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Kalte Regentropfen fielen auf ihre blasse Haut. Mit geschlossenen Augen saß Ares auf dem kalten, nassen, von Blättern bedeckten Waldboden. Die Konzentration spiegelte sich auf ihrem Gesicht wieder. Ihre Hände lagen vorsichtig auf dem feuchten Baumstupf, der sich inmitten einer Lichtung befand. Sie spürte, wie die Kraft des Nemetons durch sie hindurch lief. Völlige Ruhe hüllte sie ein. Kein einziger belangloser Gedanke drang in ihren Geist, nur die Macht des Nemetons war in diesem Moment von Bedeutung. Nach vielen Stunden öffneten sich die kohlschwarzen Augen und fokussierten sich gen regnerischen und trüben Himmel. Die Tropfen prasselten inzwischen stärker auf sie herab wie kleine, kalte Nadeln stachen sie auf ihr Gesicht. Die innere Unruhe, die sie seit der großen Enthüllung in der Beacon Hills Tierklinik umschlang und ihr die Luft raubte, regte sich wieder tief in ihrem Inneren.

„Ich steh in deiner Schuld.", sagte sie mit gesenkten Blick. „Du schuldest mir gar nichts. Ich will nur, dass du meine Freunde und mich in Ruhe lässt." „Scott.", warnte Deaton, „Du solltest das nicht so auf die leichte Schulter nehmen, sie kann eine hilfreiche Verbündete sein.", riet Deaton seinem Schützling, als ihm klar wurde, was Ares letzter Satz für eine Auswirkung auf Scott hätte. „Ich brauch keine Verbündete, die mir jeden Augenblick in den Rücken fallen könnte.", knurrte er. „Das wird nicht passieren, Scotty, ich steh in deiner Schuld und dir ist jetzt vielleicht noch nicht klar, was das bedeutet, aber glaub mir, jemand wie ich, ist dazu verpflichtet seine Schulden zu begleichen.", warnte sie ihn ebenfalls nochmal, ihr Angebot so leichthin abzulehnen,. „Was bedeutet das?", fragte Scott nun etwas verwirrt und drehte sich zu Deaton. „Es ist ein Wesenszug ihrer Art, Scott, sie wird die nicht mehr betrügen, sie kann gar nicht anders.", sagte Deaton und betrachtete das Mädchen, das er einst wie seine Tochter behandelt hatte. „Was für eine Art? Was ist sie?", fragte der Alpha, „Was zur Hölle ist sie?". „Sie haben viele Namen und tauchen in vielen Kulturen auf... die einen bezeichnen sie als Nymphen, die anderen als Waldelfen, doch ursprünglich aus der slavischen Mythologie entstammend werden sie als Vílas bezeichnet." Ares schmunzelte nur darüber und wich Scotts Blicken aus. „Und was bedeutet das?", fragte der junge Alpha, immer noch sichtlich verwirrt. „Vílas sind...wie soll ich es beschönigt ausdrücken... lebende Tote. Schon seit Jahrhunderten wird über Frauen und Mädchen berichtet, die nach ihrem Tod -meist gewaltsam der Welt der Lebenden entrissen- keine Ruhe finden konnten, deswegen erwachen sie wieder als Geister oder Abbilder ihres menschlichen Selbst und wandeln auf Erden.", fuhr der Tierarzt fort. „Wie dem auch sei, das sind nur Legenden, Geschichten, die Großmütter ihren Enkelkindern vor dem Kamin erzählen, um ihnen Angst zu machen.", schnaubte Ares über seine Erläuterungen. Sie spürte Scotts eindringlichen Blick auf ihr ruhen. „Natürlich entspricht nicht alles der Wahrheit und um ehrlich zu sein, ist Ares eine der wenigen Vílas, denen ich in meinem Leben je begegnet bin und jede ihrer Art hatte eigene Fähigkeiten und Besonderheiten. Ein paar Fähigkeiten hast du garantiert schon mit erlebt, Scott." „Heilung.", stellte Scott fest. „Nicht nur. Manipulation, Gestaltwandel, hellseherische Fähigkeiten und noch viel mehr...", führte ihr früherer Mentor fort. „Zwar sorgen Vílas meist für Chaos und Zerstörung an den Orten, an denen sie sich niederlassen, aber sie sind auch an viele Kleinigkeiten gebunden, wie Ares jetzt. Hilft man einer Víla, muss sie ihre Schuld begleichen, komme was wolle. Ares steht in deiner und diese Möglichkeit kannst du nicht einfach vorbeiziehen lassen, Scott.", beendete Deaton seine Erklärung. Zögerlich nickte Scott und musterte das Mädchen vor ihm nachdenklich.

Kopfschüttelnd, verdrängte sie die Erinnerung an den letzten Abend und verließ die Lichtung. Sie spürte wie etwas Dunkles die Atmosphäre in der verregneten Stadt negativ beeinflusste, weswegen sie sich seufzend aufrichtete und dem machtvollen Baumstumpf den Rücken zu. Ihre pritschnassen, aschgrauen Haare klebten ihr unangenehm im Nacken und im Gesicht. Sie strich die Haare genervt aus dem Weg und setzte die Kapuze ihres pechschwarzen Mantels auf. Sie hatte noch viel zu erledigen, einige Probleme zu lösen und eines dieser Probleme saß grad im städtischen Gefängnis hinter Gittern. Scott hatte sie widerwillig gebeten, ihm bei dieser kleinen Unannehmlichkeit zu helfen. Ein weites Grinsen stahl sich auf ihr Gesicht, während sie durch den Wald stiefelte.


In einer dunkelgrauen Jeans und einer weißen Bluse mit einem schwarzen Jackett bekleidet, betrat sie die Polizeistation. Reges Durcheinander umhüllte sie sofort. Kaum jemand beachtete das junge Mädchen mit der ungewöhnlichen Haarfarbe und den tiefschwarzen Augen. Sie huschte zwischen den Beamten vorbei, während diese hektisch versuchten alles für den Transport wichtiger Beweismittel vorzubereiten. Stirnrunzelnd betrachtete sie den jungen Deputy, mit dem sie erst vor einem Tag versucht hatte eine Bombe zu entschärfen. Würde er sie jetzt sehen, würde ihre Scharade schneller auffliegen, als ursprünglich erhofft. Sie drehte ihm den Rücken zu und lief in die entgegengesetzte Richtung. „Ares?", hörte sie ihren Namen hinter sich schallen. Sie wirbelte herum und erblickte Stiles Vater. „Was gibt's, Captain?", grinste sie ihn schelmisch an. „Was suchst du hier? Und noch dazu in diesem Aufzug?", fragte er stirnrunzelnd, nachdem er die strikte Kleidungswahl des Mädchen begutachtete. „Ich bin geschäftlich hier, Sheriff Stilinski.", erwiderte sie. „Ach wirklich? Und über was für ein Geschäft reden wir hier?", meinte er kritisch. „Strafrechtlicher Natur, hab ich ihnen schon von meiner Tätigkeit als Anwältin erzählt, Captain?". „Hör auf mich so zu nennen und es ist mir neu, dass du bereits einen Collageabschluss hast, geschweige denn als staatlich anerkannte Anwältin zugelassen bist.", Ares spürte seine Gereiztheit förmlich. „Sagen wir einfach, ich hab ein paar Jahre übersprungen.", sagte sie schulterzuckend, „Lassen sie Anklage gegen Derek Hale und Chris Argent fallen.", forderte sie. „Ich kann das nicht machen, die Beweise gegen sie sind erdrückend, auch wenn ich weiß, dass sie nichts damit zu tun haben." „Also müssten die Beweise nur...hm...sagen wir auf unerklärliche Weise verschwinden, nicht wahr?", lächelte sie daraufhin nur. „Du kannst nicht einfach die Beweise stehlen, nicht hier im Revier.", flüsterte er, als er sie am Oberarm packte und sie weiter weg vom Trubel seiner Arbeitsstelle zu ziehen. „Und da haben wir das Stichwort, auf das ich gehofft hatte. Nicht hier." Der Sheriff strich sich genervt über die Stirn, „Was habt ihr vor, Ares?". „Jetzt will ich nur meinen Mandanten, Derek Hale, treffen, immerhin steht ihm ein Anwalt zu und hier bin ich.", wich sie seiner Frage aus. Nach kurzem Zögern, führte der Sheriff sie in einen kahlen, fensterlosen Befragungsraum, bevor er sie wieder alleine ließ, um Derek zu holen.

„Ich brauche keinen anderen Anwalt, Argents Anwalt ist auch für mich zuständig.", knurrte Derek, als er von einem Beamten in den trostlosen Raum geschubst wurde. „Das erschüttert mich jetzt zutiefst, mein Kleiner." Derek drehte sich augenblicklich um und starrte das silberhaarige Mädchen an. Der Polizist ließ die beiden alleine im Untersuchungsraum stehen. „Valentine, du hast dich nicht im geringsten verändert, wie kann das sein?", fragte er sie verwirrt. „So direkt wie immer. Krieg ich den gar keine Umarmung?", meinte sie neckisch. Zögerlich machte er ein paar Schritte auf sie zu und umarmte sie kurz, danach wich er wieder zurück. „Erklärst du mir jetzt, warum du ziemlich lebendig vor mir stehst, obwohl wir damals deine zerfetzte Leiche gefunden und dich anschließend begraben haben?" „Lange Geschichte, Hale.", seufzte sie. „Ich hab Zeit, ich werde dir nicht davonrennen.", meinte er schmunzelnd. „Kurzzusammenfassung: Ich war tot, dann nicht mehr. Musste feststellen, dass meine Eltern gar nicht meine Eltern sind. Meine leibliche Mutter mit größter Wahrscheinlichkeit ein Monster war, das mich im Stich gelassen und zur Adoption freigegeben hat und ich dummerweise auch zu ihrer Art gehöre und etwas schwerer kleinzukriegen bin, als früher mal gedacht.", antwortete sie ihm gleichgültig und mit emotionsloser Miene. „Und warum hast du nichts gesagt? Warum bist du nicht zu uns zurück? Wir dachten verdammt nochmal, dass du tot bist!", sagte er frustriert, seine Stimme wurde immer lauter. „Weißt du eigentlich, was für Konsequenzen dein Tod hatte? Nicht nur für mich oder das restliche Rudel, sondern für Peter? Weißt du was er durchgemacht hat? Er war am Ende... während du ihn... uns alle... im Stich gelassen hast.", seine Wut brodelte mit jedem Wort stärker und er versuchte krampfhaft sie so gut wie möglich zu unterdrücken. „Welche Konsequenzen es für euch hatte? Hast du dir vielleicht während deinem selbstbezogenen Monolog mal daran gedacht, dass es auch viele Konsequenzen für mich hatte? Nein, natürlich nicht. Es muss sich doch immer alles um die Hales drehen, hat es schon immer und wird es auch immer. Aber hey, das tut es nicht. Deine Familie ist nicht der verdammte Mittelpunkt der Welt, Kleiner, wir drehen uns nicht alle um euch, als wärt ihr die Sonne.", die bitteren Worte flogen ihr ohne zu zögern von der Zunge. Dereks gekränkten Blick ignorierte sie einfach und lief an ihm vorbei. „Apropos, wir holen dich und Argent vor heute Abend hier raus, also macht euch bereit. Es wird Zeit auf die Jagd zu gehen, Hale.", sagte sie noch, bevor sie ihn alleine zurückließ und dem Revier den Rücken zuwandte.

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N: unverbessert


Ares - Dead like me (Teen Wolf Fanfic)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt