Fynn
Gedankenlos krame ich in meinem Spind herum. Seufzend stoppe ich meine Durchsuchung und lasse die Arme hängen. Da habe ich doch tatsächlich vergessen, nach was ich suche. Sauer auf mich, aber am meisten auf Jaden, da er meine Gedanken beherrscht, knalle ich die Spindtür zu.
„Hey hey, immer locker bleiben.", ertönt eine Stimme zu meiner rechten die, wie aus dem Nichts kommt. Erschrocken wirble ich herum und erkenne einen mir unbekannten Jungen.
„T-tut mir leid, ich habe die Beherrschung verloren.", stottere ich peinlich berührt und sehe zu Boden.
„Macht doch nichts kann jedem einmal passieren." Lacht der Junge verschmitzt. „Das ist eigentlich meine Art.", nuschle ich verlegen. Du gefällst mir Kleiner. Sag mal kannst du mir sagen, wie ich zum Sekretariat komme? Ich glaube, ich habe mich verirrt."
Nun war es an dem Jungen verlegen zu werden. Nachsichtig lächelte ich den Jungen, dessen Namen ich immer noch nicht kannte, an.
„Klar, ich führe dich hin, aber nur wenn du mir deinen Namen verrätst.", stimme ich zu und lege den Kopf schräg. „Anthony, aber du kannst mich ruhig Tony nennen."
„Ich heiße Fynn, freut mich deine Bekanntschaft zu machen.", erwidere ich freundlich und bedeute ihm mir zu folgen. Als wir an Jaden und seinen Freunden vorbei gehen, würde ich ihn keines Blickes. Er hat meine Aufmerksamkeit keines Wegs verdient, ich bin immer noch ziemlich sauer auf ihn.
„Hier ist das Sekretariat.", teile ich ihm mit und zeige auf eine Tür, auf welcher in Großbuchstaben Sekretariat steht.
„Wer lesen kann, ist klar im Vorteil.", meint Anthony trocken und kratzt sich peinlich berührt am Hinterkopf. „Könntest du auf mich warten? Ich kenne mich hier noch nicht so gut aus." Bittend sieht er mich an und ich kann seine Verlegenheit hören.
„Natürlich."
Kurz nach dem Anthony ins Sekretariat verschwunden ist, kreisen meine Gedanken wieder einmal nur um das eine Thema. Jaden.
Seine Worte hatten mich verletzt, dennoch kann ich ihn nicht hassen. Eher im Gegenteil, denn mit jedem Tag wird meine Liebe zu ihm immer größer. Ich sollte es aufgeben, ich werde niemals eines dieser romantischen Happy Ends erleben. Immerhin sind wir nicht in einem dieser Disney Filme und schwule Prinzen gibt es in diesen auch nicht.
Ein Räuspern reißt mich aus den Gedanken. „Können wir?", erkundigt sich Anthony mit schief gelegtem Kopf.
„Äh ja, tschuldige.", nuschle ich und werde rot. Plötzlich beugt er sich zu mir vor und flüstert mir etwas ins Ohr. „Du bist süß, wenn du verlegen bist."
Schlagartig werde ich noch eine Spur röter und schlucke hart. Verschmitzt grinsend dreht sich Anthony um und geht voraus.
Perplex stehe ich an Ort und Stelle und schaffe es nicht einen klaren Gedanken zu fassen. Nachdem ich mich wieder zur Ordnung gerufen habe, Eile ich ihm hinterher. Allerdings traue ich mich nicht ihn noch einmal anzusehen.
Ehe ich es mich versehe, stehen wir vor dem Mathekurssaal. Irritiert schaue ich mich im Raum um und entdecke sofort den Grund meiner schlaflosen Nächte. Zeitgleich fällt mir ein, dass ich jetzt Englisch habe und somit im falschen Raum stehen.
„Wenn du Mathe hast, dann bist du hier richtig. Ich muss jetzt los, man sieht sich." Hastig renne ich den Gang hinunter, um noch rechtzeitig im Unterricht zu erscheinen.
„Es freut mich, das der Kurs endlich einmal wieder vollständig ist.", kommt es von Ms. Shumway, welche schwer atmend und mit zerzaustem Haar in den Klassenraum gestürmt kommt.
„Heute besprechen wir den Ablauf der Abschlussprüfungen." Einstimmiges Stöhnen hallt durch den Raum, doch in mir macht sich Vorfreude breit. Denn wenn die Prüfungen vorbei sind, kann ich endlich Kunst studieren. Dann geht mein größter Traum in Erfüllung.
Seufzend lasse ich mich an einem Tisch in der Cafeteria nieder und stochere in etwas herum, das aussehen soll wie eine Lasagne. Zumindest schmeckt es nach Lasagne, aber ich kann nicht mit Sicherheit sagen, ob es wirklich Lasagne ist.
„So sieht man sich wieder.", sagt Anthony, als er sich mir gegenüber an den Tisch setzt. Gespielt erfreut lächle ich ihn an, wende mich jedoch meinem Essen zu.
„Alles in Ordnung?"
„Wenn er nicht reden will, dann will er nicht reden.", kommt es genervt von Jaden, welcher sich neben mich setzt. Stirnrunzelnd sehe ich ihn, öffne den Mund, um ihn zu begrüßen, schließe ihn jedoch wieder, als mir einfällt, das ich immer noch sauer auf ihn bin.
„Anthony, was geht ab Mann!", ruft Callum und klopft ihm freundschaftlich auf die Schulter als würde er ihn schon ewig kennen. „Lange ist's her, Alter."
„Das kannst du laut sagen.", grient Anthony. Von Jaden höre ich ein spöttisches Schnauben, was dem Anschein nach nur ich gehört habe. Nachdenklich sehe ich zu ihm und bemerke seine angespannte Haltung und wie er mit dem Kiefer mahlt.
„K-kann ich kurz mit dir reden?", frage ich Jaden leise, sodass nur er es hören kann. Unsicher knete ich meine schwitzigen Hände und lutsche an meiner Unterlippe.
„Natürlich.", stimmt Jaden mit vollem Mund zu und steht auf. Eilig mache ich es ihm nach und gehe mit ihm hinaus ins Freie.
Nervös sehe ich auf meine Schuhe und weiß nicht so wirklich was sagen soll.
„Tut mir leid, dass ich dich wochenlang ignoriert habe und ich zu stur bin, um nach zugeben.", beginne ich um den heißen Brei zu reden.
„Es tut mir leid, ich habe dich verletzt und nicht umgekehrt.", stellt Jaden die Situation richtig und innerlich gebe ich ihm recht.
„Lass es uns einfach vergessen und uns wieder vertragen.", schlage ich hoffnungsvoll vor. In Jadens Gesicht zeichnet sich Erleichterung ab und auch seine Haltung entspannt sich sichtlich.
„Wenn du mir verzeihst, können wir das gerne tun." Glücklich lächle ich ihn an und falle stürmisch in seine Arme. Etwas überfordert und überrascht erwidert er die Umarmung. Ruckartig lasse ich ihn wieder los und schaue irritiert auf seinen linken Arm.
„Was ist...seit wann?", stammle ich überrascht und zeige demonstrativ auf seinen Arm ohne Schlinge. „Ach das schon seit drei Tagen ist die ab.", klärt er mich auf. „Aber gestern letzte Woche und es ist doch gar nicht so lange her." Vollkommen irritiert schüttle ich den Kopf.
„Kommt davon, wenn man mich ignoriert und mich keines Blickes würdigt.", meint er trocken. Plötzlich klatscht er sich gegen die Stirn. „Sorry, war nicht so gemeint.", hängt er noch eilig hinten dran."
Gleichgültig zucke ich mit den Schultern. „Ist nicht schlimm. Hast ja recht, bin selbst schuld. Aber schwamm drüber."
„Na gut, bester Freund, dann lass uns den anderen zeigen, das es Team Faden wieder gibt.", sagt Jaden enthusiastisch.
„Faden?", frage ich skeptisch, da ich diese Namenskombination zum erste Mal zu Ohren bekomme. „Ja, gefällt er dir nicht?"
„Doch doch, er gefällt mir, sogar sehr. Team Faden." Innerlich grinse ich wie ein Honigkuchenpferd und vollziehe einen Luftsprung nach den anderen.
Vielleicht gibt es doch noch Hoffnung für ein uns.
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Love Is You (BoyxBoy)
RomanceJadens Leben kotzte ihm förmlich vor die Füße. Seitdem sein Bruder nicht mehr da ist, geht alles bergab nicht nur in der Schule sondern auch in der Liebe. Fynns Leben könnte nicht besser sein, aber dennoch fühlt er sich nicht wohl. Er hat einen wu...