Kapitel 1

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Kapitel 1

„Warte…“ rief meine beste Freundin zu mir, als ich grade aus der Tür gehen wollte. Es war Abend.

Meine beste Freundin  Judith war grade dabei zu versuchen, im Stehen ihre hohen schwarzen glitzernden High-Heels anzuziehen. Es sah wie eine Art Kunststück aus, wie sie sich mit einem Arm an dem Türrahmen stützte und mit der anderen Hand versuchte, den Schuh über ihre Hacke zu ziehen.

Wir hatten vor, uns trotz unserer zarten fünfzehn Jahre, in eine der Straßenparties der Oxford Street

zu schleichen und das Nachtleben zu erkunden. Ihr Freund Ron hatte was dagegen und ich musste sie aus seinen Armen zwingen oder besser gesagt reißen um sie von ihm los zu bekommen. Er ging zu meinem Glück in dieser Nacht zu einem Kumpel, dass er es nicht verhindern konnte. Er wusste, dass wir gehen wollten, aber den Zeitpunkt haben wir nicht erwähnt. Es war für diese Nacht geplant und es würde uns auch keiner unserem Plan in die Quere kommen.

Judith war nicht sehr begeistert von dem Plan, sie machte sich eher Sorgen um die Kriminalität der Stadt, schließlich gibt es in London nicht einen Moment wo die Sirene nicht irgendwie zu hören war.

Es war meine Idee. Ich wollte eigentlich alleine gehen, aber Judith musste zu allem Überfluss auch noch versuchen mich von meinem genialen Plan zu lösen und versuchen mich zu einem DVD-Abend breit zu quatschen. Doch ist sie gescheitert. Sie schaffte es nie mich zu irgendwas zu überreden.  Sie sagte immer, ich sei ein harter Brocken, der ins Unglück rollt und nicht zu stoppen wäre.

Da war leider was dran. Bei allem was ich tat, wurde alles nur noch schlimmer. Da musste ich mich daran erinnern wie meine Nachbarin ihr Kind bekam und ich versuchte sie aus der Wohnung zu holen. Ich war sehr unbeliebt bei ihr und auch grade noch in diesem Moment schlug ich ihren Kopf versehentlich an die Haustür, weil ich dachte ich hätte sie offen gelassen. Jetzt grüßt sie mich nicht mal mehr.

„Mach jetzt Judith! Es wird Zeit! Mein Dad hat nicht bis Morgen Nachtschicht. Jetzt komm, “ rief ich ungeduldig. Immer musste man auf sie warten. Sie wollte ja mitkommen. Sie sah es nicht ein mich allein gehen zu lassen. Endlich, war sie dann soweit. Wir nahmen unsere Handtaschen und gingen aus dem Haus. Das Haus war leer. Mein Dad war Arzt und musste manchmal die Nacht durcharbeiten. Meine Mutter war mit Freundinnen unterwegs. Wir waren sehr Reich, doch mein Vater arbeitete mit Stolz. Er arbeitete, weil er wusste, dass er Menschen helfen konnte. Nie konnte er irgendwie still sitzen. Er war ein Workaholic. Das viele Geld kam von meiner Mutter. Sie hatte eine eigene Firma, die Gesichtsmasken herstellte. Sehr ungewöhnlich damit erfolgreich zu werden, doch bei uns war genau das der Fall.

Wir stiegen in eines der Taxis die alle vierundzwanzig Stunden durch die Straßen fuhren.

Es roch nach mehreren Gerüchen, die der Mensch an sich trägt. Ein Gemisch aus Zigaretten, Parfum, dem Weichspüler der sehr intensiv an der Kleidung hängt und anderen Gerüchen, die man nicht definieren möchte. „Oxford Street, “ sagte ich einfach. Der Fahrer war sehr alt. Es kümmerte ihn nicht das so junge Mädchen in meinem Alter in ein Taxi stiegen und in die Straße wollten, die zu dieser Zeit am gefährlichsten war.  Er fuhr los. Wir näherten uns dem Ziel immer mehr und mein Herz rutschte mir in die Knie. Es war mir nie anzusehen wie ich mich fühlte und sah Judith so wie immer an. Judith wusste trotz allem wie ich mich fühlte. „Du musst das nicht tun, Jus. Das ist ein riesiger Unsinn den du da machst!“ Sie strich mir über den Arm. „ Ich bin einfach nur aufgeregt. Das ist doch was ganz neues. Bist du nicht neugierig?“ Ich versuchte überzeugend zu klingen um sie bisschen mitzureißen. Sie hatte Angst, das wusste ich. „Wir werden nicht groß auffallen. In den Sachen sehen wir aus wie…achtzehn. Komm Judith, bitte. Das ist unser Abend. Er wird toll!“ Ich lächelte sie leicht an. Wirklich aufmuntern konnte ich sie nicht, aber sie nickte leicht. „Na gut. Dann…was sagt man da? Auf in die Nacht!“ Sie lachte, aber es war eher unsicher und nicht sehr überzeugt. Ich sah aus dem Fenster. Überall bunte Lichter. Bildschirme wechselten alle paar Sekunden die Werbung und es liefen paar dunkle Gruppen durch die Straßen. Es waren wahrscheinlich Männer die man kaum erkennen konnte. Sie rauften und lachten. Die Gelassenheit der Kerle war nicht zu ignorieren. Mir wurde leicht flau im Bauch. Ich würde solchen Leuten lieber nicht begegnen. Diese Nacht sollte nicht in einem Kampf enden. Lieber nicht.

Dark StoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt