20. Kapitel

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Fynn

Gelangweilt starre ich von dem Rand der Bühne in den Raum hinein. Mit dem Bemalen der Bühnenbildern bin ich schon seit dem letzten Mal fertig, aber die Evers hat mir wie immer nicht zugehört. Manchmal glaube ich, dass sie mich nicht leiden kann, jedoch kann ich mir nicht erklären weshalb.

Gedanklich hänge ich immer noch bei dem Geständnis von Jaden und spiele es immer und wieder ab. Begriffen habe ich es wohl immer noch nicht richtig.

Trübsinnig seufze ich und spiele mit dem Saum von Jadens Pullover, welchen ich mir heute Morgen angezogen habe. Jadens fantastischer Duft haftet noch immer in dem weichen Stoff. Der Duft ist wie eine Droge, er benebel meine Sinne und lässt mich auf Wolken schweben.

Automatisch wandert mein Blick zu Jaden, welcher mit Callun und Janosh eine der Wände streicht. Mein Herz flattert und in meinem Bauch regen sich die Schmetterlinge, als Jaden mir ein verschmitztes Grinsen zu wirft. Breit lächle ich zurück, doch dann muss ich lachen, da Callum Jaden eine Ladung grüner Farbe ins Gesicht gespritzt als, als dieser sich wieder umwendet.

„Hey, die Evers hat gemeint, dass wir jetzt Schluss machen können.", teilt mir Carla mit die wie aus dem Nichts neben mir auftaucht. Erschrocken sehe ich sie an. „Musst du mich so erschrecken?", frage ich sie vorwurfsvoll. „Was kann ich dafür, dass du in Gedanken versunken bei deinem Schatzi bist.", neckt mich meine beste Freundin spielerisch.

Schlagartig werde ich rot und senke den Blick. „Woher weißt du das?" „Du hast es mir doch erzählt.", erwidert sie irritiert, während sie sich neben mich auf die Bühne setzt.

Angestrengt denke ich nach, wann ich ihr erzählt habe, das Jadne und ich irgendwie zusammen sind. Aber da war nichts in die Richtung, außer das ich ihr gebeichtet habe in Jaden verliebt zu sein.

„Tut mir leid, ich bin in letzter Zeit ziemlich durcheinander.", entschuldige ich mich peinlich berührt. „Aber sag mal, wieso bist du fröhlich?"

Jetzt ist es an Carla verlegen den Blick zu senken. „Na ja, Janosh und ich sind seit zwei Tagen ein Paar.", nuschelt sie in ihren nicht vorhanden Bart. „Erst zwei Tage?"

„Was soll das heißen, erst?", verlangt Carla zu wissen. „Na ja, so wie ihr euch verhalten habt, dachte ich, dass ihr schon länger zusammen seid.", meine ich schulterzuckend. „Dann wärst du der Erste gewesen, der es erfahren hätte."

„Dir liegt doch auch etwas auf der Zunge, los raus mit der Sprache. Du warst Freitagabend so schnell weg, was ist passiert? Das ganze Wochenende habe ich kein einziges Lebenszeichen von dir gehört.", kommt es vorwurfsvoll von Carla.

„Tut mir leid, aber das Wochenende war etwas verdreht.", weiche ihr aus. „Aber wenn ich die Zeit finde, werde ich es dir erzählen. Dafür musst du dir allerdings viel Zeit nehmen."

„Danke, dass du mich auf einen unbestimmten Zeitpunkt vertröstest.", kommt es schnippisch von Carla, die von der Bühne hüpft und mit eiligen Schritten zu ihrem Freund geht.

„Versteh einer die Frauen.", murmle ich frustriert und seufze schwer. „Das kannst du laut sagen.", flüstert mir Jaden ins Ohr. Vor schreck schreie ich leise auf. „Verdammt, wieso müssen mich denn alle immer erschrecken.", brause ich zornig auf und reibe mir die Brust auf Herzhöhe.

„Hey, hey, ganz ruhig. Was ist dir denn für eine Laus über die Leber gelaufen?"

„Carla.", grummle ich zerknirscht. „Sie glaubt, ich hätte ein Geheimnis vor ihr, aber das stimmt nicht. Ich bin eben nur noch nicht dazu gekommen es ihr zu erzählen."

Im Augenwinkel kann ich sehen, dass Jaden den Kopf schüttelt. „Sie kriegt sich bestimmt wieder ein.", versichert mir Jaden mit fester Überzeugung. „Ich hoffe, du hast recht.", seufze ich.

„Treffen wir uns beim Haupteingang? Ich muss mir die Farbe aus dem Gesicht waschen, will nicht wie Hulk durch die Gegend laufen.", fragt Jaden und kratzt sich etwas getrocknete Farbe vom Gesicht. Wieder muss ich lachen, doch dann nicke ich grinsend.

Fröhlich schlendere ich durch die Gänge der Schule und summe vor mich her. Abrupt bleibe ich stehen, als ich sehe, das Jay mit einem Mädchen redet. Zweifel steigen in mir auf, obwohl ich weiß, dass ich ihm vertrauen muss.

Nachdem sich das Mädchen kichernd verabschiedet hat, dreht sich Jaden suchend um. Gespielt lächelnd gehe ich auf ihn zu und stelle mich vor ihn. „Wer war das?", frage ich ihn so locker und nebensächlich es geht. „Ein Mädchen aus meinem Matheleistungskurs. Sie war die letzten Wochen krank und hat mich um meine Unterlagen gebeten.", gibt Jaden gleichgültig von sich.

„Komm lass uns nach Hause fahren, wir sind schon länger als nötig in der Schule.", meint Jaden und schultert seine Schultasche. Amüsiert grinse ich ihn an, da ich etwas in seinem Gesicht entdeckt habe. „Was grinst du denn so?"

„Du hast da noch Farbe im Gesicht.", teile ich ihm mit und streiche leicht über die Stelle. Sofort zuckt er zurück und verzeiht das Gesicht. „Das war keine Farbe."

„Was dann?", hake ich verständnislos nach. „Kannst du dich noch an deinen Albtraum erinnern? Ich habe versucht dich aufzuwecken, dabei hast du mir einen Kinnhaken verpasst.", sagt er und reibt sich über den Blauenfleck, welchen ich ihm verpasst habe. „Das hast du mir gar nicht erzählt. „Es war mir peinlich, der Kinnhaken war echt gut."

„Tut mir leid.", sage ich reumütig und küsse ihn. Er schaut mich mit verengten Augen nachdenklich an. „Noch nicht genug.", haucht er und küsst mich viel energischer, als ich es getan habe.

„Du weißt schon, dass wir in der Schule sind?" „Ja und? Wen juckt das?" Jaden schaut mich irritiert an. „Oder willst du das noch nicht öffentlich machen?"

„Doch, aber ich...", weiter spreche ich nicht, da ich nicht weiß, wie ich es sagen soll. Ich will der Welt zeigen, dass er zu mir gehört und das niemand sonst ihn haben kann. „Aber du hast Angst verletzt zu werden und du hast Angst, dass ich es nicht ernst meine.", vollendet Jaden meinen Satz, dabei klingt er enttäuscht.

„Ist schon okay, ich passe mich deinem Tempo an und ich werde dir beweisen, das ich es ernst meine.", stellt er klar und geht an mir vorbei zum Ausgang. „Kommst du oder willst du da übernachten?"

Stumm und unglücklich folge ich ihm. Ich bin nicht glücklich mit dem, was soeben passiert ist, nicht glücklich mit mir, weil ich meine Angst einfach nicht ablegen kann. Ich weiß, dass er nicht Zachariah ist und ich werde ihn nicht verlieren, nicht noch einmal.

Love Is You (BoyxBoy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt