6. "Was wollt ihr von uns?"

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Diese Stimmen, die sie vernahmen...Nie wieder würden sie diese vergessen können...

Panisch setzte sich Amy auf, drückte sich in die hinterste Ecke der Matratze, und zog die Decke dicht um ihren Körper. Ihre Schmerzen blendete sie aus. Bill kauerte sich vor sie. Entschlossen, seine Schwester bis aufs Äußerste zu verteidigen. Tom sprang auf und lief zur Eisentüre, die gerade geöffnet wurde. Dem ersten, der die Zelle betrat, schlug er seine Faust mit voller Wucht mitten ins Gesicht. Er konnte sich das Echo denken, aber das war ihm egal. Dieser Fausthieb war für seine Schwester! Er grinste schon fast, als er sah wie sein Gegenüber sich die blutige Nase hielt. Die war sicherlich gebrochen. Ein zufriedenes Lächeln huschte über sein Gesicht. Volltreffer! Ruckzuck waren zwei der Typen an seinen Seiten und hielten ihn fest. Mike trat vor ihn und boxte ihm wortlos in den Bauch. Tom keuchte und hustete. Amy schrie erschrocken auf. Bill wollte schon seinem Bruder zur Hilfe eilen, entschied sich dann aber dagegen, als er Tom abwinken sah.

"Tom Tom Tom.....", begann Mike kopfschüttelnd als dieser keuchend am Boden lag.

"Langsam solltest du doch kapiert haben, dass wir hier in der Überzahl sind", er gab ihm mit dem Fuß einen Tritt und schritt dann auf die Matratze zu.

Amy bohrte ihre Finger um Bills Hüfte. Sie hatte Angst, Angst und Panik vor dem was kommen könnte.

"Und da sind ja auch unsere zwei Süßen!" Mike legte den Kopf schief und lächelte die beiden an.

"Was wollt ihr von uns?" knurrte Bill mit zittriger Stimme. Amy wimmerte ängstlich.

Mike setzte sich auf die Matratzenkante. Amy presste sich noch näher an die Wand. Weit genug weg von diesem Monster.

"Wenn ihr nun friedlich seid, können wir ja endlich normal miteinander reden", sagte er und musterte die Beiden.

Tom wurde von den zwei Typen wieder auf die Beine gezogen.

"Ich mach's kurz. Ihr seid hier, weil ihr ab jetzt bestimmte Dienste erledigen dürft", Mike grinste dämonisch.

Bill schluckte. Dienste? Das konnte nichts Gutes bedeuten. Mike grinste Amy an, bevor er unbeirrt fortfuhr.

"Du Süße, wirst jede Menge Spaß mit Männern haben. Das gestern war schon mal ein kleiner Vorgeschmack. Und wenn du dich nicht so zierst, kannst du jede Menge Spaß haben."

Amy schüttelte panisch den Kopf, hielt sich die Ohren zu und begann hysterisch zu schreien. "Nein! Neeeiiin!"

Tom ballte seine Hände zu Fäusten und wollte sich losreißen. "Du Schwein!!! Das kannst du nicht machen!"

"Hast du ne Ahnung was ich alles kann, das wirst du schon sehen", Mike sah gelangweilt zu Tom.

Bill riss entsetzt die Augen auf, das konnte nur ein schrecklicher Albtraum sein. Aber es kam noch schlimmer, als Mike ihm eröffnete dass es genug Typen gäbe die auf ihn stehen, und er sicherlich auch mal seinen Spaß haben dürfte. Ungläubig schüttelte er den Kopf.

"Spinnst du?!? Ich bin doch nicht schwul!" schrie er ihn an. Ihm wurde bei dem Gedanken ganz schlecht.

"Nicht? Ach komm schon, welcher normale Junge schminkt sich schon", grinste Mike und sah dabei seine Kumpels an, die ebenfalls lachten.

"Was ich mit dir mache Tom, weiß ich noch nicht", er drehte sich zu Tom um. "Aber da fällt mir bestimmt auch noch was ein". Mike rieb sich die Hände und stand auf.

"Nein!! Lasst uns in Ruhe!" Tom stemmte sich gegen seine Gegner. "Das kann doch nicht dein Ernst sein!" Bill hatte alle Hände voll zu tun, seine aufgelöste Schwester zu beruhigen.

"Ihr fasst meine Geschwister NICHT an!" schrie Tom laut.

"Das mein Lieber werden wir noch sehen", Mike setzte sich in Bewegung und seine Bande folgte ihm.

"Bitte!...Amy...sie...sie...", sagte Bill laut, "Bitte....sie ist verletzt", fügte er leise hinzu. Er musste das jetzt einfach sagen. Vielleicht brachte es ja was. Amy schaute ihren Bruder erschrocken an.

Mike drehte sich um und setzte sein breites Grinsen auf.

"Warum wundert mich das jetzt gar nicht?", lachte er. "Aber wenn es euch beruhigt....ich schick nachher jemand vorbei. Er wird ihr sicher helfen können." Dann verschwand er aus der Zelle. Tom wurde Richtung Matratze geschubst und schlug hart auf dem Boden auf. Schnell rappelte er sich auf und kroch zu seinen Geschwistern.

"D...da....das mach...ich nicht....", Amy konnte nicht aufhören zu weinen. Immer wieder schüttelte sie ihren Kopf. Sie saß mit angezogenen Knien in der Ecke und schlang die Arme um ihre Beine. Bill versuchte sie zu beruhigen.

"Kleine, wir werden nicht zulassen dass sie dir nochmal weh tun", Tom küsste sie auf die Stirn. Er wusste allerdings nicht wie er dieses Versprechen halten sollte.

Wenn ihre Brüder „Kleine" zu ihr sagen, dann fühlte sie sich wie Zuhause. Es hatte einfach was Behütetes und Vertrautes an sich. Aber schnell wurde ihr klar, dass diese Umgebung ganz sicher NICHT ihr Zuhause war.

Völlig erschöpft vom vielen weinen, fiel Amy wenig später in den Schlaf. Tom deckte sie behutsam zu und legte sich dann wie sein Bruder wieder neben sie.

"Tom", flüsterte wenig später Bill. "Wir müssen hier raus....." Bill stützte sich auf seinen Unterarm und schaute über Amy zu Tom.

"Schon klar", antwortete der Ältere. "Aber ich hab keinen blassen Schimmer wie wir hier rauskommen sollen?" Tom deutete auf die schwere Eisentür.

Traurig blickte er auf seine schlafende Schwester. Amys Wimpern waren noch ganz nass von den vielen Tränen. Bill schluckte und strich ihr eine feuchte Haarsträhne aus dem Gesicht. "Sie tut mir so leid..."

"Ich bin mir sicher, dass man uns längst sucht", wisperte Tom und blickte seinem Bruder fest in die Augen.

Bill nickte. "Ich hoffe sie finden uns bald. Sie steht das nicht durch...und ich auch nicht", seine Stimme brach ab. Tom streckte schnell seine Hand nach ihm aus, und fing mit seinem Finger eine Träne auf, die sich aus Bills Augenwinkel schlich.

"Wir kommen hier raus Kleiner, versprochen!" Bill nahm Toms Hand und drückte sie fest.

"Ich hoffe es.....", flüsterte er, aber es hörte sich nicht sehr optimistisch an.

"Tom?"

"Hm?"

"Das hat der Irre vorhin hoffentlich nicht ernst gemeint. Iii....Ich pack das nicht. Amy und ich.....der will uns..." Bill brach ab. Er konnte nicht aussprechen, was Mike vorhin gesagt hatte.

"Ich hab keine Ahnung. Der Typ scheint mir zu allem fähig zu sein." Tom schaute seinen jüngeren Bruder an. Und es tat ihm in der Seele weh, ihn leiden zu sehen, und womöglich nichts dagegen tun zu können.

Amy schreckte immer wieder aus ihrem Albtraum hoch. Ihre Brüder hielten sie fest an sich gedrückt in den Armen und versuchten sie zu beruhigen. Was anders konnten sie nicht tun. Sie konnten ihr den Schmerz nicht nehmen. Sie konnten ihr nur zeigen, wie sehr sie für sie da waren.

Irgendwann waren erneut Stimmen auf dem Flur zu hören. Bill und Tom sprangen auf. Amy erwachte ebenfalls und zog die Decke über ihren Kopf. Sie wollte sich einfach nur an einen anderen Ort beamen. Am liebsten in ihr Zimmer zuhause. Zusammen mit Bill und Tom.

Leo kam mit drei anderen Typen den Gang entlang. Einen davon hatten sie noch nie gesehen. Vor den Gittern blieben sie stehen. Leo deutete auf den Typen neben sich, der einen Koffer bei sich hatte.




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Einer für alle - Alle für einen ~Geschwister halten zusammen~(Tokio Hotel)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt