Kapitel 20

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Wir liefen Andreas hinterher in das Haus. Von außen war es groß und hatte etwas den Charme eines Landhauses. Vor allem erinnerte es mich daran, weil es eine große Veranda hatte, die man überqueren musste um zur Eingangstür zu gelangen. Als wir es betraten, strömte mir sofort ein köstlicher Duft von Gebäck und Tanne entgegen und so langsam machte sich Weihnachtliche Stimmung in mir breit. Im Flur zog ich meine Schuhe aus und ließ den Blick durch den Raum schweifen. Links führte eine weiße Holztreppe nach oben in die erste Etage, rechts von mir befand sich eine Kommode die hervorragend zum Einrichtungsstil passte. Wobei ich mich fragte, ob Andreas seinen Teil dazu beitrug oder nicht. Über der Kommode hing ein großer Spiegel. Als ich an diesem vorbei ging, blieb mein Blick darin hängen und betrachtete mich. Ich sah etwas Müde aus und dunkle Schatten waren um meine Augen. Wie gesagt, diese ganzen wirren Träume, zerrten an mir. Als man weiter lief kam man hinter der Kommode rechts, gleich in die Küche und gerade aus ging es in das Wohnzimmer. Chris folgte Andreas, doch ich blieb in der Küchentür stehen. Jetzt wusste ich auch woher der herrliche Duft kam. In der Küche stand eine Frau mit Schürze und ihr dunkles Haar, war zu einem Dutt gebunden. „Mhh, das riecht aber gut hier", entgegnete ich. Sie nahm gerade ein Backblech voller Plätzchen aus dem Ofen und stelle es auf einen Rost zum Abkühlen. Danach zog sie ihre Topfhandschuhe aus, kam auf mich zu und schloss mich gleich in ihre Arme. „Du musst Julie sein.", ein herzliches lächeln zierte ihr Gesicht. Kein Zweifel, das musste Andreas seine Frau sein. „Ich bin Kate, die Frau von Andreas. Ich freue mich ja so, dich auch endlich mal kennen zu lernen. Ich habe ja schon so viel von dir gehört" Sie löste sich aus der Umarmung und trat einen Schritt nach hinten. Wer weiß, was Chris Andreas so alles erzählt hat, es muss aufjedenfall nur gutes gewesen sein. „Oh!", brachte ich nur heraus. „Ich hoffe doch nur Gutes." Sonst würde sich seine Frau nicht so freuen. Ich war froh das sie mich so herzlich willkommen hieß, das machte mich Glücklich und die Anspannung lies etwas ab von mir. „Möchtest du etwas trinken? Tee, Kaffee oder eine heiße Schokolade?" Heiße Schokolade war immer gut, besonders bei diesen Temperaturen die draußen herrschten. „Ich würde eine heiße Schokolade nehmen." Entgegnete ich ihr freudig. „Soll ich die anderen fragen, ob sie auch etwas möchten?" Kate nickte mir zu und ich machte mich auf die Suche nach Andreas und Chris. Ich wusste nicht genau, wo ich sie suchen sollte. Doch machten mich Geräusche aufmerksam, dass sie sich im Wohnzimmer befinden könnten. Ich ging also aus der Küche in das Wohnzimmer, welches ein großer Lichtdurchfluteter raum war. Ich blickte, direkt in den großen Garten, welcher hinter dem Haus lag; den man über die Terrasse erreichen konnte. Gefesselt von der Schönheit dieses Ausblickes, blendete ich alles um mich herum aus, bis mich ein nach Luft japsendes Lachen, aus meinen Gedanken riss. Ich schaute mich um und sah wie Chris auf dem Boden lag, umzingelt von drei Kindern, welche ihn durch kitzelten. Das waren wohl Andreas seine kleinen. Letzterer stand daneben, feuerte seine Kids an und lachte ebenfalls. „Hey, wer seid ihr denn?", fragte ich und drei Köpfe blickten nach einander wie Tick, Trick und Track zu mir auf. Ich hockte mich etwas hin um mit ihnen auf Augenhöhe zu sein. „Ich bin Ben. Und das sind Luca und Sophie", entgegnete mit der anscheinend älteste der drei und deutete auf seine zwei Geschwister. „Was für ein schöner Name, Ben. Ich bin Julie", lächelnd streckte ich die Hand aus. Skeptisch beäugte er diese, doch nach einem Moment raffte er sich auf, kam auf mich zu und reichte mir seine ebenfalls. „Eure Mama, möchte wissen wer von euch alles eine heiße Schokolade möchte.", kaum hatte ich die Worte ausgesprochen, hatte ich auch schon den zweiten jungen für mich gewonnen, dieser brüllte lauthals ‚Jaaaa' und stand nun ebenfalls neben mir. Nur das kleine Mädchen, Sophie lag noch quer über Chris und schaute mich durch ihre braunen Kulleraugen an. Eine Mischung aus Neugier und Skepsis lag in ihrem Blick. Anscheinend wusste sie noch nicht so recht ob sie mir trauen konnte oder nicht. Ich versucht meine Erzieherische Fähigkeiten spielen zu lassen und ignorierte sie erstmal. Bei meinen Cousins hatte das immer gezogen, denn irgendwann sind sie mir schließlich doch hinter her gerannt. Also versuchte ich dasselbe bei Sophie. „Also was ist?", richtete ich mich fragend an die zwei Jungs. „Wer als erstes in der Küche ist oder was?", kaum hatte ich ausgeredet waren sie auch wie der Blitz verschwunden. Und es wirkte, Sophie hatte sich aufgerappelt und lief ihren Brüdern hinter her. „Wartet auf mich.", hörte man eine Glockenhelle stimme, die nach und nach verhallte. Nun waren alle drei Kids in der Küche. Ich stand auf und richtete mich an Andreas und Chris. „Und was ist mit Euch? Wollt ihr auch 'ne heiße Schokolade?", fragte ich sie mit einem Lächeln auf dem Gesicht. Dabei blickte ich von Andreas zu Chris; der noch immer auf dem Boden lag. „Klar.", kam es gleichzeitig von beiden. Typisch, dachte ich nur. Ein klingeln an der Tür ließ mich hellhörig werden. „Kommt noch wer?", fragte ich an beide gerichtet. Während Andreas zur Tür ging um sie zu öffnen, stand Chris auf und kam auf mich zu. „Ja.", antwortet er mir und nahm meine Hand. „Unsere Mama." Mir blieben die Worte im Hals stecken. Ihre Mutter? Ich hätte nicht gedacht, dass ich die ganze Familie so schnell kennenlernen würde. Auf einer Seite war ich total neugierig auf sie, doch auf der anderen Seite hatte ich ein komisches Gefühl. Würde sie mich mögen? Würde ich ihren Ansprüchen genügen? Hatte sie überhaupt Ansprüche an mich? All diese komischen Fragen schossen mir durch den Kopf. Ich versuchte gleichmäßig zu atmen, sonst würde ich hier noch umfallen. Wieso war ich eigentlich so aufgeregt? Ich drückte Chris seine Hand. Vermutlich etwas zu stark, denn dieser Blieb stehen und schaute mich an. „Hey alles ist gut. Meine Mama will dich nicht Fressen." Mit diesen Worten gab er mir einen Kuss auf die Stirn und dann gingen wir gemeinsam zu Kate und den anderen in die Küche. Ben, Luca und Sophie saßen um den großen ovalen Tisch herum auf ihren Stühlen und hatten schon alle eine heiße Schokolade vor sich. Kate wirbelte noch herum. Das Bild was sich mir bot wirkte idyllisch und ich fragte mich, ob meine Familie in den letzten Jahren jemals, so friedvoll zusammen saß. Ich konnte mir diese Frage sehr schnell beantworten. Nein. Es machte mich traurig und schon wieder war ich kurz davor, das mir die Tränen in die Augen schossen, doch ich musste mich zusammen reißen. Noch immer hielt Chris meine Hand und wir standen in mitten der Küche, als die kleinen plötzlich ganz laut das Wort ‚Oma' riefen. Ich drehte mich ebenfalls um und neben Andreas tauchte eine kleine ältere Dame auf. Sie hatte hellgraues Haar, was an einigen Stellen dunklere Strähnen hatte. Eine Silberfarbende Brille schmückte ihr Gesicht und rundete das gesamt Bild ab. Ihre Aura war herzlich und ein sanftes lächeln umspielte ihre Lippen. Auf einmal hatte sie die drei kleinen um sich herum, was mich schmunzeln ließ. Auch Kate begrüßte ihre Schwiegermutter und wandte sich dann wieder der heißen Schokolade zu. Chris ließ meine Hand los und lief auf seine Mutter zu, gab ihr zur Begrüßung eine Umarmung und winkte mich zu sich ran. Etwas zurückhaltend lief ich zu den beiden, stellte mich etwas neben Chris; welcher auch gleich seinen Arm um meine Hüfte legte und begrüßte seine Mutter ebenfalls. „Hallo, ich bin Julie. Es freut mich sehr sie kennenzulernen, Frau Reinelt.", ich streckt ihr meine Hand entgegen, welche sie ergriff und mich, wie alle anderen es auch taten, in eine Umarmung zog. Was für eine Familie dachte ich. Alle so herzlich und liebevoll. Eigentlich war ich vollkommen überfordert mit so viel Warmherzigkeit, doch ließ ich es mir nicht anmerken und schenkte ihr ein freundliches Lächeln, als sie sich von mir löste. Ein Gefühl von Akzeptanz und Geborgenheit machte sich in mir Breit. Ein Gefühl, was ich auch bei Chris immer spürte, wenn wir zusammen waren. „Nenn mich ruhig Angelika, du bist ja sowas wie ein Teil der Familie." Erwiderte sie. Ich fühlte mich geehrt. „So meine lieben", kam es von Kate die ihre Hände in die Hüften gestemmt hatte. „Die heiße Schokolade ist fertig. Wie wäre es, wenn wir uns alle setzten und gemütlich Kakao trinken?" Zusammen mit Angelika gingen wir zum Tisch. Andreas setzte sich zu seiner Frau und den Kids, ich nahm neben Chis Platz und am Kopfende saß ihre Mama. So tranken wir gemeinsam heiße Schokolade und aßen die frisch gebackenen Plätzchen von Kate. „Was habt ihr denn für heute noch so geplant?", kam es nach einer Weile von Angelika und sie schaute in die Runde. Anscheinend hatte sich niemand etwas für den weiteren Tagesverlauf überlegt, was ich an den ratlosen Gesichtern von Kate, Andreas und Chris sehen konnte. Also warf ich etwas in die Runde. „Ich hätte da eine Idee.", gab ich von mir und zog somit die Aufmerksamkeit auf mich.

"Only Just A Dream?"Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt