Wirst du mich verstehen?

230 19 3
                                    

Kapitel 14

Ich schluckte. Das war das Ende. Jetzt würde er die Wahrheit erfahren. An seinem Gesichtsausdruck sah ich, dass er wusste, dass etwas hier ganz und gar nicht stimmte und ich hatte so die leise Ahnung, dass er wusste, dass ich die jenige auf dem Bild war.
Und jetzt? Es gab zwei Möglichkeiten. Die erste wäre, dass ich ihm alles sage und mich bei ihm ausheulen und darauf hoffe, dass er mich versteht und mich tröstet.
Die zweite Möglichkeit wäre, ihn einfach anzulügen und zu sagen, dass es meine große Schwester sei. Klingt doch logisch, oder?
"Das ist... Also... Das ist meine große Schwester", gab ich ihm kleinlaut zur Antwort.
Er schaute mich kritisch an und studierte mein Gesichtsausdruck genau ein. Anschließend sagte er: "Ich glaub dir nicht.", und entspannte sich ein wenig. Da es aber nur minimal war, war ich mir noch nicht einmal sicher, ob er sich jetzt ein wenig entspannt hatte oder nicht.
"W-was? Wieso nicht ?", fragte ich ihn. Dabei fing ich an zu schwitzen. Mir wurde abwechselnd heiß und kalt.
"Ganz einfach. Du hast den selben Gesichtsausdruck wie Ömer, wenn er lügt."
Ich ließ meine Schultern hängen und schaute auf den Boden.
Jetzt wurde mir nicht mehr heiß und kalt, sondern nur noch heiß. Und zwar gewaltig heiß. Es fühlte sich so an, als würde mein Herz gleich anfangen kapput zu gehen. Es schmerzte schon, so heiß war es.
Plötzlich könnte ich mich nicht mehr auf meinen Beinen halten und ich konnte gerade noch meinen Klappstuhl aufklappen, um mich dort drauf zu setzten. Vor Schmerzen beugte ich mich nach vorne und hielt mir mein Herz, welches von einem nach dem anderen Stich durchzogen wurde. Was war das?
"Kathie, was ist los?", fragt Nuri mich und setzte sich neben mich. Ich konnte nicht sprechen, solche Schmerzen hatte ich. Ich saß nur da und atmete laut ein und aus. "Man Kathie jetzt sag doch was!" Nuri schien sich echt Sorgen um mich zu machen.
Solangsam spürte ich, dass der Schmerz nachließ und ich konnte auch wieder normal atmen. Nuri beobachtete mich in der Zwischenzeit und sagte kein Wort mehr. Er wusste anscheinend nicht, was er tun sollte.
Ich schaue ihm jetzt das erste mal nach diesen Vorfall die Augen.
"Es geht schon wieder", versuchte ich ihn zu beruhigen.
"Es geht schon wieder? Es geht schon wieder?! Ist das dein Ernst? Es sah so aus als würden die Schmerzen dich gleich auffressen du sagst es schon wieder?!" Er war wütend, das konnte man ihm deutlich ansehen. Aber ich hatte auch ein Grund sauer auf ihn zu sein. "Ach ja? Und dann hast du nichts besseres vor, als mit dabei zuzusehen, wie ich hier verrecke?!" Daraufhin konnte er nichts mehr sagen. Ungefähr eine Minute schwiegen wir uns einfach nur an. "Es tut mir Leid, das ich nichts gemacht habe. Ich war in einer, sozusagen, Schock-Starre geraten", entschuldigte er sich schließlich leise bei mir. "Und mir tut es Leid, dass ich dich so angeschrien habe." Ich schaue ihn wieder an. "Schon gut", sagen wir dann beide gleichzeitig, was uns zum schmunzel brachte.
Nach fünf Minuten Stille war es wieder Nuri, der die Stille brach. "Kathie?"
"Jaaa?", fragte ich langsam.
"Bist du das auf den Foto?", fragte er mich nachdem er einmal tief Luft geholt hatte.
Ich schaue runter auf meine ausgestreckten Füße. Dann nickte ich vorsichtig.
Ich hatte Angst ihm jetzt ins Gesicht zu sehen. Er würde mich nicht verstehen. Wie denn auch? Er weiß ja nicht, wie sich so etwas anfühlt. Er weiß ja nicht wie schlimm so etwas ist. Eine heiße Träne bahnte sich ihren Weg nach unten. Dann spürte ich, wie eine Hand auf meine Schulter gelegt wurde. Es war Nuri's Hand. Ich zwang mich zu ihm nach oben zu schauen. Doch in seinem Gesicht war keine Spur einem Lachen zu sehen. Er wirkte mitleidig. "Wollen wir was trinken fahren? Auf das Spiel können wir uns jetzt eh nicht mehr konzentrieren." Ich nickte einfach nur. Aber dann viel mir etwas ein. Ich schaute zu Ömer, der von dem Ganzen nichts mitbekommen hatte und ganz gebannt auf's Spielfeld schaute, wo das Spiel schon lange wieder lief. "Was ist mit dem Kleinen?", fragte ich Nuri. Er schaute kurz zu seinem Sohn und fragte ihn dann, ob wir schon fahren könnten. Da er sich aber weigerte mitzukommen, fragte Nuri Cathy, ob sie auf ihn aufpassen könnte um ihn später zu der Mutter nach Hause zu bringen. Als Cathy einverstanden war, bestellte Nuri uns ein Taxi, welches uns zu seinem Lieblingscafé brachte.

Impossible LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt