Kapitel 16

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Nachdem er sich von mir löste, schaute ich ihn mit großen Augen an und keine Sekunde später, gab ich ihm eine schallende Ohrfeige. „Geh! Sofort!", meine Stimmte blieb ruhig. Hätte ich ihn angebrüllt, wäre er vermutlich nicht so schnell gegangen, wie er es tat. Ich schloss die Tür hinter mir, ging zum Tisch, wo sich mein Glas befand und trank es in einem Zug leer. Ich war wütend, doch wusste ich nicht genau wo diese Wut her kam. Es war alles so verwirrend. In der Zwischenzeit hatte ich fast vollkommen ignoriert das Chris noch hier war. Ich drehte mich um und noch immer lehnte er an dem Pfeiler. „Oh es tut mir leid, ich habe vollkommen vergessen das du noch hier bist.", meinte ich etwas betrübt „Aber ich freue mich das du hier bist.", fügte ich noch schnell hinzu. Ich drehte mich zu ihm, sodass ich ihn von oben bis unten betrachten konnte. Er trug ein dunkles Shirt mit einem V-Ausschnitt, dazu eine dunkle Jacke drüber. Seine Hose wirkte lässig und die Schuhe taten ihr Übriges. Alles in allem wirkte er Perfekt. „Tanzt du?", fragte ich ihn, während ich an ihm vorbei zum Grammophon ging. Ich legte eine Platte auf und die Musik begann zuspielen. Unterdessen spürte ich wie er hinter mich getreten war. „Liebend gern", kam es im Flüsterton von ihm. Sein warmer Atem kribbelte in meinem Nacken und ein Schauer lief mir über den Rücken. Er nahm meine Hand und drehte mich zu sich um. Langsam fing er an mich im Takt der Musik zubewegen. Es fühlte sich an, als würden wir über das Parkett meines Wohnzimmers schweben; so leicht fühlte ich mich. Lange schon habe ich nicht mehr getanzt, denn nie hatte sich ein Partner meiner würdig erwiesen. Er zog mich etwas näher an sich heran, nur um mich dann mit Schwung in einer Pirouette zu drehen. Nie im Leben hätte ich gedacht, das er so gut tanzen kann. Nachdem ich wieder mit ihm zusammen tanzte, legte ich meinen Kopf an seine Schulter und wir wiegten uns im Takt der Musik, mit langsamen Schritten, im Kreis. Es fühlte sich wunderbar an, so als wäre er schon immer da gewesen, als würde ich ihn schon ewig kennen. Ich merkte nicht dass wir stehen geblieben waren. Und doch standen wir; in mitten meines Wohnzimmers und mein Kopf lehnte noch immer an seiner Schulter. „Wieso stehen wir?", fragte ich kurzerhand und hob meinen Kopf. Doch bevor ich weiter reden konnte, spürte ich seinen Finger auf meinen Lippen. „Shhh. Nicht sprechen.", sagte er mit sanfter Stimme. Seine Hand wanderte an meine Wange und ruhte dort, während er mir in die Augen blickte. Sie fesselten mich gar und erinnerten mich noch immer an eine Haselnuss oder eher, an warme Schokolade. Es war so, als würde die Welt um uns herum still stehen. Als würden nur noch wir beide existieren. Es begann sich eine wohlige Wärme in mir auszubreiten. Eine wärme, wie ich sie noch nie zu vor gefühlt habe. Noch immer fesselte mich sein Blick und im nächsten Augenblick, spürte ich seine weichen Lippen auf meinen. Noch vollkommen überrascht, schloss ich die Augen und ließ es geschehen. Ich erwiderte seinen Kuss. Ganz automatisch trat ich einen Schritt näher an ihn so dass sich unsere Körper fast berührten. Am liebsten wollte ich keinen Zentimeter zwischen uns haben. Schon lange, habe ich jemanden nicht mehr so begehrt. Ich legte eine Hand an seinen Hals und die andere wanderte an seinen Rücken. Zum Glück trug ich noch meine Highheels, denn er war um einiges größer als ich; doch so waren wir beinahe auf Augenhöhe. Von mir aus hätten wir uns ewig so weiter Küssen können, doch ich bekam langsam keine Luft mehr und so musste ich mich von ihm lösen. Ich wich einen schritt von ihm zurück, um ihn besser betrachten zu können. Womit hatte ich das verdient? Warum gerade ich? Es war so bizarr und doch das Beste was ich mir hätte je vorstellen können. Seine Hand glitt an meinem Arm entlang, bis runter zu meiner Hand. Ich merkte nicht, dass ich ihn die ganze Zeit angestarrt hatte. Dann führte er mich zu meinem Sofa, wo wir uns beide setzten. Zuvor streifte ich noch meine Highheels von meinen Füßen, schnappte mir die große kuschlige Decke; die ich immer zusammengefaltet am Fußende zu liegen habe und kuschelte mich damit zu Chris an die Schulter. Er legte seinen Arm um mich und zog sich näher zu sich. Es waren keine Worte mehr nötig, denn es zählte nur das jetzt. Nie hätte ich mir erträumt in seinen Armen zu liegen; und das kurz vor Weihnachten. Ich fühlte mich wohl und geborgen. Während wir so zusammen gekuschelt auf dem Sofa saßen, lauschte ich seinem gleichmäßigen Atem, hörte seinen Herzschlag; was mich wie Mantra immer müder werden ließ. Der Tag war ziemlich anstrengend, alles sollte perfekt werden und es wurde mehr als Perfekt; der Tag nahm ein wundervolles Ende. Meine Augen wurden schwer und begannen langsam zu zufallen. „Hey...", eine sanfte Stimme drang an mein Ohr. „So müde?" Ich spürte wie er mit sanft über meinen Arm strich, was mir eine Gänsehaut verpasste. Ich gähnte und rieb mir die Augen. „Etwas schon.", murmelte ich an seine Schulter. Am liebsten wäre ich in seinen Armen eingeschlafen, doch hielt ich dies für eine sehr ungünstige Position. Langsam richtete ich mich auf und streckte mich etwas. „Oben habe ich schon Bettzeug. Ich würde dir das Sofa anbieten. Wenn das für dich ok ist?", fragte ich vorsichtig, denn ich wollte nichts überstürzen. Auch wenn ich ihn gern weiter bei mir gehabt hätte. „Alles in Ordnung.", gab er von sich. Ich stand auf und ging hoch auf die Ebene, wo sich mein Bett befand. Dort machte ich mich gerade Wegs auf zum Schrank, wo ich das zweite Bettzeug aufbewahrte. Ich nahm Kissen und Decke raus und ging zum Geländer, wo ich das Kissen zu Chris runter auf das Sofa warf. Dieser musste lachen. „Aber die Decke bring ich dir runter", meinte ich, während ich in sein lachen einstimmte. Ich ging die Treppe runter und legte die Decke auf das Sofa, auf dem Chris noch saß. Bevor ich wieder hoch ging, drehte ich mich jedoch mit dem Rücke zu ihm. „Könntest du mir vielleicht den Reisverschluss meines Kleides öffnen?", fragte ich und spürte wie mein Puls sich etwas beschleunigte. „Natürlich", mit diesen Worten trat er hinter mich und legte mein Haar auf die rechte Seite. Dann öffnete er ganz langsam den Reisverschluss, wobei er meinen Rücken streifte. Abermals bekam ich eine Gänsehaut und schloss die Augen. Ich genoss das Gefühl, was sich in mir breit machte. Es fühlte sich magisch an. Ich hielt das Kleid vor meiner Brust fest, sodass es mir nicht vom Körper rutschen konnte und drehte mich zu ihm um. „Dankeschön", kam es im flüsterte Ton von mir. Doch bevor ich nach oben ging, gab ich ihm noch einen Kuss auf die Wange. „Schlaf schön." Mit diesen Worten verabschiedete ich mich und ging die Gläserne Treppe, hoch zu meinem Bett. Noch einmal Blickte ich zurück und sah wie er sich langsam begann zu entkleiden, um es sich auf dem Sofa bequem zu machen. Wie gern hätte ich mich zu ihm gelegt, nur um seinen Körper neben meinem zu Spüren. Denn wer weiß, nicht das er morgen nicht mehr da war. Ich schüttelte den Kopf um diesen dummen Gedanken los zu werden und weiter die Treppe nach oben; zog mein Kleid aus und den Rest um mir meinen Pyjama anzuziehen. Dann legte ich mich in mein Bett und kuschelte mich in meine Decke ein, in der Hoffnung schnell zu schlafen.

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