Der Kuss 26

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Ich wusste nicht warum meine Müdigkeit auf einmal wie verflogen war, nur ich wollte irgendwie nicht mehr nach Hause oder vielmehr nicht mehr zu Denise. Ob Marcos Gesellschaft aber das Richtige war, wusste ich auch nicht. Es stand ja immer noch der Kuss zwischen uns. Ich sah nach unten auf unsere Hände die in einander verschlungen waren und es fühlte sich gut an, wenn auch mit einem komischen Beigeschmack. Ich bestellte mir einen Karamell Latte und ich suchte uns eine gemütliche kleine Ecke aus in der wir nicht direkt gesehen wurden. Wir schwiegen schon wieder und das nach all den Stunden die wir mit so viel reden verbracht hatten. Es war eindeutig der Kuss der zwischen uns stand und es war an der Zeit das Problem zu lösen. „Marco?"-„mhmm?"-„Ich glaub wir müssen über etwas reden" ich drehte mit den Fingerspitzen meine Tasse auf dem Tisch und traute mich nicht wirklich ihm dabei in die Augen zuschauen. „Dieser Kuss ..."-„ja ich weiß das war falsch" unterbrach er mich und ich sah auf. „Ich glaube nicht dass er falsch war!" Was war aber dann? „Glaubst du wirklich es war falsch? Ich mein du hast mich geküsst, dafür musst du doch einen Grund gehabt haben oder etwa nicht?" Er schwieg wieder und sah in die Ferne. Überlegte er oder war es ihm unangenehm? War es nur Spaß um zu schauen wie ich reagiere? Dann war das aber ein sehr schlechter Scherz und ich wollte nicht auch noch auf ihn wütend werden. Wenn er aber für mich was empfand? Dann würde ich es gerne wissen, denn nur dann wäre dieses Problem, was sichtlich zwischen uns stand, zu beseitigen. „Laura ich hab keine Ahnung wie ich dir das erklären soll"-„sag mir einfach was dir durch den Kopf ging"-„genau das ist das Problem, ich hab keine Ahnung. Es war einfach so da und es tut mir leid. Du warst einfach in dem Moment so süß und ich glaubte, du nimmst mir diesen Kuss nicht übel"-„oh bitte versteh mich nicht falsch, übel nimm ich dir den Kuss auch nicht. Ich wunderte mich nur und wenn es nur ein Versehen war, mag ich einfach nur nicht dass da irgendwas zwischen uns steht obwohl es das doch gar nicht müsste. Wir sind doch Freunde oder?" Das war wohl die alles entscheidende Frage, ob wir Freunde waren oder ob sich daran irgendwas geändert hat. „Freunde?" verwirrt, als hätte ich ihm eine schwere Matheaufgabe gegeben schaute er mich an und fing dann doch leicht an schief zu lächeln. „Sicher Laura, wir sind Freunde und wir sollte uns das nicht vermasseln wegen solch einem dummen Kuss". Es war nicht als würde es nun wehtun, oder es mich aus der Bahn werfen. Die Sache war geklärt, wir waren Freunde. Der Kuss war nur eine dumme Idee von ihm und hatte nicht mehr Bedeutung. Was ich ok fand, zumindest für mich und meine Gefühle. Was waren denn meine Gefühle überhaupt gewesen? Ein leichter Anflug von eingebildeten Schmetterlingen in meinem Bauch. Teenie Schwärmerei weil ich gerade eine komplett kaputte Beziehung hinter mir hatte. Mir einbildete sie hinter mir zu haben! Carsten wollte mit Gewalt im Rennen bleiben und nach dem was mir der Arzt alles sagte, mir schlussendlich sogar noch eine Nummer aufgeschrieben hatte einer guten Psychologin, glaubte ich schon selbst dran. Auch der Typ von der Polizei redete mir ins Gewissen als sich mal Marco einen Kaffee holen ging. Er meinte was von, „täglich damit zu tun" und „häusliche Gewalt" nicht zu vergessen „sie haben es in der Hand diesen Teufelskreis zu unterbrechen". Leicht benommen schüttelte ich den Kopf, ich wollte nicht länger an diesen Mist denken. Nein, ich wollte wieder diese Leichtigkeit fühlen, die ich immer fühlte wenn ich mit Marco zusammen war. Genau danach gierte es mich und genau das wollte ich jetzt und auf der Stelle haben. Das alte los lassen! Aus meinem Leben verbannen! „Da wir das jetzt geklärt haben, was machen wir noch?" meine Stimme klang aufgekratzt und ich musste mich zügeln um nicht so überdreht zu wirken. „Was wir noch machen?" Marco sah auf seine Uhr, schaute mich dann an um wieder auf seinen Arm zu schauen „du fragst mich um die Uhrzeit ob wir noch was machen? Willst du nicht ins Bett?"-„Nein, irgendwie nicht. Es ist fast als hätte ich zu viel Kaffee getrunken" ich musste lachen und tippte gegen meine Tasse mit dem Zeigefinger. Ich hatte die kleinste Variante genommen die es gab und man konnte da wirklich nicht von zu viel Kaffee sprechen. Zumal es ja auch noch halb aufgefüllt war mit Milch. „Ich weiß nicht was wir noch machen können? Es ist unter der Woche und eigentlich hab ich morgen früh Training"-„oh" von jetzt auf gleich war ich enttäuscht und sank in mich zusammen. „Nee so war das nicht gemeint, ein Stündchen geht sicher noch aber du musst mitüberlegen was wir tun können"-„ok!" Schon stand ich auf, schnappte mir unbeholfen meine Jacke und meine Tasche und zupfte daran so lange rum, bis mir Marco in meine Jacke half. „Danke" strahlte ich ihn an und bekam von ihm einen Kuss auf die Wange „ich bin immer gern für dich da ... also so freundschaftlich"-„verstanden" und griff nach seinem Shirt, zog ihn leicht daran und gab ihm auch einen Kuss „du bist echt ein guter Freund!" Das meinte ich wirklich aus tiefstem Herzen so wie ich es sagte, auch wenn die Schmetterlinge in meinem Bauch gerade Samba tanzten. Ich schob sie bei Seite, denn das war nur Teenie-Quatsch. Als wir raus gingen, sog ich die Nachtluft tief in meine Lunge und überlegte dabei was ich gerne tun würde. „Stadion bei Nacht hab ich ja schon gesehen, im Flori waren wir abends Essen. Was haben wir denn noch?"-„Paris, Eifelturm?"

Und wenn es Liebe wird?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt