Ich lief seit Tagen durch die Gegend, ich wusste das ich in dieser Stadt schon einmal gewesen bin, vor langer langer Zeit. Mit einer Frau und einem Mann, aber das war vor dieser Zeit. Ich kann mich an fast jeden Tag aus dieser zeit erinnern, aber nicht daran was davor war. Ich weiß das es mal anders war. Aber ich erinnere mich an so wenig. Und es verschwindet von Tag zu Tag. Auch das lesen konnte ich mal besser ich war mal der beste, aber das war noch in der anderen Zeit.
Ich bleibe stehen und blicke in ein Schaufenster. Hinter dem Schaufenster sehe ich eine junge Frau mit braunen Haaren wie sie sich vor ihrer Freundin in einem Abendkleid dreht. Ich beachte sie nicht und blicke nur mein Spiegelbild an. Ich sah die dunkelbraunen Flecken auf meinem weißen Fell, meinen dünnen geschmeidigen Körper, das dreckige Armband was zweimal um meine Pfote gewickelt war. Auf dem Armband stand ein Wort aber ich wusste nicht mehr was es war. Die Buchstaben waren zu undeutlich, das machte das Lesen zu schwer für einen Kater wie mich.
Ich riss mich von meinem Spiegelbild los und lief weiter, ziellos. Weil ich mich nicht mehr erinnern kann was mein Ziel war. Ich lief, die Straßen leerten sich und die Gegend wurde trostloser. Plötzlich blieb ich stehen und sah nach vorn. Da war ein Mädchen, sie hatte blonde Haare und helle blaue Augen. Sie war so wunderschön und sie erinnerte mich an jemanden. Aber ich wusste nicht an wenn. War es die Frau die damals mit mir hier war? Ich wusste es nicht ich wusste nur das sie aussah wie ein Engel. Sie kam auf mich zu und kniete sich vor mich. „Na, hallo! Wer bist du den?“ Ich verstand ihre Worte, sie waren die eines Engels, ich mochte den Klang ihrer Stimme. Ich hob die Pfote, die an der das Armband war. Ich wusste meinen Namen nicht, ich war nicht mal sicher ob der Name auf dem Armband meiner war oder ob da überhaupt ein Name stand. Sie sah das Armband und sah die Buchstaben da drauf: „Du verstehst mich ja?!“ sie war verblüfft und ich miaute glücklich, als Antwort. Jetzt lächelte sie: „Du heißt also Kasim.“ Das war der Name, schön einen zu haben. „Ich heiße Alice.“ Alice... Ich sprach diesen Namen in Gedanken immer und immer wieder. Plötzlich spürte ich eine Hand auf meinem Kopf. Alice kraulte meinen Nacken. Es war ein schönes Gefühl. „Na dann, ich geh jetzt nach Hause. Du solltest das vielleicht auch machen.“ sagte sie zu mir und lächelte. Zu Hause? Ich hatte keins. Alice stand auf und ging, ich sah ihr nach.
Ich würde sie nie wieder sehen. Ich lief ihr nach. Ich konnte nicht zu lassen das ich sie nie wieder sah. Es dauerte eine weile bis Alice bemerkte das ich ihr folgte. Aber als sie es merkte blieb sie stehen. „Du kannst mir doch nicht folgen. Du solltest zu dir nach Hause gehen.“ Ich schüttelte den Kopf und strich dann um ihre Beine in der Hoffnung sie würde verstehen das ich bei ihr bleiben wollte. „Na gut. Komm mit.“ sagte sie wütend. Ich war überrascht das sie so schnell nachgegeben hatte. Ich folgte ihr treu bis zu einem heruntergekommenem Gebäude. Lebte mein Engel etwa hier? Es schien so denn sie ging in das Gebäude und lief die Stufen hoch. Sie schloss eine Tür auf und sagte zu mir: „Hier wohne ich!“, sie klang stolz auch wenn ich nicht verstand warum. Warum war sie stolz hier zu wohnen? Es sah nicht sehr einladend aus. Ich lief durch die Wohnung und sah sie mir an, es sah auf den ersten Blick wirklich nicht sehr einladend aus, aber auf den zweiten wirkte es doch wie ein zu Hause. Ein Ort an dem man immer zurück kehren möchte. Plötzlich erinnere ich mich daran was die Frau aus meinen bruchstückhaften Erinnerungen mal gesagt hatte: Was ein zu Hause ist? Nun zu Hause ist man nicht überall, es gibt ein Haus in dem du wohnst und schlafen gehst nach einem langen anstrengende Tag, aber dein zu Hause ist da wo du immer wieder hin möchtest, der Ort auf den du dich freust, der Ort an dem du dich sicher und geborgen fühlst wenn du nur an ihn denkst. Ist gibt auch Menschen die können sich überall zu Hause fühlen und es gibt andere Menschen die brauchen eine bestimmte Person bei sich um sich zu Hause fühlen zu können. Ich liebte diese Frau aus meinen Erinnerungen. Ich fand sie war weise und klug. Das weiß ich jedenfalls aus ein paar wenigen Erinnerungen. „Na, wie findest du es hier Kasim?“ fragte Alice und ich miaute froh um ihr zu zeigen, dass ich es hier mochte. Alice verstand und ging dann zur Tür: „Ich bin in ein paar Minuten zurück, ich hole nur kurz Katzenfutter und so was. Bis gleich Kasim.“
Nach ein paar Minuten war sie wirklich schon wieder zurück. Sie gab mir etwas zu essen und machte sich dann selbst etwas. Die ganze Wohnung duftete nach Nudeln und Tomaten. Während Alice auf der Couch saß, vor ihr ein Laptop, und aß, saß ich bei ihren Füßen und spielte mit einem losen Pfaden der aus der Couch heraus hing. Nachdem Alice ihr Geschirr abgewaschen hatte setzte sie sich wieder und nahm mich auf den Schoß. Während sie auf den Bildschirm guckte streichelte sie mich und erzählte mir gleichzeitig was gestern passiert war: „Da ist dieses komische Mädchen was super stark ist und dann will sie mit Tristan kämpfen. Aber An hat ja schon gesagt das Tristan gegen sie keine Chance hat. Und An konnte sie spüren und sie war Tristans feste Freundin, also warum hätte sie auch unter treiben sollen und dann haben sie gestern gekämpft. Tristan war total im Nachteil, die meiste Zeit hat dieses Mädchen keinen Finger gerührt. Und am Ende hat sie gewonnen und Tristan getötet, einfach so als wäre das nichts und An hat geweint die ganze Zeit. Ich hab ja versucht sie zu trösten, aber das hat auch nicht wirklich geklappt. Sie hat mir so leid getan und Tristan auch, es tut mir echt leid, dass er tot ist, ja okay er hat versucht mich umzubringen, aber er war, glaub ich, eigentlich ganz okay. Ich meine was bringen die Gaben eigentlich wenn, man niemanden von den Toten retten kann? Aber weißt du was das schlimmste ist? Ich glaub ich hätte ihn retten können. Also als er tot war konnte ich nun auch nichts mehr tun, außer vielleicht Erste Hilfe. Aber davor! Alle sagen, dass ich so stark bin. Hätte ich ihn da nicht retten können?“ Sie seufzte tief. „Auch egal! Jetzt kann keiner mehr was ändern. Tot ist tot! 'Was-wäre-wenn'-Fragen helfen auch nicht mehr!“ Alice gähnte herzhaft und stand auf. Ich sprang auf die Couch und wartet bis Alice im Bad war, dann dachte ich über ihre Geschichte nach. Ich hatte nur die Hälfte wirklich verstanden, aber ich wusste jetzt schon das sie kein normaler Teenager war.