19. "Die bekommen ihre Show!"

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Als das Licht auf dem Gang an ging, war Tom sofort klar, dass es jetzt soweit war. Er sprang auf und wischte sich seine vor Aufregung schwitzenden Hände, an seiner Baggy ab. Auch Amy stand auf. Bill tigerte sowieso schon die ganze Zeit ruhelos durch den Raum und konnte nicht still halten.

Die Türe wurde aufgerissen und fünf Mann traten ein. Nick preschte direkt auf Tom zu. Ohne weitere Worte packte er ihn an seinen Dreads und riss ihn rücklings auf den Boden, so dass er unsanft auf den Knien landete. Dann ging alles ganz schnell: Mike trat vor ihn und drückte ihm seitlich in seine Kiefermuskeln. Reflexartig öffnete Tom stöhnend seinen Mund.

"Hey was soll das?" fragte Bill geschockt und wollte schon zu seinem Bruder, wurde aber festgehalten. Amy schluckte. Sie verstand nicht was hier los war. Sie zitterte, die Angst saß ihr in den Knochen.

"Mach's Maul auf Junge!" In Mikes Hand erschien etwas kleines Viereckiges. Dieses drückte er ihm grob in den Mund. Dann riss er Leo die Wasserflasche aus der Hand, die ihm dieser entgegen hielt, und füllte damit Toms Mund.

"Und jetzt schluck!" forderte er ihn auf. Tom würgte. Aber Mike hielt ihm erbarmungslos den Mund zu. Erst als Tom tatsächlich geschluckt hatte, gab er ihn wieder frei.

Tom keuchte und hustete. "Verdammt! Was war das?"

Mike zog ihn wieder auf die Beine. "Ne kleine Hilfe", grinste er. "Ich glaub kaum, dass du sonst einen hoch kriegst", lachte er dreckig.

Tom verzog angewidert sein Gesicht. "Du Arsch!"

"Jaja, schimpf du nur." Mit diesen Worten schubste Mike ihn auf die Matratze. "In einer halben Stunde kommen wir, dann will ich hier was sehen, verstanden?" Er drohte ihm mit erhobenem Zeigefinger. Dann verschwanden die Typen genau so schnell wieder, wie sie gekommen waren.

"Also...", schnappte Bill hörbar nach Luft, "... die haben doch echt einen an der Waffel!" schimpfte er aufgebracht, als er sich neben seinen Bruder setzte. Tom winkte ab. .

Amy hatte einen Kloß im Hals. Jetzt war es also soweit. Sie sollte mit Tom, ihrem eigenen Bruder! schlafen. Ihre Beine zitterten. Tom nahm sie an die Hand und lief mit ihr zur Matratze.

"Willst du eine der Pillen?" fragte er sie leise. Amy schüttelte den Kopf. Nein, so schlimm konnte es schon nicht werden. Sie würde die Dinger lieber für die schlimmen Erlebnisse aufbewahren.

"Leute ich pack' das nicht!" Bill kaute nervös an seinen Nägeln.

"Die bekommen ihre Show", murmelte Tom, während er unsicher seine Schwester anlächelte.

Es dauerte auch nicht lange, dann kam auch schon die ganze Bande den Gang entlang geschlurft.

Bill hyperventilierte beinahe. Er schmiss sich noch ne Ladung Wasser ins Gesicht, als auch schon die Zellentüre aufging.

"Sehr schön, na dann legt mal los. Und Junge, wenn du's der Kleinen nicht ordentlich besorgst, dann brechen wir das Ganze ganz schnell ab. Und du weißt was dann passiert."

Toms Augen formten sich zu Schlitzen. Hasserfüllt schaute er Mike an. Irgendwann, das schwor er sich, würde er diesen Mistkerl umbringen. Natürlich wusste er, was auf dem Spiel stand. Alleine schon die Androhung ließ ihn schaudern. Aber er ließ sich nichts anmerken. Ganz im Gegensatz zu seiner Schwester. Er spürte deutlich ihre Angst und Panik.

"Wir schaffen das", beruhigend wandte er sich an Amy, die sich ängstlich in die Matratze drückte. Bill stand abwechselnd mit verschränkten Armen und nägelkauend am Tisch.

"Hey man, das kann doch nicht wirklich euer Ernst sein!" Bill wollte nicht wahrhaben was hier gleich passierten sollte.

"Oh doch Süßer, das ist unser voller Ernst!" Lachend klatschten sich Mike und Leo ab. Auch die anderen Gangmitglieder lachten.

"Ihr seid echt abartig eklig! Krank! Das ist so krank!" meckerte Bill.

Währenddessen streichelte Tom beruhigend über Amys Arm. Er schaute ihr direkt in die Augen.

"Bereit?" fragte er flüsternd. Amy war nicht fähig zu sprechen. Sie schluckte, dann nickte sie, obwohl sie eigentlich den Kopf schütteln wollte. Schon längst schien dieses Aufputschmittel bei Tom zu wirken. Er spürte das Pochen in seinen Lenden. Wie zufällig strich seine Hand über ihre Innenschenkel und drückte sie sanft zur Seite.

„Iii...Ich kann das nicht", flüsterte sie.

"Bitte Amy...versuch dich zu entspannen..." Es war nur ein Flüstern, das über seine Lippen kam. Dann schob er sich vorsichtig auf sie und spürte sofort, wie Amy unter ihm zitterte.

Sie vertraute ihrem Bruder, keine Frage. Aber was sie hier taten war nicht richtig, verdammt nochmal!

"Scheiße man, das ist nicht richtig!" Bill fasste sich mit beiden Händen an den Kopf. Wie so oft sprach ihr Drilling genau das aus, was Amy dachte. Lautstark machte er seinem Ärger Luft. Mike atmete genervt aus.

"Man ey, schafft mir mal bitte jemand diese Heulsuse weg!" Er gab Nick ein Zeichen vorauf hin dieser sofort auf Bill zuging, ihn grob packte und zur Tür zog.

"Nein, lass mich!" keifte Bill.

"Kleiner halt die Luft an. Das hier tut dir nicht gut", sagte Mike gelangweilt. "Leo, ins vordere Zimmer mit ihm", gab er die Order.

Erschrocken drehte sich Tom um, und auch Amy schielte an seiner Schulter vorbei.

"Keine Angst, wir tun ihm nichts. Er kommt nachher ja wieder", erklärte Mike. "Und jetzt hier weiter im Programm!" Mit einer Handbewegung machte er den beiden klar, was er sehen wollte.

Tom nahm Amys Hände zwischen seine und legte sie sanft links und rechts neben ihrem Kopf ab. Er ließ den Blick nicht von ihr ab. Auch Amy hielt den Blick konstant. Sie krallte sich mit ihren Fingern zwischen die seinigen.

"Lass locker", flüsterte Tom. Er bemerkte genau, wie verkrampft seine Schwester unter ihm war. Und er hatte ja so recht. Aber Amy konnte einfach nicht. Es war alles so falsch! Sie kniff die Augen zusammen, während sich eine kleine Träne den Weg über ihre Wange bahnte. Tom brach es das Herz, als er seine Schwester so sah. Er war doch keinen Deut besser, als diese Typen hinter ihm! Er löste eine Hand von ihrer und strich ihr die Träne weg.

"Entspann dich...bitte", flehte er. Er versuchte sie abzulenken, streichelte weiter über ihren Nacken, über ihren Arm, über ihren Bauch. Sanft spreizte er ihre Beine, während er sich noch näher an sie drückte. Amy hielt den Atem an. Ihr wurde schwindelig. Ihr Atem verließ stoßweise ihre Lungen. Jetzt verkrampfte sie sich total. Tom bemerkte es. Fast schon flehentlich sah er sie an.

"Nicht...", flüsterte er ihr zu. Der Feind im Nacken ließ ihn nicht lange überlegen. Nervös leckte er sich über die Lippen, dann wusste er was er zu tun hatte. Er wollte ihr nicht weh tun. Aber so kam er nicht weiter. Kurzerhand senkte er seinen Kopf und küsste seine Schwester auf den halbgeöffneten Mund. Sie keuchte erschrocken auf, aber entspannte sich dann augenblicklich. Er löste den Kuss nicht. Wenn es half, dass Amy dadurch lockerer wurde, prima.

Für einen kurzen Moment schloss sie die Augen. Doch dann riss sie sie wieder auf und ihre gegenseitige Blicke schienen sich zu durchbohren. Amy sah so viel Schmerz in Toms Augen. Der Kuss schockte sie jetzt nicht wirklich. Schon öfter hatte sie ihre Brüder einfach nur so zum Spaß, zum Ausprobieren oder einfach um ihre Mitschüler zu reizen, geküsst. Aber Sex?? Nein, das geht dann doch zu weit! Noch im Kuss schüttelte sie langsam ihren Kopf. Sie wusste was sie zu tun hatte. Ganz langsam griff sie zu den Pillen an ihrem sicheren Versteck, zwischen Matratze und Mauer. Ohne dass es jemand bemerkte, löste sie umständlich zwei der Pillen aus der Verpackung.

"Nein Tom, so weit lass ich's nicht kommen", flüsterte sie kaum hörbar in den Kuss. Ihr Bruder verstand jedoch jedes Wort. Schlagartig wurde ihm klar was sie vor hatte, als er die Pillen sah. Panisch wollte er ihre Hand festhalten. Doch Amy war schneller und schob sich die zwei Pillen in den Mund.

"Wir machen uns NICHT unglücklich", sagte sie bestimmt und lächelte ihn mit traurigen Augen an. Dann schob sie ihn sanft von sich runter, und wappnete sich dem, was nun kommen würde....


Einer für alle - Alle für einen ~Geschwister halten zusammen~(Tokio Hotel)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt