20. "Das hier wird gar nichts!"

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"Nein! Amy nicht!" Hektisch schüttelte Tom seinen Kopf. Er konnte nicht glauben, was er da hörte. Ihm war sofort klar, was seine Schwester vor hatte. Nur um nicht mit ihm Schlafen zu müssen, schluckte sie hastig diese Pillen und nahm die Folgen in Kauf.

"Ey! Was wird das denn jetzt?!" kam prompt der Protest von Mike. Er funkelte irritiert in die Richtung der Geschwister.

"Das hier wird gar nichts!" gab ihm Amy frech zur Antwort. Sie genoss es, ihm plötzlich überlegen zu sein. Und sie hoffte inständig, dass die Pillen auch ihre Wirkung zeigten. Zwei von der Sorte mussten nun wirklich genügen.

"Was hast du gesagt?" Drohend baute sich Mike vor ihr auf.

"Ich hab gesagt, dass es hier nichts zu sehen geben wird", sagte sie mit gereiztem Unterton in ihrer Stimme.

Tom starrte sie mit offenem Mund an. Auf der einen Seite fiel ihm eine riesengroße Last von den Schultern, aber auf der anderen Seite wusste er auch, was das zu bedeutet hatte. Amy hatte sich geopfert. Geopfert dafür, dass sie nicht miteinander schlafen mussten. Aber er wusste auch, was das für seine Schwester hieß, wenn Mike seine Androhungen wahr macht.

"Du willst dich also meinen Anweisungen widersetzen?" Mike kam bedrohlich nahe, griff nach ihrer Hand und zog sie grob von der Matratze hoch. Tom hielt sie am Arm fest. Aber schnell wurde seine Hand von Leo weggeschlagen, der ihn ebenfalls unsanft auf die Beine zog.

Mike bekam von Amy keine Antwort. Stattdessen funkelte sie ihn wütend an. Soviel Hass hatte sich in ihrem Körper angestaut, sie verabscheute ihn bis aufs Blut. Wie konnte er ihnen das nur antun? Und fast wäre es so weit gewesen, und sie hätte mit ihrem eigenen Bruder geschlafen. Das wäre das aus für ihre innige Beziehung gewesen. Wahrscheinlich hätten sie sich danach nie wieder normal begegnen können, geschweige denn, in die Augen zu schauen.

Noch einmal nahm sie all ihre Kräfte zusammen und schlug wie wild auf Mike ein. Gleich der erste Schlag traf ihn mitten ins Gesicht. Mit schmerzverzerrtem Gesicht schaute er sie an. Ein Lächeln huschte über Amys Gesicht. Das war Genugtuung.

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Zur gleichen Zeit in Loitsche...

"Es tut mir leid Frau Kaulitz, dass wir ihnen keine besseren Nachrichten überbringen können." Herr Konrad, der Ermittler im Vermisstenfall der Kaulitz-Drillinge, senkte mitleidig den Kopf. Wie schon so oft in den letzten Tagen war er im Hause Kaulitz, um den Fall zu besprechen. Simone schluchzte auf. Gordon streichelte ihr sanft über das Haar.

"Wie kann es sein, dass drei derart bekannte Menschen, einfach so spurlos verschwinden?" fragte Gordon kopfschüttelnd und verzweifelnd. Aber es gab einfach keinerlei Spuren, die zu Bill, Tom und Amy führten. Es war, als ob sie vom Erdboden verschluckt worden waren. Lediglich das Foto, das Simone ständig bei sich trug, war ein Anzeichen dafür, dass die drei irgendwo da draußen waren. An einem Ort, den wohl keiner kannte, oder sie dort vermutete.

Niemand hat sie gesehen. Keiner hatte gesehen wie Amy entführt wurde, oder Bill und Tom ins Auto gestiegen sind. Das war eben der Nachteil in so einem kleinen Ort wie Loitsche zu leben. Hier war ja tagsüber schon wenig los auf der Straße. Aber Abends war es hier wie ausgestorben.

"Wir melden uns wieder, wenn wir was Neues wissen". Herr Konrad und sein Kollege Herr Scheipner, verabschiedeten sich von Simone und Gordon und ließen die beiden mit ihrem Kummer wieder alleine.

Die Nachrichten und Zeitungen waren voll mit den abartigsten Gerüchten vom Verschwinden der Drillinge. Aber immerhin wurde über sie berichtet. Somit war die Gefahr nicht groß, dass sie in Vergessenheit geraten.

Für die Tokio Hotel Fans brach eine Welt zusammen. Sie wussten nicht, wo ihre Lieblinge Bill und Tom abgeblieben waren. Tagtäglich wartete eine Horde von Fans vor dem Kaulitz-Anwesen. Immer in der Hoffnung, bald was Neues über den Verbleib der Drillinge zu erfahren.

Die anstehende Tokio Hotel Tour wurde erst mal auf Eis gelegt. Georg und Gustav kamen fast um vor Sorge um die Freunde. Genau so wie Simone, versuchten sie immer mal wieder die Jungs ans Telefon zu bekommen. Aber auch sie konnten nur die Stimmen auf den Mailboxen hören.

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"Du freches kleines Luder!" Mike schleuderte Amy wieder zurück auf die Matratze. Ihr Schlag in sein Gesicht hatte gesessen. Die Wange unterhalb seines Auges schwoll sofort verdächtig an. Tom konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Er war stolz auf seine kleine Schwester. Gut gemacht! - gab er ihr telepathisch zu verstehen. Aber als er einen Tritt in seiner Magengegend verspürte, verging ihm das Lachen gleich wieder.

"Das findest du also lustig, was?!" Mike baute sich drohend vor ihm auf. "Na warte..."

Dieses Mal war es ein Fausthieb, der ihn auf der Brust traf. Keuchend ging Tom in die Knie, wurde aber gleich wieder erbarmungslos hochgezogen.

"Nein!!!" Amy sammelte noch ein letztes Mal all ihre Kraftreserven zusammen. Und sprang auf Mikes Rücken. Sie konnte nicht zulassen, dass ihr Bruder geschlagen wurde! Doch sie bemerkte schon die ersten Anzeichen, dass die Pillen wirkten. Ihr Körper wurde schwach. So war es dann auch ein leichtes Spiel für Mike, sie wieder auf die Matratze zu stoßen.

"Ich bin noch nicht fertig mit ihm!" blaffte er sie an. "Danach bist du fällig Schätzchen!"

Amys Kräfte schwanten. Sie war kaum mehr fähig sich zu rühren. Wie durch einen Schleier hindurch, musste sie mitansehen, wie ihr Bruder leiden musste.

Tom konnte sich nicht wehren. Unbarmherzig wurde er von Leo und Nick festgehalten, während Mike auf ihn einprügelte und die anderen Typen anfeuernd um ihn rumstanden. Seine Lippen, wie auch eine Augenbraue, waren aufgesprungen und Blut lief ihm über das Gesicht. Minutenlang ließ Mike seine Wut an ihm aus. Auf den Füßen konnte er sich Tom mehr alleine halten. Aber die zwei Typen neben ihm, hielten ihn weiterhin aufrecht.

"Nein...Tom...nicht...lasst ihn..." Amys Stimme war nicht mehr, als ein leises Flüstern. Aber niemand interessierte es.

Amy schaute ihn an, dann hörte sie nur noch das schwache Stöhnen von Tom, ehe sie in ihren Dämmerzustand abdriftete. Die Pillen entfalteten ihre volle Wirkung.

Sie bekam nicht mehr mit, wie Toms regloser Körper einfach abgelegt wurde. Und sie bekam auch nur vage mit, wie sich ihr mehrere Gestalten näherten und sich an ihr das holten, was ihr angedroht wurde.


Einer für alle - Alle für einen ~Geschwister halten zusammen~(Tokio Hotel)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt