9. "Du wirst tun, was ich dir sage!"

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Als sie eine halbe Stunde später erneut Schritte auf dem Flur hörten, wussten sie sofort, was das bedeutete.

"Amy!" Schnell war Tom an ihrer Seite. Er kniete sich vor seine Schwester auf die Matratze. Hastig brachte er die Mini-Pille zum Vorschein und hielt sie ihr auf seinem ausgestreckten Zeigefinger entgegen. Seine Schwester schaute ihn nur stumm an. In dem Moment setzte jegliches Denkvermögen bei ihr aus. Sie starrte an ihrem Bruder vorbei zur Türe. Durch diese traten bereits Leo und noch ein Typ.

"Mach schon!" zischte Tom ungeduldig und schob ihr die Pille hastig in den Mund. Er wollte nicht riskieren, dass die Kerle womöglich doch noch von den Wunderpille was mitbekamen. Erst da realisierte Amy, was ihr Bruder damit meinte.

"Danke", flüsterte sie und schaute ihn an. Zum Glück hatten die Typen nichts von alldem bemerkt.

"Amy!" Leo rief ihren Namen auffordernd und winkte sie zu sich. Jeder wusste, was das zu bedeuten hatte.

"Bitte....muss das sein?" Bill versuchte es noch einmal im Guten. Ihm wurde ganz schlecht, wenn er daran dachte, was Amy gleich erwarten sollte.

Tom stand auf. Grimmig sah er die beiden Kerle an.

"Versuch es erst gar nicht!" bremste ihn Leo gleich aus und zog ein Messer als Warnung hervor.

Bill und Tom standen nebeneinander vor der Matratze. Sie wollten ihre Schwester beschützen. Aber allen war klar, dass sie keine Chance hatte. Sie konnten nichts tun.

"Ist schon gut", hörten sie kurz darauf ihre Schwester sagen. Amy erhob sich schwerfällig und schob sich an Tom vorbei. Aber nicht ohne ihm zuvor noch einmal fest in die Augen zu schauen. Er sollte sich nicht schon wieder für sie prügeln. Es brachte nichts. Bill drückte sie ebenfalls noch einmal fest an sich, ehe sie ihm von Leo entrissen wurde.

"Hey fass' mich nicht an! Ich kann alleine laufen!", blaffte sie Leo an und schüttelte ihn ab. Dann wurde sie hinausgeführt. Tom lief verzweifelt ans Gitter und schaute ihnen nach, bis sie aus seinem Sichtfeld verschwunden waren.

Bill mummelte sich in die Decke ein. "Hoffen wir dass die Dinger wirken", flüsterte er. Er wollte nichts sehen und hören. Er wollte einfach nur, dass es schnell ging, und Amy bald wieder bei ihnen sein konnte.

Leo schob Amy vor sich den Gang entlang. Am Ende wartete schon grinsend Mike auf sie. Sie konnte nichts dagegen machen. Ihr Körper begann zu zittern. Sie verlangsamte ihre Schritte, was ihr aber nichts brachte, weil sie sofort von Leo weiter geschubst wurde.

"Na also, da haben wir ja unser Prachtexemplar!" wurde sie von Mike empfangen. Sie starrte auf den Boden. Doch das gefiel ihm überhaupt nicht. Grob packte er sie am Kinn und zwang sie somit, ihn anzusehen.

"Jetzt hab dich nicht so Süße. Und stell dich nicht so an, dann wird es dir vielleicht auch gefallen." Sein Grinsen ließ sie schaudern.

"Das nächste Mal machst du dich etwas hübscher, verstanden!" Das war keine Frage sondern ein Befehl. "Falls du kein Schminkzeugs dabei hast, dein Bruder hat sicherlich welches", er lachte laut auf.

"Das hättest du wohl gerne! Aber darauf kannst du lange warten!" knurrte Amy und funkelte ihn mit dem letzten Rest ihrer Würde wütend an. Sie wollte nicht vor ihm kuschen. Ein klein wenig Stolz wollte sie schon noch haben.

"Du wirst tun was ich dir sage!"Grob packte er sie am Arm. Dann öffnete er die Türe hinter sich und schubste sie hinein. Sofort wurde die Türe hinter ihr geschlossen. Erschrocken sah sie sich um. Sie war alleine. Der Raum war in schummriges Licht getaucht. An der Wand stand ein großes Himmelbett, daneben eine Kommode. Es waren vereinzelt Kerzen aufgestellt die einen süßlichen Duft verstreuten. Genau so stellte sie sich einen Puff vor. Scheußlich! Sie hatte keine Zeit zum Nachdenken, die Türe ging erneut auf. Herein kam ein Mann, der vom Alter her locker ihr Vater hätte sein können! Sie schluckte. Ihr Mut schwand.

"Sehr schön", lächelte der Mann Amy an. Ihr drehte sich der Magen um. Sie kniff die Augen zusammen. Er kam mit einem Grinsen, das in ihr Ekel auslöste, auf sie zu.

Jetzt bekam sie doch Angst. Warum wirken diese verdammten Pillen nicht?! Schon längst hatten sie sich in ihrem Mund aufgelöst. Was, wenn das irgendwelches anderes Zeugs war?! Leichte Panik überkam sie. Warum vertraute ihr Bruder so auf Franks Aussage? Langsam ging sie ein paar Schritte zurück. So versuchte sie dem älteren Mann zu entkommen, was natürlich nicht funktionierte, da sie irgendwann mit dem Rücken an der Wand stand.

"Jetzt zier dich nicht so. Ich hab viel für dich bezahlt!"

"Das ist mir doch egal!" zischte sie.

Amy rührte sich nicht. Sie wollte das hier nicht tun. Bill! Tom! Wo seid ihr?! All ihre Stoßgebete halfen nicht.

"Hör auf dich so anzustellen und komm endlich her!" Die Stimme des Mannes wurde lauter, was Amy zusammen zucken ließ. Mit schnellen Schritten näherte er sich dem Mädchen. Sie saß in der Falle, hinter ihr die Wand und vor ihr der eklige Typ.

"Bitte....ich will da....das nicht", versuchte sie es noch einmal. Eine Träne bahnte sich den Weg über ihr Gesicht, die sie energisch wegwischte. Eine schallende Ohrfeige traf Amy, was sie erschrocken aufschreien ließ. Noch nie in ihrem ganzen Leben wurde sie geschlagen oder so dermaßen gedemütigt, wie in den letzten Tagen.

"Das ist mir egal, ob du das willst! Sei einfach ruhig und tue was ich dir sage!" Der Mann schmiss sie voller Wucht aufs Bett.

Keine Sekunde später spürte sie auch schon eine Hand unter ihrem Shirt. In diesem Moment schien endlich die Wirkung der Pille einzusetzen. Amy verließ ihren Körper und nahm nur noch alles verschwommen und aus der Ferne war. Sie wehrte sich nicht mehr, als ihr die Hose grob vom Körper gerissen wurde. Sie ließ einfach alles über sich ergehen. Das Letzte, an was sie dachte, war an ihre Mutter. Wie gerne wäre sie jetzt bei ihr...

"Na also, geht doch", flüsterte der Mann an ihrem Ohr und schob sich auf sie.

"Scheiße man, ich werd' hier noch wahnsinnig!" Bill tigerte unruhig in der Zelle umher. "Bist du dir sicher, dass diese Dinger funktionieren und wirken?"

Tom saß am Tisch und hatte den Kopf in seine Hände gestürzt.

"Bill ich weiß es nicht. Wir können nur hoffen dass Frank die Wahrheit gesagt hat." Müde blinzelte Tom seinen Bruder an. Es machte ihn mindestens genau so kirre wie seinen Bruder, zu wissen was mit seiner Schwester womöglich geschah, und er rein gar nichts dagegen tun konnte!

Er erhob sich und lief zum Fernseher, um ihn anzuschalten. Ablenkung, ja das wäre jetzt ganz gut. Gleichzeitig schielte er zu seinem Gitarrenkoffer, der in der Ecke neben dem Tisch stand. Wenigstens durften sie ihre Habseligkeiten behalten. Aber er konnte sich einfach nicht aufraffen, um sein Heiligtum zu bespielen. Ganz in Gedanken versunken wollte er schon eine DVD einlegen. Aber im gleichen Moment schnellte sein Kopf in die Höhe und er starrte gebannt auf den Bildschirm und das laufende Programm.

Auch Bill lief langsam auf das TV-Gerät zu. Mit offenem Mund verfolgten die Brüder was sie da sahen und hörten.



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Na, was meint ihr? Was sehen Bill und Tom da?

Ich hoffe euch hat das Kapitel einigermaßen gefallen :)

Bis bald!

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Einer für alle - Alle für einen ~Geschwister halten zusammen~(Tokio Hotel)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt