Thaddeus und Ardian wuchsen in den kommenden Wochen bloß noch enger zusammen. Noch enger, als der Weg hinunter zu ihrem Stammplatz, der Fluss, war.
Seit Luna's Tod war Ardian ein seelischer Notfall und Thaddeus konnte dagegen nichts machen. Aber für Ardian da sein, das konnte er. Und das tat er auch. Er war gerne für ihn da, obwohl er von Zuhause aus genug zutun hatte. Er verließ nämlich seinen Vater, nachdem Ardian immer wieder sagte, dass er sein Leben auf die Kette kriegen müsse.
Welch eine Ironie - Ardian bekam sein Leben selber nicht richtig auf die Kette.
So kam es ihm vor.Thaddeus zog also von Zuhause aus und suchte sich seinen Schlafplatz bei Ardian Zuhause. Er nahm all seine wichtigsten Sachen mit, stellte aber fest, dass Ardian's Einzimmerwohnung zu klein für beide war. Er schlief auf der Couch, während Ardian nur auf einem Klappbett, durch dessen Matratze er die Federn genauestens spüren konnte, in seinem Schlafzimmer schlief. Für beide war diese Situation alles andere als schön, jedoch konnten sie damit leben.
Der Mensch kann mit so vielem leben, dachte Ardian nur immer wieder.
Doch so ging es nicht weiter. Ardian wollte nicht mehr in der Wohnung leben, jeden verdammten Tag in das Bad gehen, in dem sich seine Freundin mal umbrachte. Er wollte nicht mehr den Fliesenboden ansehen und an Luna denken. Er hatte es so satt. Und Thaddeus hatte die depressive Phase satt, durch die sich Ardian quälte.
Er aß kaum noch.
Er schlief wenig oder ziemlich viel.
Er verzichtete auf Fleisch, seit sie fort war.
Er hatte sich neue Tattoos stechen lassen und seine Frisur verändert.
Er legte sich eine Brille zu, die durchsichtig war, was Thaddeus mehr als nur irritierte.
Er redete kaum noch, behielt seine Gedanken entweder für sich, oder schrieb sie auf Zettel, die Thaddeus manchmal zwischen den Ritzen des Sofas fand, da er fehlgeschlagene Entwürfe dorthin entsorgte.Ardian hatte von sich selber genug. Er wollte diese Phase nicht mehr durchleben, konnte jedoch auch nicht damit aufhören. Er fühlte sich so, als müsste er seine eigene Art von Depression durchleben, damit Luna ihm verzieh. Dabei war sie weg. Und sie kam nicht wieder, doch trotzdem sah er sie hin und wieder in seinen Träumen und als Halluzination vor sich. Es jagte ihm jedes Mal Angst ein.
An einem regnerischen Sonntag, seit sie fort war, dachte Ardian, dass jeder kommende Sonntag bloß noch Regen bringen würde, da sie doch vom Himmel aus weinte, saß Ardian auf dem Sofa und Thaddeus auf dem Parkettboden des Wohnzimmers herum.
Ardian hatte zwar seit einiger Zeit einen Job, ging seit Luna's Tod aber nicht mehr hin und war als »krank« eingetragen.
Ardian rauchte eine Zigarette. Luna hatte es immer gemocht, aber manchmal auch gehasst, wenn er rauchte. Er verstand ihren Charakter nie richtig. Vielleicht war das ein Grund, wieso sie zu einer Illusion zum Lieben für ihn wurde. Sie war besonders und undurchschaubar.
"Wir müssen was ändern, Ardy.", sagte Thaddeus zu seinem schweigenden Freund, nachdem dieser seine Zigarette aufgeraucht hatte. Der wieder irgendwelche Gedanken auf kleine Zettel nieder schrieb. "So kann das doch nicht weiter gehen."
Er bekam aber keine Antwort, denn Ardian hasste es momentan, ihm zu antworten. Er blieb lieber ruhig und schweigsam. Nichtmal ein Schulterzucken widmete er Thaddeus, der ihn mit erhobenen Brauen ansah und daraufhin den Kopf schüttelte.
Thaddeus hörte damit auf Ardian zu bewundern, nachdem er in seine depressive Phase fiel. Er wollte einfach niemanden mehr bewundern, der sich selber zur Zielscheibe und Täter für nichts machte. Der ihn bloß noch weiter ins Schwarze zog. Er wollte ihn als positive Person zurück haben, nicht als Trauerklos, obwohl er wusste, dass es normal war, um seine Geliebten zu trauern.
Mit Thaddeus selber ging es seit seinem Auszug etwas bergauf. Er hatte sich seit einigen Wochen nicht mehr verletzt und seine blauen Flecken und Blutergüsse waren zurück gegangen. Er lebte freier und doch fühlte er sich von Ardian in die Ecke gedrängt, durch seine Depression.
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Riverside
Fanfiction»Und alles, was sie taten, war anscheinend nichts weiter, als unten am Fluss zu sitzen und über die Probleme und Theorien dieser verkorksten Welt zu reden.« Sie waren unzufrieden mit der aktuellen Situation. Sie beide hatten den Glauben an die Mensc...