Kapitel 9

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„Kannst du nicht wo anders dumm rumstehen!", schrie ich mit verweinter, tränen erstickter Stimmte, die am Ende brach und merkte gar nicht wen ich da eigentlich anschrie. Erst als ich meinen Blick hob, sah ich wer vor mir stand und mit wem ich da gerade zusammen gestoßen war. Es war Chris. Schnell wandte ich meinen Blick ab, denn ich wollte nicht, dass er sah wie Tränen verquollen mein Gesicht war. Ich wollte sofort in die andere Richtung rennen, doch wurde ich am Arm fest gehalten. „Julie?", fragte er mit sanfter Stimme und drehte mich zu sich. „Geht es dir gut?" Ich blickte zu Boden. All diese Fragen, geht es dir gut? Verdammt nochmal, sieht es denn so aus als würde es mir gut gehen? Würde ich sonst hier stehen, wenn es mir gut gehen würde. Als er merkte, dass ich ihm keine Antwort geben würde oder ihn gar anschauen, hob er mit seiner anderen Hand sacht mein Kinn an, sodass ich gezwungen war auf zu schauen. Ich kniff meine Augen zusammen und drehte den Kopf zur Seite, denn ich wollte ihn nicht ansehen. Nein, ich konnte nicht. Stumme Tränen rollten meine Wange entlang und noch immer ruhte seine Hand unter meinem Kinn. Heiße spuren hinter ließen die Tränen des Schmerzes und alle den anderen Gefühlen, die ich nicht zu ordnen konnte. Eine schwache Berührung, spürte ich an meiner Wange. Ich öffnete die Augen und hielt kaum merklich den Atem an. Sanft strich Chris mit seinem Daumen die Tränen aus meinem Gesicht. Meine Haut kribbelte dort, wo sein Daumen zuvor über meine Wange glitt. Wir standen relativ nah bei einander und ich konnte seinen warmen Atem auf meiner Haut spüren. Wieder schloss ich meine Augen und genoss, all die Gefühle die sich in mir breit machten. „Nicht weinen.", flüsterte er und es kam mir vor, als wäre seine Stimme Meilen weit entfernt. Zäh wie ein Kaugummi erreichte sie meinen Verstand, welcher drohte auszusetzten. Ich wusste nicht mehr was Realität und was Traum war. Doch der schmerz in meiner Hand erinnerte mich, das was ich gerade hier erlebte, real war. Ich kann nicht, schoss es mir durch den Kopf. Ich öffnete meine Augen und blickte ihn direkt an, ehe ich mich schweren Herzens von ihm weg stieß und weg rannte. Tausend Gedanken schossen mir durch den Kopf, während ich rannte und rannte, ohne ein Ziel. Schließlich landete ich wieder bei der Damen Toilette, ging in eine Kabine, schloss mich ein und ließ meinen verkorksten Gefühlen freien Lauf. Wieder rannen mir die Tränen übers Gesicht. All das was ich in den Letzen zwei Minuten fühlte, fühlte sich so gut und doch so falsch an. Seine Berührung, die prickelnde Spuren auf meiner Haut hinterließen. Schon lange war ich nicht mehr so durch einander gewesen. Andererseits, ich kannte ihn nicht mal wirklich. Wie konnte ich dann solche verrückten Dinge fühlen oder gar Träumen. Doch seit dem Interview ging er mir nicht mehr aus dem Kopf. Seine braunen Augen, seine Hände. Alles an Ihm verzauberte mich. Ich vergrub die Hände in meinem Gesicht und weinte noch mehr. Der schmerz in meiner Hand fing an, meine Gefühle zu übertönen. „Es soll aufhören.", schrie ich unter schmerz und raufte mir die Haare. Woller Wut stand ich auf und ging aus der Kabine. Direkt mir gegenüber hingen Spiegel. Mein Gesicht war rot und geschwollen, von den ganzen Tränen die ich weinte. Ich hatte so einen Hass auf mich, auf mein Spiegelbild, sodass ich noch einmal mit meiner Kaputen Faust gegen diese Schlug. Ich schlug immer weiter und weiter. Wollte diesen Seelischen Schmerz mit dem Körperlichen übertönen und merkte dabei gar nicht, wie die Wunden unter meinem Verband aufplatzten und den Stoff um meine Hand durchtränkten. Immer wieder Schlug ich in den Spiegel. Wobei mal größere, mal kleinere Scherben zu Boden fielen. Völlig entkräftet sackte ich zusammen und saß im Meer aus Spiegelscherben. Ich blickte um mich herum und mein Spiegelbild blickte zurück. Ich konnte dieses Gesicht, mein Gesicht, nicht ertragen. Nicht jetzt. Also schlug ich mit beiden Händen in den Scherbenhaufen, wobei sich eine größere Scherbe, direkt in mein Handgelenk bohrte. Ich stieß einen schmerzerfüllten Schrei aus. Der Raum begann sich zu drehen. Vor meinen Augen tobten bunte Lichtblitze, ehe alles schwarz wurde und ich zur Seite in den Scherbenhaufen kippte.

"Only Just A Dream?"Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt