Kapitel 12

441 41 1
                                    

Ich verbrachte noch vier weitere Tage im Krankenhaus. Wurde nach dem Vorfall, jedoch auf ein normales Zimmer gebracht. Dort hatte ich auch eine Zimmergenossin, ihr Name war Hannah. Als ich eines Tages von einem Spaziergang mit meinem besten Freund Conner wieder kam, erwartete mich Hannah bereits in unserem Zimmer; und saß Freude strahlend auf ihrem Bett. „Du hast wieder rote Rosen bekommen", meinte sie. Ich schaute etwas verlegen zu Boden. Woher wusste er nur, dass ich verlegt wurde? Er hat bestimmt die Schwester bestochen. Bei diesem Gedanken musste ich schmunzeln. „Du musst mir endlich mal erzählen wer dir andauernd einen Strauß Rosen schickt, du machst so ein Geheimnis darus. Du kannst mir ruhig sagen, das die von deinem Freund sind." Noch immer grinste sie mich an und bei den Worten musste ich lachen. „Nein, nicht mein Freund. Ich bin Single.", entgegnete ich ihr. Es war ein komisches Gefühl die Rosen zu sehen. Einerseits machte es mich Glücklich, andererseits zeigte es mir wie sehr ich mich danach sehnte ihn wieder zu sehen. „Aber du hast Recht, die Rosen sind wunderschön. Ich bekomme jeden Tag welche.", ich ging an ihr vorbei, setzte mich auf mein Bett und zog mir Kuschelsocken an und ließ die Beine über der Bettkannte baumeln. Mein Blick glitt zu den Rosen und ich wurde etwas wehmütig. Hannah schien dies zu bemerken und setzte sich neben mich, wobei ich meinen Kopf an ihre Schulter lehnte. „Also ehrlich jetzt, den Typ, wer auch immer er ist, den solltest du nicht so schnell in die Wüste schicken. Jemand der einem jeden Tag rote Rosen schickt, das muss schon was Besonderes sein. Denk an meine Worte Julie." Sie hatte ihren Arm um meine Taille gelegt. Hannah war mir eine sehr gute Freundin geworden, in den vier Tagen die ich auf dem Zimmer war. Jetzt wo ich diesen „Streit" mit Liz hatte, konnte ich eine Frohnatur wie sie sehr gebrauchen. Ich war einfach nur glücklich dass ich Hannah hier kennengelernt habe. Sie versteht mich und kann meine Gedanken und Gefühle nachvollziehen. Wo ich mir bei Liz in mancher Hinsicht, nie wirklich sicher sein konnte. Es kam mir so vor, als würde sie manchmal gegen mich arbeiten. Nur um ihren Vorteil draus ziehen zu können. Es war seltsam. Wir saßen noch eine Weile so da und sagten nichts, es tat gut eine Schulter zu haben, an der ich mich anlehnen konnte, denn die Ereignisse der letzten Tage nahmen mich doch ganz schön mit. Wie kann jemand, den ich kaum kannte, mein ganzes Leben auf den Kopf stellen? Ich fasste an das Amulett, das ich um meinen Hals trug. Kein Tag verging an dem ich nicht daran dachte, wann ich ihn endlich wieder sehen würde. „Komm, wir gehen was essen." Hannah riss mich aus meinen Gedanken. Sie stand auf und reichte mir die Hand, dann gingen wir in die Kantine und holten uns unser Abendessen. Wir hatten noch sehr viel Spaß den restlichen Abend. Wir lachten viel und erzählten Witze, machten Grimassen und bekamen Bauchschmerzen vor Lachen. So glücklich hatte ich mich schon lange nicht mehr gefühlt. Später schauten wir uns noch „Kein Ort Ohne Dich" an und wie immer musste ich am Ende weinen. Ich drehte mich zur Seite und es liefen noch mehr Tränen über mein Gesicht, während Hannah den Film ausmachte. Ich vergrub mein Gesicht im Kissen, in der Hoffnung Hannah würde nicht bemerken, wie meine Stimmung plötzlich umschlug. Es wurde ruhig. Der Fernseher war aus, man konnte nur noch ihren gleichmäßigen Atem und mein Schniefen hören. Ich zog meine Decke bis zur Nase hoch und wollte am liebsten mit ihr Verschmelzen. Kurze Zeit später spürte ich, wie jemand hinter mir war und mir meine Haare zur Seite strich. „Hey, alles gut bei dir?", eine sanfte Stimme erreichte mein Ohr und ich schüttelte nur den Kopf, wobei man nur das rascheln durch das Kopfkissen hörte. „Möchtest du darüber reden?", fragte Hannah erneut und wieder verneinte ich es. Sie streichelte mir über den Kopf und gab mir meinen Kuss auf mein Haar. „Versuch nicht allzu viel Nachzudenken Julie. Alles wird wieder gut. Ich hoffe er ist deine Tränen wert. Und nun versuch zu schlafen." Sie ging zurück in ihr Bett und ich drehte meinen Kopf in ihre Richtung. „Woher... Ich mein, Warum denkst du das jemand für meine Tränen verantwortlich ist?", fragte ich etwas verwirrt und mit verweinter Stimme, doch sie hatte ja recht. „Ich bin nicht blind mein Herz.", war ihre einzige Antwort darauf, dann drehte sie sich um und sagte noch einmal Gute Nacht. In dieser Nacht schlief ich Traumlos, doch unruhig. Es fühlte sich an, als wäre ich jede verdammte Stunde wach gewesen, ich bekam einfach kein Auge zu. So schaute ich auf mein Handy und sah dass ich eine neue Nachricht hatte. Mein Herz fing wie wild an zu schlagen und auch mein Puls beschleunigte sich. Inständig hoffte ich dass die Nachricht von Chris sein würde, doch als ich sie öffnete, erstarb das euphorische Glücksgefühl. Conner hatte mir geschrieben, das er nicht schlafen konnte und wann er mich morgen vom Krankenhaus abholen soll. Ich antwortete ihm dass er gegen um 3 Uhr auf meinem Zimmer sein soll. Jetzt war ich gänzlich wach und blickte an die Decke, am liebsten hätte ich eine Schwester hergebeten und gefragt ob ich eine Schlaftablette bekommen könnte, doch ich wusste das sie mir keine geben würden. So setzte ich mich auf, baumelte mit den Füßen über der Bettkante und blickte auf Hannah. Sie schlief friedlich in ihrem Bett. Wie ich sie darum beneidete. Ich schnappte mir meinen Bademantel, wickelte mich drin ein und ging, nur mit meinem flauschigen Socken an den Füßen, Richtung Tür. Ich schloss sie vorsichtig hinter mir und wandelte durch das Krankenhaus. Lief an der Schwesternstation vorbei und hing in Gedanken. Was die beiden wohl grade machten? In welcher Stadt sind sie wohl als nächstes? All diese Fragen schwirrten mir im Kopf rum. Und immer wieder fragte ich mich, warum ich? Doch ich fand keine Antwort. Ich kam zum Schluss, dass ich nicht zu viel darüber nachdenken und es einfach geschehen lassen sollte. Denn manche Begegnungen sind vorbestimmt. Ich steckte meine Hände in die Tasche meines Bademantels. In der rechten Tasche hatte ich das Amulett gesteckt und umfasste das kalte Metall mit meiner Hand und schloss es in meine Faust. Für einen Moment blieb ich stehen und lies das Gefühl, das meinen Körper durchströmte gewähren. Ich schloss die Augen und genoss es, dieses Gefühl, welches ich nicht beschreiben konnte. Doch fühlte es sich so an, als wäre er mir nahe. Ich ging wieder zurück in mein Zimmer und legte mich in mein Bett. Hannah, hatte von meinem nächtlichen Spaziergang nichts mitbekommen und schlief noch immer friedlich. Und auch ich merkte allmählich, wie müde ich doch wurde. Ich dachte ein letztes Mal an Chris und schlief auch gleich ein.

"Only Just A Dream?"Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt