wegnahm. Die anderen Schüler grinsten, worauf sie von mir böse  Blicke einernteten. Die restlichen Schulstunden überstand ich nur, indem ich gelangweilt die Uhr anstarrte und dabei mit meinem Stift spielte. Auch die Pausen verbrachte ich alleine auf einer Bank. Nach dem letzten Rasseln der Glocke ging ich schnell aus der Schule hinaus. Ich hatte keine Lust auf Zuhause und beschloss mich auf den Weg zu Harrys Wohnung zu machen. Den ganzen Tag hielt ich es nicht ohne ihn aus. Es wäre ein Vorteil gewesen zu wissen wo er wohnt oder seine Nummer zu haben, aber das hatten wir beide völlig vermasselt. „Ich bin immer da…“ schwirrten mir seine letzten Worte durch den Kopf. Wenn er doch immer da war, wieso fand ich ihn dann nicht?! Das sind alles wirre Worte, die sich schnell wieder in meinem Kopf ausbreiteten. Zuerst machte ich mich auf den Weg zu Oxford Street. Dort in der Nähe hatte er mich gefunden. Die Straße war nicht weit, also beschloss ich die Strecke zu Fuß zu gehen. Nach ungefähr 5 Minuten war ich an der Disco angekommen, in der ich mein gewagtes Abenteuer erlebt hatte. Bei Tageslicht sah das Haus noch verrotteter aus, als ich es in der Nacht empfunden hatte. Ich ging ein Stück weiter und blieb nun an der Stelle stehen wo mich die üblen Kerle zusammenschlugen und Harry mich fand. Ab hier war es ein großes Loch vor Augen. Wo sollte ich denn jetzt lang?!  Ich hatte es kaum mitbekommen, wie Harry mich von der Straße nahm und mich seinen Weg nach Hause trug. Es war unmöglich den Weg zu finden. Die Länge und die Zeit des Weges hatte ich auch nicht einschätzen können. Vielleicht würde Harry an mir vorbeigehen oder sich hier in der Nähe aufhalten, auch wenn es um die Mittagszeit eher unmöglich war, aber was brachte mir das so schnell aufzugeben.

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