24. "Du kommst nicht mit?"

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Vor Schreck riss Bill seine Augen auf. Die Hand auf seinem Mund versetzte ihn nicht gerade in Hochstimmung.

"Scht...ich bin's nur, keine Panik", flüsterte der Schatten und löste seine Hand von Bills Mund. Der Schwarzhaarige war erleichtert, als er sah, wer da über ihm war.

"Frank?!" verschlafen rieb sich Amy die Augen und blinzelte müde in seine Richtung.

"Du bist es tatsächlich! Es ist also nicht nur ein Traum", Bills Stimme war nur noch ein Flüstern.

"Ja, höchstpersönlich", grinste Frank. "Es ist soweit", wiederholte er die drei heißersehnten Worte noch einmal.

Dann fiel sein Blick auf Tom. Er hat sich bisher noch nicht geregt. Er nickte in seine Richtung.

"Ihm geht's noch nicht so gut, oder?" fragte Frank überflüssigerweise.

"Nein, das Fieber ist immer noch nicht zurück gegangen." Amy schüttelte den Kopf und strich Tom eine Strähne aus dem Gesicht. Dann beugte sie sich zu ihm und berührte mit ihren Lippen fast sein Ohr.

"Hey...Tom, Frank ist hier..." flüsterte sie.

Der Ältere vernahm ihre Stimme und bewegte sich, langsam schlug auch er die Augen auf.

"Ich weiß es ist ein denkbar schlechter Zeitpunkt. Aber ne größere Chance werden wir nicht mehr bekommen. Ich weiß ihr seid alle drei nicht fit. Aber meint ihr ihr könnt es schaffen?" Frank schaute die drei skeptisch an.

Bill nickte ganz euphorisch, er würde alles dafür geben, um endlich dieser Hölle zu entkommen. Mit einem Mal waren alle Schmerzen vergessen, die Seelischen wie auch die Körperlichen.

"Tom, wir kommen hier raus! Hast du gehört?" Amy wurde von einer Sekunde auf die nächste hellwach und setzte sich auf.

Gespannt warteten die Drillinge bis Frank seinen Plan verkündete.

"Also es ist so, momentan ist außer Nick niemand hier. Und der pennt", begann Frank, "Die anderen wollten alle Feiern gehen. Also der perfekte Zeitpunkt für eure Flucht", fuhr er fort. Während er redete schaute er besorgt zu Tom. Ihm schien es wirklich noch nicht gut zu gehen.

"Wird es denn gehen?" Er beugte sich zu ihm runter und befühlte Toms Stirn. "Shit, immer noch ziemlich heiß...vielleicht sollten wir das Ganze doch noch mal verschieben", überlegte Frank laut.

"Auf keinen Fall!!!" Bill sprang wie von der Tarantel gestochen auf. Um nichts in der Welt wollte er in diesem Loch bleiben. Jetzt hatten sie die Chance und die sollten sie auch nutzen. Der Blick auf Amy und Tom bekräftigte ihn in seiner Meinung.

"Wir werden es schaffen, oder was meinst du?" Amy half Tom beim Aufsetzen und hielt ihm ein Glas Wasser unter die Nase, aus dem er auch gleich gierig trank. Er fühlte sich zwar alles andere als fit. Aber er wollte genau so raus aus diesem Käfig, wie seine Geschwister. Er hustete kurz, dann stand er ebenfalls mit Frank und Bills Hilfe auf. "Wir ziehen das jetzt durch", keuchte er.

"Okay, dann kommt jetzt mit."

"Halt, warte. Ich will noch ein paar Sachen zusammenpacken." Bill eilte an seine Tasche, schnappte sich seinen Rucksack und verstaute seinen Block und ein paar andere wichtige Dinge. Amy tat es ihm gleich. Dann fiel ihr Blick auf Toms Gitarre.

"Vergiss'es", Frank schüttelte den Kopf. "Ihr müsst zu Fuß flüchten", erklärte er weiter. Da wäre die Gitarre nur hinderlich und unnötiger Ballast.

"Du kommst nicht mit?" fragte Bill.

"Nein, das wäre zu auffällig. Außerdem hab ich kein Auto hier", Frank schüttelte den Kopf.

"Nicht...? Wie sollen wir das denn alleine schaffen?" Amy schaute Frank enttäuscht an.

"Keine Angst, ihr schafft das. Aber jetzt los!" Frank klatschte in die Hände und trieb so die Drillinge an.

Zu viert traten sie in den berüchtigten Flur. Für Amy und Bill keine guten Erinnerungen. Tom ging den Flur zum ersten Mal entlang, seit sie hier festgehalten wurden. Der Weg in die Freiheit!

Bill und Amy nahmen ihren Bruder in die Mitte und stützten ihn. Frank führte sie durch etliche Gänge. Den Drillingen kam es vor, wie in einem Labyrinth. Dann hielt er plötzlich vor einer großen Eisentüre. Er stemmte sich dagegen und mit einem Ruck öffnete er die Türe. Ein Schwall frischer Luft wehte herein und umgab die vier. Amy sog geräuschvoll die Luft ein. Sie war überwältigt. Eine Gänsehaut bereitete sich auf ihrer Haut aus. Sie erhaschte den Blick von Bill und ihm ging es nicht anders. Viel zu lange mussten sie in diesem Mief ausharren. Das wurde ihnen erst jetzt so richtig bewusst. Freiheit! Jetzt war sie zum Greifen nah. Keiner traute sich den ersten Schritt zu machen, was Frank zum schmunzeln brachte.

"Nur zu. Haut endlich ab!" Behutsam schob er sie hinaus ins Freie.

Etwas ängstlich schauten sich die Drillinge an. Sie konnten zwar nicht viel erkennen, denn es war ja mitten in der Nacht. Aber das was sie sahen, sah nicht gerade verlockend aus. Vor ihnen ragten hohe Bäume gen Himmel, nichts außer Wald lag vor ihnen.

Frank bemerkte ihre Unsicherheit.

"Ihr müsst durch den Wald. Versucht euch immer geradeaus zu halten. Es wird dauern, aber irgendwann erreicht ihr eine Straße. Keine Angst, ihr werdet es schaffen", Frank nickte ihnen aufmunternd zu.

"Passt bitte auf euch auf. Ihr schafft das. Ihr habt schon ganz andere Dinge durchgestanden." Er schlug Bill auf die Schulter und nickte ihm zu.

Dann war es soweit. Amy, Bill und Tom umarmten Frank und verabschiedeten sich bei ihrem Retter. Dann setzten sie nacheinander einen Fuß in die Freiheit. Ein letztes Mal schauten sie zurück. Aber Frank hatte die Türe schnell von innen verschlossen. Schwer ausatmend, ließ er sich dagegen fallen. Das wäre geschafft. Er wappnete sich dem, was nun folgen sollte.

"Na dann, auf nach Hause", krächzte Tom mit heißerer Stimme und lächelte seine Geschwister erschöpft an.

Dann wurden die drei eins mit der Dunkelheit.



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Einer für alle - Alle für einen ~Geschwister halten zusammen~(Tokio Hotel)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt