6. Kapitel

6.8K 350 33
                                    


Fynn

Ungeduldig sitze ich auf Carlas Bett und warte darauf, dass sie endlich fertig wird. Seit geschlagenen zwei Stunden verbringt sie damit, sich hübsch zu machen.

„Meinst du, du wirst noch vor Mitternacht fertig?", erkundige ich mich leicht genervt.

„Bin gleich fertig!", ruft sie aus ihrem Badezimmer. Das hat sie vor fünf Minuten auch schon gesagt und sie ist immer noch nicht fertig. Gelangweilt schaue ich in ihrem Zimmer umher, stoße ab und an die Luft aus und tippe mit einer Hand auf meinem Bein.

„Fertig!", trällert Carla und kommt in ihr Zimmer zurück. Augenblicklich schießt meine rechte Augenbraue bis zu meinem Haaransatz.

„Wofür brauchtest du denn bitte so lange? Siehst doch genauso aus, wie vor drei Stunden.", kommt es von mir irritiert, wofür ich einen Schlag gegen die Schulter bekomme.

„Ihr Männer habt überhaupt keine Ahnung.", meint sie nur und geht wieder aus ihrem Zimmer. „Kommst du oder willst du dort Wurzeln schlagen?" Eilig springe ich auf und gehe ihr mit schnellen Schritten hinterher. Da ich sehr wenig bis gar kein Alkohol vertrage, bin ich der derjenige, der Auto fährt.

Beim Club angekommen, suche ich einen Parkplatz, den ich zum Glück auch noch finde. Kaum stelle ich das Auto ab, springt Carla aus dem Auto und läuft, ohne auf mich zu warten, zum Eingang des Bright Night Clubs.

„Fynn, jetzt beeil dich doch mal.", quengelt meine beste Freundin aufgeregt und hüpft auf und ab. Kopfschüttelnd gehe ich auf sie zu und gemeinsam betreten wir den Club.

„Lass uns erst mal zur Bar gehen und etwas trinken, danach gehen wir tanzen.", schlägt Carla vor und ich nicke zustimmend, dann bejahe ich laut, da mir einfällt, dass sie mein Nicken nicht hören kann. An der Bar bestelle ich für Carla eine Cola und für mich ein Wasser. Während wir trinken, sitzen wir auf den Barhockern und sehen den anderen Clubbesuchern beim Tanzen zu. Plötzlich stöhnt Carla auf und legt ihren Kopf in den Nacken.

„Sieh mal, wer auch hier ist.", schreit sie mir beinahe ins Ohr und zeigt in die Richtung, wo Janosh, Callum, einige andere Jungen und Jaden stehen. Eine Welle der Traurigkeit überkommt mich, schüttle sie jedoch sofort wieder ab. Als Jaden und ich noch befreundet waren, sind wir immer gemeinsam in irgendeinen Club gegangen, doch heute sieht es anders aus. Um mich von ihm abzulenken, wende ich mich ab und bestelle mir ein weiteres Wasser.

„Ich gehe tanzen, kommst du mit?", fragt mich meine beste Freundin und rutscht von ihrem Barhocker herunter. Nachdenklich sehe ich auf mein Glas Wasser hinunter, dann schiele ich kurz zu Jaden hinüber und nicke langsam. Eilig trinke ich mein Wasser aus, stelle das Glas ab und folge Carla auf die Tanzfläche. Obwohl der DJ gute Musik auflegt, kann ich mich einfach nicht fallen lassen. Unauffällig drehe ich mich so, dass ich Jaden und seine Fußballtrottel im Auge habe

„Mensch Fynn, jetzt hör auf ständig zu ihm hinüber zu starren, da könnte man glauben du stehst auf ihn.", brüllt mir Carla entgegen und grinst breit. Entsetzt sehe ich sie an und bleibe stehen. „Was? Nein! Ich bin vergeben.", empöre ich mich aufbrausend und kneife die Lippen zusammen. „Das ist kein Hindernis.", entgegnet sie mir und sieht mich vielsagend an.

„Ich gehe zur Bar.", teile ich ihr zerknirscht mit und bahne mir einen Weg durch die schwitzende Menge. Tief durchatmend komme ich endlich an dem Tresen an und setze mich ungeschickt auf einen der Barhocker. Bei dem echt heißen Barkeeper, welcher nur eine Jeanshose trägt, bestelle ich mir etwas zu trinken, diesmal eine Cola. Frustriert seufze ich und drehe nachdenklich mein Colaglas in den Händen. Im Augenwinkel sehe ich, wie sich jemand neben mich setzt, jedoch ist es mir egal, wer es ist, daher schenke ich ihm keine weitere Beachtung.

„Na Süßer, hast du Lust mit mir mitzukommen und ein wenig Spaß zu haben.", säuselt mir mein Sitznachbar ins Ohr, woraufhin ich angewidert das Gesicht verziehe und mich ein Stück von ihm weglehne.
„Nein, danke.", murmle ich ablehnend und sehe weiterhin auf mein Glas hinab. Eine Hand legt sich auf mein Knie und wandert langsam weiter hinauf. Sofort schlage ich die Hand weg und rücke noch ein Stückchen weiter von dem Perversling ab.

„Wenn sie Ihre Griffel bitte bei sich belassen könnten, wäre ich Ihnen sehr verbunden.", gebe ich so ruhig wie möglich von mir und schlucke ängstlich. Leider gibt der Typ einfach nicht auf, legt seine Hand wieder auf meinen Oberschenkel und leckt zusätzlich mein Ohr. Ich will von meinem Barhocker aufspringen, doch eine Hand andere Hand hält mich an den Hüften fest.

„Hey, Arschloch, lass die Griffel von meinem Freund!", kommt mir jemand zur Hilfe und zerrt den Perversling von mir weg. Erleichtert seufze ich auf und wische sie Sabber von meinem Ohr. An gewidert sehe ich meine Hand an und unterdrücke ein Würgen.

„Geht es dir gut?", fragt mich mein Retter, welcher sich als Jaden herausstellt. Stumm nicke ich und sehe ihn dankbar an.

„Danke. Ich gehe kurz zur Toilette.", murmle ich peinlich berührt, aus irgendeinem Grund komme ich mir schwach vor.

„Ich begleite dich, nicht dass der Typ dir auf der Toilette auflauert.", sagt er und lässt mir den Vortritt. Mit gesenktem Blick gehe ich an ihm vor bei zur Toilette, dort wasche ich mir mehrmals die Hände und auch mein Ohr. Danach spritze ich mir etwas Wasser ins Gesicht, dann gehe ich wieder hinaus und stehe direkt vor Jaden.

„Danke, noch mal für die Rettung." Eine Weile bleiben wir stehen und ich bemerke, wie sehr ich seine Nähe vermisst habe. Unschlüssig sehe ich ihn an und knete nervös meine Hände. Mein Herz wummert laut in meinem Brustkorb und ich bete, das Jaden es nicht hört.

„Wir sollten zu den anderen zurück. Carla sucht bestimmt schon nach dir.", murmelt Jaden und geht zurück zu seinen Freunden. Ein schmerzendes Stechen wallt in meiner Brust auf und eine Leere entsteht in meinem Inneren. Am liebsten hätte ich mich in Jadens Arme geschmissen, mich für alles entschuldigt und ihn niemals mehr gehen lassen. Doch dazu bin ich zu feige und ich weiß nicht, wie er darauf reagieren würde. Wir haben uns voneinander entfernt, haben uns entfremdet und daran bin nur ich schuld. Meine anfängliche Partystimmung ist jetzt von Schlag auf Schlag wie weggeblasen.

„Fynnie, wo warst du denn?", fragt mich Carla, als ich wieder zur Bar gehe. „Auf Toilette, musste die Sabber eines Perverslings wegwaschen.", erkläre ich ihr und vergrabe meine Hände in den Hosentaschen.

„Tut mir leid, dass ich nicht da war.", entschuldigt sie sich sogleich, doch ich winke ab. „Schon okay, Jaden hat mir geholfen."

„Uh, tatsächlich? Jaden hat den Ritter in strahlender Rüstung gespielt? Wie romantisch.", schwärmt sie mir kichernd vor und pikst mich in den Bauch. Gespielt genervt verdrehe ich die Augen, währenddessen schleicht sich ein strahlendes Lächeln in mein Gesicht.

„Warum lächelst du so weggetreten?", erkundigt Carla sich misstrauisch und zieht eine Augenbraue hoch. „Weiß nicht, was du meinst.", murmle ich ausweichend und lehne mich mit dem Rücken gegen den Tresen der Bar.

„Ach was, natürlich weißt du, wovon ich rede. Jetzt mal ehrlich, was fühlst du?", fragt mich Carla und sieht mich neugierig an. „Ich weiß echt nicht, was die Frage soll, ich liebe Zachariah.", gebe ich leicht erbost von mir.

„Bist du dir da sicher? Am besten denkst du noch einmal darüber nach. Fynn, du kannst mich nicht belügen, denn ich kenne dich gut genug, um zu wissen, dass du einfach nicht lügen kannst.", meint Carla und lächelt mich beschwichtigend an. „Aber jetzt haben wir noch ein wenig Spaß!", ruft sie und zieht mich auf die Tanzfläche. Vielleicht hat sie recht, vielleicht sollte ich doch noch einmal darüber nachdenken, was ich eigentlich will. Sofort schüttle ich den Gedanken ab und gebe mich voll und ganz der Musik hin. Den restlichen Abend werde ich mir nicht Grübeleien verderben lassen. Dennoch spüre ich den von Carla gesäten Zweifel in mir aufwallen.

Love Is You (BoyxBoy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt