Kapitel 24 (Astrid)

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Sturmpfeil und ich waren immer noch unterwegs um Hicks zu suchen. Wir flogen gerade übers Meer und hielten ausschau. Eigentlich glaubte ich nicht, dass Ohnezahn oder Hicks im Meer trieben, da sie bestimmt schon längst irgendwo angespült worden wären, aber man konnte ja nie wissen... "Hoffentlich geht es ihnen gut..." sagte ich zu Sturmpfeil und tätschelte sie. "Wenn ihnen was passiert ist....das wäre meine Schuld. Wäre ich früher auf die Suche gegangen würden die beiden vielleicht schon längst wieder auf Berk sein" sagte ich traurig. Sturmpfeil krächzte aufmunternd und neigte ihren Kopf zur Seite um mich anzuschauen. Ich lächelte leicht und konzentrierte mich dann wieder auf den Ozean. Die Sonne stand direkt am Himmel, was mir verriet das es Mittag war. Die ganze Sucherei hatte mich hungrig gemacht, mein Magen knurtte schon wie ein Wolf. 'Das ist jetzt unwichtig! Zuerst muss ich Ohnezahn und Hicks finden!" ermahnte ich mich und versuchte nicht weiter an meinen Hunger zu denken. Stattdessen dachte ich scharf nach, wo die beiden gerade sein könnten. "Also....Hicks wollte ja nach Cody suchen....wo könnte Hicks denken, dass Cody hingegangen ist?" dachte ich laut, als ich aufeinmal ein lautes grollen hörte. Ich schaute in den Himmel, der mit dunklen Wolken bedeckt war. "Na super....ein Gewitter! Das hat uns gerade noch gefehlt!" meinte ich sarkastisch und klopfte liebevoll Sturmpfeils Hals. "Suchen wir am besten die nächstbeste Insel auf und machen dort ne Pause bis das Gewitter vorüber gezogen ist" sagte ich und wie auf Stichwort fing es plötzlich an wie aus Eimern zu schütten.
Nach kurzer Zeit hatten wir dann eine gute Insel zum Rast machen gefunden und Sturmpfeil landete am Strand. Ich schwang mich von Sturmpfeils Rücken und landete im feuchten Sand. Nachdenklich schaute ich mich um. "Wir sollten uns irgendwo unterstellen" sagte ich zu Sturmpfeil und lief voran. Ich war jetzt schon klitschnass, und zu allem Übel pfiff noch ein eisiger Wind über die Insel, so das ich anfing zu zittern. Langsam ging ich in den Wald, welcher direkt am Strand lag, und suchte nach einem trockenen Plätzchen. Die dunklen Wolken am Himmel hatten sich zusammengezogen und immer wieder zuckten grelle Blitze, gefolgt von lautem gedonner, durch den Himmel. Ich spürte das Sturmpfeil nervös war und drehte mich zu ihr um. "Keine Sorge mein Mädchen. Alles ist gut" redete ich sanft auf sie ein und streichelte sie. Ihre Augen waren weit aufgerissen und sie schaute sich leicht ängstlich um. In letzter Zeit war sie bei Gewittern oft so unruhig, aber ich wusste nicht woher das kam. "Komm wir ruhen uns aus" sagte ich immer noch ruhig und schaute mich um. Durch den Regen konnte man nicht weit sehen, doch nicht weit entfernt erkannte ich eine kleine Höhle in einem großen Felsen. Ich lief darauf zu und mein Nadder folgte mir zögernd. Als wir schließlich vor der Höhle standen, war diese doch größer als zuerst gedacht. Glücklich ging ich hinein und sah mich um. "Hm, scheint leer zu sein" dachte ich laut und drehte mich zu meinem Drachen um. Sie schaute mich aus großen Augen an. Lächelnd ließ ich meinen Blick auf den Boden sinken und sah, dass auf dem Boden verstreut einige große und kleine Stöcke lagen. "Dann können wir ja sogar ein Feuer machen!" sagte ich zu Sturmpfeil und fing an die Stöcke aufzusammeln.
Als ich genug gesammelt hatte, ließ ich diese in der Mitte der Höhle zu Boden fallen und setzte mich mit etwas Abstand daneben. "Feuer bitte" rief ich meinem Drachen zu. Sturmpfeil stellte sich neben mich und spie eine heiße Flamme auf den Holzhaufen, welcher sofort anfing zu brennen. "Danke mein Mädchen" meinte ich dankbar und Sturmpfeil krächzte glücklich. Ich rutschte näher ans Feuer um schneller zu trocknen und streckte meine Hände näher heran um sie aufzuwärmen. Sturmpfeil legte sich ganz dicht um mich herum und schloss die Augen. Mein Blick schweifte nach draußen wo eine Wand aus Regentropfen die Sicht versperrte. Unendlich viele Gedanken schweiften mir durch den Kopf. Es herrschte absolute stille, bis auf das knacken der Äste im heißen Feuer und dem prasseln der Regentropfen. Es war als sei die Zeit stehen geblieben. Seufzend lehnte ich mich an Sturmpfeil und starrte auf's Feuer. Die Flammen leckten gierig an dem angekockelten Holz und zischten und knackten dabei. Und auch durch das prasseln des Regens wurde ich förmlich hypnotisiert. Langsam wurden meine Augen schwer und ich gähnte. Nach einer Weile war ich dann auch eingeschlafen.

Erschrocken riss ich die Augen auf als ich ein Rascheln vor der Höhle hörte. Sturmpfeil, an der ich lehnte, schlief anscheinend noch, da sie sich nicht rührte. Es hatte bereits aufgehört zu Regnen, und man konnte Vogel gezwitscher wahrnehmen. Leise stand ich auf und griff nach meiner Axt, die an dem Sattel meines Drachen befestigt war. Auf Zehenspitzen schlich ich zum Eingang der Höhle und schaute nach draußen. 'Nichts zu sehen...' Ich wollte mich gerade umdrehen, als mir aufeinmal jemand von hinten mit seiner Hand den Mund zu hielt. Erschrocken und wütend trat ich nach hinten aus und traf denjenigen genau am Schienbein. Der Fremde jauelte auf und ließ mich los. Sofort drehte ich mich um und stellte mich in Kampf Position, um Sturmpfeil und mich zu verteidigen. Vor mir stand ein großer Mann mit dunklen Haaren und etwas dunklerer Haut. Er hatte sich gerade wieder von dem Schmerz erholt und funkelte mich jetzt böse an. "Bigdu re kawo!" rief er wütend und zog sein Schwert. Verständnislos starrte ich ihn an. "....Wie bitte?!" fragte ich, da ich nicht wusste was er gesagt hatte. Aber er hatte sein Schwert gezogen und dies war für mich eine klare Kampfansage! Ich holte mit meiner Axt aus, machte eine Drehung und wollte mit ihr das Schwert des Fremden entwenden, doch dieser wich aus und parrierte den Schlag mit seiner Klinge. Er trat mir in den Bauch, so dass ich nach hinten stolperte und beinah hinfiel. Sofort holte er zum Gegenangriff aus und ließ sein Schwert auf mich niedersausen, doch ich sprang rechtzeitig zur Seite und schlug mit der Axt gegen sein Schwert, so dass es ihm aus der Hand viel. Triumphierend schaute ich ihn an und richtete meine Axt auf ihn. "Limpy gi ratku!" sagte er verzweifelt und lief langsam Rückwärts. Ich wollte gerade etwas erwidern als mich aufeinmal etwas scharfes mit voller Wucht am Arm traf und ich meine Axt zu Boden fallen ließ. Schnell drehte ich mich um und sah einen weiteren Mann der gerade ausholte und auf mich einschlug, aber diesmal so das ich zu Boden fiel. Unter schmerzen stöhnte ich auf und hielt mir den verwundeten Arm. Eine große Wunde überzog meine linke Schulter und es blutete. 'Na toll...' Der Fremde den ich vorher besiegt hatte, nahm sich meine Axt und stellte sich neben seinen Freund. Beide grinsten böse. "Sturmpfeil!" rief ich jetzt laut. Keine Reaktion. "Sturmpfeil!!!" rief ich erneut, doch schon wieder passierte nichts. Die beiden Männer lachten nur kalt. Ich schaute zur Höhle und sah wie vier weitere Männer dort standen; in der Mitte von ihnen lag Sturmpfeil reglos am Boden. "STURMPFEIL!!!" rief ich aufgelöst und erschrocken und stand auf, doch der eine Mann hinter mir schubste mich grob wieder zu Boden. Er beugte sich zu mir und fesselte meine Hände mit einem Seil hinter meinen Rücken. Meine Schulter schmerzte, doch ich beachtete den Schmerz garnicht. "Kud bojla eb!" hörte ich ihn sagen. Mein Blick war nur auf Sturmpfeil gerichtet. 'Hoffentlich ist ihr nichts passiert....wahrscheinlich ist sie nur vorübergehend ohnmächtig' dachte ich, als ich auf einmal gepackt wurde und hingestellt wurde. "Jil int" sagte der eine und lief voran, während ein anderer mich nach vorne schubste und mir so bedeutete dem anderen zu folgen. Genervt verdrehte ich dich Augen und folgte dem Mann vor mir langsam. Sturmpfeil wurde auch mitgeschleift. "Wo bringt ihr uns hin?!" verlangte ich zu erfahren, doch sofort fragte ich mich warum ich eigentlich gefragt hatte da sie mich sowieso nicht verstanden. Stille. Niemand sagte etwas, wir liefen einfach weiter, immer weiter durch den Wald. 'Naja wenigstens hatte es aufgehört zu Regnen...' dachte ich.

Nach einer halben Ewigkeit kamen wir schließlich in einem kleinen Dorf an. Es sah ziemlich verwüstet aus, als wäre ein schwerer Sturm hier durchgekommen. Die Männer blieben aufeinmal auf einem kleinen Platz stehen. Sie beredeten etwas und dann verschwand einer von ihnen in einer kleinen Holzhütte. 'Super, jetzt holt er seinen Anführer der uns bestimmt hinrichten wird, weil wir seine Insel ohne Erlaubnis betreten haben. Das war's dann wohl...'

Kleine DrachenreiterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt