Mittlerweile waren zwei weitere Tage vergangen, ohne das sich etwas an der aussichtslosen Lage der Drillinge verändert hatte.
Über die Tatsache, dass ihr geliebter Stiefvater, Mike wohl kannte, zerbrachen sie sich ihre Köpfe. Nur eine Antwort darauf fanden sie nicht.
Amy musste noch weitere Dienste erledigen, die sie aber Dank der geheimen Pillen, weitgehend wie in Trance wahrnahm. Über das Erlebte sprechen, wollte sie nach wie vor nicht. Das wiederum machte ihre Brüder fast wahnsinnig. Auch wenn Bill sie verstehen konnte. Er knabberte selbst noch an seiner Zusammenkunft mit dem Typen vor ein paar Tagen. Seitdem wurde er immerhin kein weiteres Mal geholt.
Mike und seine Männer verhöhnten ihn nach wie vor als Memme. Tom versuchte immer wieder aufs Neue,
seine Schwester zu verteidigen, wenn es wieder mal so weit war und sie geholt wurde. Aber außer ein paar weitere blaue Flecken und Schmerzen in der Magengegend, weil die Typen wieder auf ihn einprügelten, brachte es ihm leider nichts.
Der einzige Gedanke, der die Geschwister bei Laune hielt, war, dass Frank ihnen versprochen hatte, sie hier rauszuholen. Bei seinem letzten Besuch in der Zelle, schaute er wie immer nach Amys Wunden. Auch Bill wurde nochmal gründlich durchgecheckt. Leider hatte Frank keine Neuigkeiten, was die Befreiung anbelangt. Er hatte wohl einen Plan, aber musste erst alles ausloten, ob es auch funktionierte. War wohl alles nicht so einfach.
Bill wachte mitten in der Nacht auf. Er setzte sich auf und sah auf Tom und Amy herab, die dicht aneinander gekuschelt dalagen. Er stand auf, musste sich dringend erleichtern. Als er sich danach die Hände wusch, fiel sein Blick in den Spiegel über dem Waschbecken.
"Boah siehst du scheiße aus Bill Kaulitz", murmelte er seinem Spiegelbild zu. Seine sonst so gestylten Haare fielen ihm glatt über die Schultern. Dunkle Ringe zeichneten sich unter seinen Augen ab, die aber nicht von seiner Schminke stammten. Kein einziges Mal hatte er zum Kajal gegriffen, seit sie hier waren. Er sah fertig aus. Das Leben hier hinterließ eindeutig Spuren. Traurig wandte er sich ab. Tom und Amy lagen friedlich auf der Matratze und schliefen. Er beobachtete die Beiden eine ganze Weile. Aber selbst konnte er nicht schlafen. Er trottete zum Tisch. Dort stand immer noch das ganze Gepäck. Immerhin hatten die Typen ihnen das noch gelassen. So hatten sie wenigsten frische Wechselklamotten und ein paar private Dinge hier in dieser tristen Umgebung. Aus seiner Tasche fischte er seinen Schreibblock, dann einen Stift. So viele Gedanken stauten sich in seinem Kopf. Jetzt war vielleicht der richtige Zeitpunkt, diese Gedanken auf Papier zu bringen. Er musste nicht lange überlegen. Wie von selbst huschte seine Hand flink über das Papier...
Ich bin hier irgendwo gelandet
Kann nicht mehr sagen, wer ich bin
Hab die Erinnerung verloren
Die Bilder geben keinen Sinn
Bring mich zurück, bring mich nach Haus
Ich schaff's nicht allein hier raus
Komm und hilf mir fliegen
Leih mir deine Flügel
Ich tausch' sie gegen die Welt
Gegen alles, was mich hält
Ich tausch' sie heute Nacht
Gegen alles, was ich hab
Erzähl mir alle Lügen
Mach es so, dass ich es glaub
Sonst krieg ich keine Luft mehr
Und diese Stille macht mich taub
Nur graue Mauern und kein Licht
Alles hier ist ohne mich
Komm und hilf mir fliegen
......
Ich find mich hier nicht wieder
Erkenn mich selbst nicht mehr
Komm und zieh mich raus hier
Ich geb alles dafür her
Ich hab Heimweh
Ich will zurück
Entfern mich immer weiter
Mit jedem Augenblick
Ich bin hier irgendwo gelandet
Komm und hilf mir fliegen
Leih mir deine Flügel
Ich tausch' sie gegen die Welt
Gegen alles, was mich hält
Ich tausch' sie heute Nacht
Als er geendet hatte, schaute er sein fertiges Werk an. Tränen bahnten sich ihren Weg über seine zarten bleichen Wangen. Er wollte doch einfach nur weg von hier! Verdammt!
Er hatte nicht bemerkt, wie Amy zu sich kam. Und er bekam auch nicht mit, wie sie langsam an den Tisch heran schlich. Ihre Arme umschlangen ihn von hinten.
"Bill?" flüsterte sie leise. „Alles okay?"
Erschrocken zuckte er zusammen. Hastig wischte er mit der Hand über seine Wangen. Amy sollte nicht sehen, dass er weinte. Er wollte vor ihr nicht das Weichei spielen.
Doch er konnte seiner Schwester nichts vormachen. Sie kannte ihren Bruder einfach zu gut. Mit traurigen Augen schaute sie ihn an.
"Du schreibst wieder?" Sie deutete mit dem Augen auf seinen Block vor ihm. Vor der Gefangenschaft in diesem Bunker, hatte Bill in jeder freien Minute geschrieben. Immer trug er einen Block und Stift mit sich rum. Immer bereit, das aufs Papier zu kriegen, was ihm gerade durch den Kopf ging. Aber seit sie hier festgehalten wurden, hatte Amy ihn nicht einmal mehr mit seinen Lieblingsutensilien gesehen.
"Mhm...", machte er und nickte, "...mir gingen grad ein paar Dinge durch den Kopf. Willst mal lesen?" Er hielt ihr den Block unter die Nase. Klar wollte sie! Schnell zog sie sich einen Stuhl neben ihren Bruder. Das verlief nicht ganz geräuschlos. Unsicher schielten die beiden zu Tom. Aber außer ein paar schmatzenden Schlafgeräuschen war von ihm nichts zu hören.
Amy setzte sich und legte beide Beine quer über Bills Schoss. Dann nahm sie den Block entgegen und begann zu lesen...
Während sie so las, bahnten sich leise Tränen ihren Weg über ihr Gesicht. Sie konnte sie nicht mehr kontrollieren.
Sie wusste ja schon immer, dass ihr Bruder eine wunderbare Begabung hatte, was Texte anbelangte. Aber der hier riss ihr fast den Boden unter den Füssen weg.
"Da...das ist wunderschön", flüsterte Amy und starrte ihn mit großen nassen Augen an. Er winkte verlegen ab.
"Was bringt mir der beste Text, wenn ich eh nie wieder singen werde". Seine Stimme brach ab.
Amy nahm Bills Gesicht fest in beide Hände. Zwei fast identische Augenpaare waren aufeinander gerichtet. "Du wirst wieder singen! Hörst du?! Du wirst wieder singen!" Mit tränenerstickter Stimme redete sie auf ihren Bruder ein. Er durfte sich jetzt nicht aufgeben! Sie gab ihm einen Kuss auf die Wange und schmiegte dann ihrige dagegen.
Bring mich zurück, bring mich nach Haus
Ich schaff's nicht allein hier raus
"Wir werden es hier raus schaffen. Nicht alleine, aber mit Franks Hilfe!"
Bill nickte. Ja, Hoffnung war was Wunderbares. Die durften sie nur nicht verlieren!
Ja, Flügel sollten wir haben!
"Lass uns noch ne Runde schlafen". Bill zog seine Schwester vom Stuhl hoch. "Wer weiß, was sich dieser Sadist für Morgen wieder ausgedacht hat!"
Amy nickte müde. Hand in Hand liefen die Geschwister zur Matratze und ließen sich neben ihrem Bruder nieder. Wie jede Nacht schliefen sie eng aneinander gekuschelt ein.
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Einer für alle - Alle für einen ~Geschwister halten zusammen~(Tokio Hotel)
Fiksi PenggemarDrillinge! Was für eine Freude! Aber die drei halten ihre Eltern, Lehrer, Mitschüler und alle anderen ganz schön auf Trab. Es gibt sie nur im 3er Pack, alleine waren sie nur selten anzutreffen. Frei nach dem Motto: EINER FÜR ALLE - ALLE FÜR EINEN! A...