Jaden
Immer noch schlecht gelaunt, stehe ich in meinen Fußballklamotten auf dem Spielfeld und warte darauf, dass das Training losgeht.
„Mann, jetzt zieh doch nicht keinen Flunsch. Das geht mir echt auf den Senkel.", braust Callum auf und sieht mich erbost an. Resigniert ziehe ich die Schultern hoch und lasse sie wieder fallen. Mittlerweile geht mir das mit meiner Mum schon wieder vollkommen am Arsch vorbei, aber seit ich Fynn auf der Tribüne entdeckt habe, ist meine Laune mal wieder bis zum Erdkern gerutscht.
„Rede wieder mit mir, wenn du dich entspannt hast.", teilt mir Callum mit und verzeiht sich zu den anderen. Ist mir gleich, was er macht und was nicht, es ist mir alles egal.
„Jungs, aufgepasst, ihr werdet euch gleich erst einmal warm machen, dann machen wir kleine Übungen.", erklärt uns unser Coach, dann pustet er in seine Pfeife und wir beginnen, unsere Runden um den Fußballplatz zu drehen.
„Tut mir leid.", kommt Callum wieder angekrochen. „Schon okay, bin ja irgendwie selbst schuld, ist einfach nicht mein Tag.", murmle ich und konzentriere mich wieder auf das Laufen.
Nach circa zwei Runden beginnt Cal ein mir nur zu bekanntes Lied zu summen und ich singe den Text:
"Die Erde bebt die Luft fängt an zu vibrieren
Du kannst die tausend Blicke spüren – was wird passieren
Nichts hält dich auf du weißt genau was du willst
Und die Zeit steht stillSchneller, weiter, höher
Es geht nur um dich, nur um dich
Nur um dich, nur um dich
Es geht nur um dich, nur um dich
Nur um dich, nur um dichEs geht nicht ohne dich, ohne dich
Ohne dich, ohne dich
Es geht nicht ohne dich, ohne dich
Du weißt wir brauchen dich, brauchen dichEs geht nicht ohne dich"
„Jungs, das ist hier kein Gesangsunterricht, sondern harter und fairer Sport!", brüllt uns Coach Ajax zu. Lachend schütteln wir die Köpfe und laufen weiter unsere Runden.
Danach dehnen wir uns noch ausführlich, dann machen wir noch kurze Aufwärmübungen mit dem Ball. „Okay, Jaden und Zachariah werden sich jetzt eine Mannschaft zusammenstellen, danach werdet ihr gegeneinander Spielen. Zachariah deine Mannschaft bekommt das rote Hemd.", teilt uns der Coach mit und ich stelle mich vor die Mannschaft. „Jaden beginnt."
„Janosh.", sage ich, welcher sofort auf mich zu läuft und abschlägt. Dann macht Zachariah weiter, so geht das immer weiter, bis beide Mannschaften elf Spieler haben.
„Besprecht eure Aufstellung und eure Taktik, dann fangen wir an.", teilt uns Coach Ajax mit. Unser Plan ist schnell aufgebaut und besprochen, jeder geht noch mal seinen Part durch und dann kann es auch schon losgehen.
Ich bin im Ball besitzt, laufe auf das gegnerische Tor zu, passe zu Janosh. Einer im roten Hemd steht vor mir, ich weiche ihm aus und renne weiter. Janosh passt zu mir zurück, denn ich habe freie Schusslinie auf das Tor. Ein kurzer Blick zum Tor, hole mit dem rechten Fuß aus und schieße.
„Tor!", brüllt Janosh freudig und macht einen Luftsprung. Die anderen klopfen mir anerkennend auf die Schulter, der Coach pfeift und das Spiel geht weiter. Diesmal hat einer der gegnerischen Mannschaften den Ball, flink luchse ich ihm den Ball ab und renne in die entgegengesetzte Richtung. Im Augenwinkel sehe ich, dass jemand auf mich zu rennt, allerdings kann ich nicht mehr ausweichen. Hart rennt er mich hinein und ich gehe zu Boden, dabei falle ich auf meine linke Schulter. Ein Schmerz durch zuckt meine Schulter und ich muss vor Schmerzen aufstöhnen.
„Zachariah, hast du sie noch alle?", blufft ihn Callum an und schubst ihn provozierend. Fehlt nur noch das einer ‚This is Sparta' ruft. Stöhnend setze ich mich auf, gleichzeitig liegt meine rechte Hand auf der verletzten Schulter.
„Alter, geht es dir gut?", kommt es von Janosh, der sich vor mich gehockt hat. Mit schmerzverzerrtem Gesicht nicke ich, dann probiere ich, aufzustehen. Als ich stehe, kreisend bewege ich vorsichtig meine Schulter.
„Geht schon wieder, bin nur unglücklich auf die Schulter gefallen.", murmle ich, nehme mir den Ball, um einen Freistoß auszuführen.
Wir haben nach dem ersten Spiel noch ein weiteres gespielt, dann hat Coach Ajax das Training beendet und uns zur Umkleide geschickt. Meine Schulter schmerzt immer noch leicht, doch dem stechenden Schmerz ist ein leichtes Pochen gewichen.
„Ey Mann, sicher das alles in Ordnung ist?", kommt es besorgt von Callum. „Ja.", entgegne ich genervt und verdrehe ich die Augen.
„Wir sehen uns Morgen.", verabschiede ich mich. „Willst du nicht duschen?", fragt mich Janosh. „Nop, das mache ich zu Hause.", teile ich ihm mit, dann gehe ich raus, währenddessen ziehe ich mir meine Jacke an. Gelangweilt schlendere ich zu dem Fahrradständer, als ich mein Fahrrad sehe, gehe ich direkt darauf zu. Schlagartig i bleibe ich stehen und starre zerknirscht auf den Platten des hinteren Reifens. Suchend drehe ich meinen Kopf umher und finde die Quelle des Übels, Zachariah. Dieser schleimige Pumuckl grinst mich gehässig an, hebt die Hand und steigt in sein Auto.
Wütend schreie ich auf und trete mit all meiner Kraft gegen mein Fahrrad. „Dieser Wichser!", brülle ich aufgebracht, pfeffere meine Tasche sonst wo hin und trete weiter auf mein Fahrrad ein. Als ich mich beruhigt habe, hole ich meine Tasche aus dem Gebüsch, wo ich sie wohl hingeworfen habe, befreie mein Fahrrad aus den Fängen meines Schlosses und schiebe es neben mir nach Hause.
Zu Hause angekommen parke ich das Fahrrad in der Garage und gehe ins Innere.
„Jaden, bist du das?", ruft meine Mutter aus der Küche. „Nee, der Weihnachtsmann.", sage ich leise, kicke die Schuhe von meinen Füßen und gehe auf direktem Wege nach oben. So lange wie möglich dusche ich, dann ziehe ich mich langsam an und gehe schleichend nach unten. Im Türrahmen zur Küche bleibe ich stehen und sehe meiner Mutter dabei zu, wie sie mein Lieblingsessen kocht. Sie versucht Schadenbegrenzung zu betreiben, obwohl sie ganz genau weiß, dass ich nicht bestechlich bin.
„Es tut mir leid, dass du das heute Morgen miterleben musstest.", entschuldigt sie sich bei mir. Stumm stehe ich immer noch im Türrahmen, verschränke die Arme vor der Brust und lehne mich gegen den Rahmen.
„Mensch Jaden, was soll ich denn noch tun? Ich habe auch ein Leben und ein Liebesleben. Nur weil dein Vater Tod ist, was er, wie du ganz genau weißt, seit fünf Jahren ist, heißt das noch lange nicht, dass ich in Keuschheit leben muss.", meckert sie mich an, stemmt ihre Hände in die Hüfte und funkelt mich wütend an.
„Ich hab doch auch gar nicht gesagt, dass du dich nicht mehr verlieben oder keinen Mann haben darfst. Das Einzige, was ich von dir verlange ist, nicht mehr mit Typen zu vögeln, die mein Bruder sein könnten.", gebe ich so ruhig wie möglich zurück.
„Das ist nun mal meine Art die Trauer zu überwältigen. Nicht nur du trauerst, Jaden!", schreit sie mir nun entgegen. Spöttisch schnaube ich. „Trauerüberwältigung, das ich nicht lache. Das ist keine Überwältigung, das ist Verdrängung.", knurre ich ihr entgegen.
„Lass-Lass uns aufhören zu streiten, ich bin es leid, mich rechtfertigen zu müssen.", meint meine Mutter mit müder Stimme, reibt sich das Gesicht und dreht sich wieder zum Herd um. Seufzend stoße ich vom Türrahmen ab, gehe zum Esstisch und setzte mich.
„Wie war die Schule?", versucht sie normale Konversation zu betreiben. „Ging so.", sage ich knapp, hole mein Handy aus der Hosentasche.
„Jaden, ich bemühe mich wirklich wieder einen geregelten Tagesablauf auf die Reihe zu bekommen. Ich habe meinen Sohn verloren, beinahe hätte ich dich auch verloren. Wieso kannst du mich verstehen?" Sie weint, das hatte ich nicht gewollt. Sofort stehe ich auf, gehe auf meine Mutter zu und umarme sie tröstend.
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Love Is You (BoyxBoy)
RomanceJadens Leben kotzte ihm förmlich vor die Füße. Seitdem sein Bruder nicht mehr da ist, geht alles bergab nicht nur in der Schule sondern auch in der Liebe. Fynns Leben könnte nicht besser sein, aber dennoch fühlt er sich nicht wohl. Er hat einen wu...