15-Tränen

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Brooklyn PoV

"DAD!", brüllte ich und rannte auf ihn zu.

Mein Herz schlug mir bis zum Hals, als ich ihm am Boden liegen sah.
Eine kleine Menschenmenge hatte sich um ihm rum versammelt, doch ich beachtete sie gar nicht, sondern drängte mich zu ihm durch.

Er lag dort, aus dem Kopf blutend und hatte die Augen geschlossen.

Ich prüfte, ob er noch atmete, als er seine Augen für einen Moment öffnete.
"Dad?!"
Er zuckte leicht mit seinen Mundwinkeln.
"Brooklyn", stieß er hervor.

"Was ist passiert?", fragte ich, als auch schon die ersten Tränen aus meinen Augen quollen.
Doch in dem Moment schloss er auch wieder die Augen und jemand packte mich am Arm, und zog mich hoch.

Sanitäter nahmen ihn und legten ihn auf eine Liege.
Ich schrie und brüllte, nahm alles nur in Zeitlupe wahr.
"Dad", flüsterte ich leise. "Halte durch!"

"Wollen sie mitfahren?", fragte mich ein Sanitäter und ich nickte, während ich mir mit dem Ärmel die Tränen wegwischte.

Ich setzte mich mit in den Wagen und sah, wie die Ärzte ihn verarzten.

Kurze Zeit später kam einer von ihnen auf mich zu.
"Also, ihrem Vater geht es momentan nicht so gut, er hat sich eine schwere Kopfverletzung zugezogen.
Den Zeugen nach wurde er von einem Auto erfasst, dessen Fahrer Fahrerflucht beging.
Wir werden alles mögliche tun, aber-"
Er krazte sich am Kinn.
"Es sieht momentan nicht gut aus."

"Wird er sterben?"
Es war die Frage, die ich schon die ganze Zeit hatte aussprechen wollen.
Ich zitterte am ganzen Körper.

Er biss sich auf die Unterlippe.
"Es ist nicht sicher", sagte er.
"Ich denke-...eher ja.
Es tut mir so Leid."

Und dann brach ich in Tränen aus.

Wie ein kleines Kind ließ ich mich auf den Boden fallen, wo ich meine Beine anwinkelte und mein Gesicht in meinen Händen vergrub.

Dad durfte nicht sterben.

Er war eine der wichtigsten Personen in meinem Leben, das würde ich nicht verkraften.

~~

Und jetzt saß ich hier, auf einem der blöden Krankenhausstühle und wartete darauf, dass irgendwas passierte.
Plötzlich kam mir eine sehr vertraute Person durch die Tür.
Mum.

Ich sprang sofort auf, rannte auf sie zu und fiel ihr um den Hals.

"MUM", schluchzte ich.
Sie streichelte mir über den Kopf und ich konnte ihre Tränen an meiner Wange spüren.

"Oh Gott!", sagte sie mit gebrochener Stimme.
Ich presste meinen Körper an ihren.
"Er darf nicht sterben. ER DARF ES EINFACH NICHT."
Letzteres brüllte ich nur noch aus mir raus.

Nach einer Ewigkeit lösten wir uns voneinander und setzten uns auf die Stühle.
Als ich in ihr verheultes Gesicht sah, zeriss es mir mein Herz.
Ich hatte meine Mum immer für eine starke Frau gehalten, doch sie sah aus, als hätte man sie zu Tode geprügelt.

Sie weinte und ich weinte mit ihr.

"Entschuldigung?"

Plötzlich stand ein Arzt vor uns.
"Mein Name ist Dr. Edward Thompson, ich würde sie gerne in mein Büro führen und mit ihnen sprechen."
Wir sahen uns an und standen langsam auf, die Hand meiner Mutter ließ ich jedoch nicht los.

Als er uns in sein Büro führte, hatte ich plötzlich unglaubliche Angst.
Angst, dass man uns mitteilen würde, dass er es nicht geschafft hatte.
Einfach Angst.

Ich ließ mich auf einem der Stühle nieder und wartete darauf, dass er etwas sagte.

Dr. Thompson setzte sich direkt vor uns und faltete seine Hände ineinander.
Oh jee, schlechtes Zeichen.

"Mrs. Beckham, der Unfall ereignete sich vor circa einer halben Stunde.
Als der Krankenwagen eintraf, war es fast schon zu spät.
Er wurde von einem Auto erfasst und donnerte mit seinem Kopf gegen eine Straßenlaterne.
Die Ärzte konnten ihn zwar retten, bevor er verblutet wäre, doch ob die ihm vor dem Tod retten können, weiß ich nicht.
Wir mussten ihn ins künstliche Koma versetzen.
Momentan scheint alles stabil zu sein, doch die Chancen sind nach wie vor gering.
Noch weiß niemand, was passieren wird."

Ich zog die Luft scharf ein und hörte meine Mutter erneut weinen.

"Es wird bestimmt alles gut", flüsterte ich und streichelte ihre Hand. "Er ist stark. Er wird kämpfen.
Er wird nicht aus deinem Leben gerissen, Mum.
Er weiß, dass er noch Leben muss.
Für dich, mich, Romeo, Cruz und Harper.
Wer soll Harper den zum Traualtar führen sollen? Wer soll gegen mich, Romeo und Cruz beim Fußball spielen mal wieder gewinnen?
Dad soll das. Und das wird er auch."

Ich musste kurz lächeln, als ich sah, dass sie aufgehört hatte, zu weinen.

"Ich brauch ihn", sagte sie.

"Ich auch", sagte ich mit geschlossen Augen und lehnte meine Kopf an ihre Schulter.

Jetzt konnten wir nur noch hoffen.
Hoffen, dass alles gut werden würde.

London LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt