4. Kapitel

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Fynn

Seit gefühlten drei Stunden starre ich immer mal wieder auf mein Handy, doch jedes Mal ist keine Nachricht für mich eingegangen. Seufzend lehne ich mich in meinem Schreibtischstuhl zurück und lege den Kopf in den Nacken. Seit drei Stunden, kein einziger Anruf von Zachariah, aber anrufen traue ich mich einfach nicht. Ich möchte einfach nicht einer dieser Partner sein, die jede Sekunde anrufen und fragen, wo er ist und was er gerade macht. Frustriert puste ich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht, dann stehe ich auf und gehe zum Fenster. Dort bleibe ich stehen und starre nach draußen auf die Straße. Es hat zu regnen begonnen, die Straßen sind nass und vereinzelt haben sich Pfützen gebildet.

„Fynn Noel Fryer!", brüllt meine Mum von unten zu mir herauf und reißt mich somit aus meinen Gedanken. Ich hasse es, wenn sie mit meinem ganzen Namen nach mir ruft.

„Was denn?", rufe ich fragend zurück. „Seit zehn Minuten rufe ich dir zu, dass es Essen gibt!" Sie ist wütend, aber richtig und es liegt nicht nur an mir. Eilig gehe ich nach unten zum Esszimmer und setze mich neben meine kleine Schwester Alice an den Tisch.

„Da bist du ja endlich.", brummt mir mein Vater entgegen und häuft sich etwas von dem Essen auf seinen Teller. „Beschwer dich bloß nicht darüber, dass es heute kein Fleisch gibt, deine Mutter ist wieder auf dem Ich-bin-zu-dick-Tripp.", raunt mir mein Dad zu und reicht mir die Schüssel mit dem Salat. Augen verdrehend nehme ich die Schale an, tu mir etwas auf den Teller und reiche sie weiter an Alice weiter. Meine Mutter hat eine Diät eigentlich nötig, aber kaum hat sie sich im Spiegel begutachtet, findet sie Speckröllchen, die nicht vorhanden sind.

„Das habe ich gehört, mein Lieber.", teilt sie uns mit und setzt sich zu uns an den Tisch. „Und ich sage dir, dass du diese dämliche Diät nicht brauchst, Schatz. Du bist wunderschön." Wenn ihr glaubt, meine Familie ist perfekt und harmoniert miteinander, dann kann ich euch sagen, dass es nicht immer so ist. Es gibt auch Tage, wenn nicht sogar Wochen an denen wir uns gegenseitig nicht ausstehen können. Dann werfen wir uns die übelsten Worte an den Kopf, schwören das wir uns hassen und knallen mit den Türen. That's life.

„Wie war die Schule?", fragt mein Vater an Alice und mich gerichtet. „Wie Schule halt so ist.", murmle ich und stochere in meinem Essen herum. „Wir waren heute in einem Museum, das war so super.", plappert meine kleine Schwester aufgeregt los, während sie on ihrem Schulausflug berichtet, schweife ich mit meinen Gedanken ab. Meine Gedanken kreisen einzig und allein um Zachariah und dessen Partnerarbeit mit Marissa.

„Fynn, was ist los mit dir?", spricht mich mein Vater an. „Nichts.", sage ich und spieße eine Kartoffel auf meine Gabel, starre sie eine Zeit lang an, ehe ich sie esse. „Warum warst du länger als sonst in der Schule?", erkundigt sich Alice bei mir. „Carla wollte unbedingt beim Fußballtraining zu sehen und ich sollte mitkommen.", antworte ich monoton und begutachte die nächste Kartoffel. Erdknollen können verdammt interessant sein, ihre wunderschöne gelbe Farbe, ihre Konsistenz, wenn sie gekocht wurden und der Geschmack. Kartoffeln sind total langweilig.

„Heißt das du redest wieder mit Jaden Hunt?", fragt mein Vater hoffnungsvoll und hält inne. „Nein.", erwidere ich mit brüchiger Stimme.

Verdammt, schon wieder dieses Gesprächsthema.

Meinem Vater entflieht ein enttäuschter Laut, dann schiebt er sich seine Gabel in den Mund, ohne darauf zu achten, ob noch essen darauf liegt.

„Ich verstehe einfach nicht, wieso du eure Freundschaft aufgeben hast. Er ist so ein guter Junge und er ist...", nuschelt mein Vater mit vollem Mund, doch ich unterbreche ihn wütend. „Ja, ich weiß. Jaden ist so ein guter Junge, er ist so viel besser als Zachariah, ihr würdet viel besser zusammenpassen. Bla bla bla. Jedes Mal dasselbe und jedes Mal aufs Neue geht es mir auf die Nerven.", brause ich auf, knalle das Besteck auf den Teller und stehe ruckartig auf, sodass der Stuhl umkippt und laut auf dem Boden aufkommt.

Love Is You (BoyxBoy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt