Erreichbar 27

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Denise Sicht

Robin nach Hause zu fahren war wirklich sehr einfach und unkompliziert. Nein, es war verdammt einfach! Viel zu einfach! „Verdammt!" ich schlug unkontrolliert auf mein Lenkrad ein bis ich die Hube erwischte. Schnell schaute ich durch die Windschutzscheibe ob jemand diesen Ausrutscher mitbekommen hatte. Doch es gab keine Fenster die geöffnet wurden und sah ich auch keine Gardinen die zur Seite zogen wurden. Also gab ich noch einen lauten Schrei dazu und hoffte dass dies auch keiner mit bekam. „Mädel du bist so dämlich!" Hatte ich das flirten verlernt? So lang war der letzte Kerl doch gar nicht her den ich abgeschleppt hatte? Für den Instagram-Chat den wir noch wenige Stunden zu vorhatten, war unsere Unterhaltung im Auto mehr als nur kläglich und war mehr belanglos als wenn man über das Wetter reden würde. „Du dämliche KUH!" Ich hatte solch eine Wut auf mich selbst, das ich hätte platzen können. „Nee wie dumm muss man eigentlich sein! Ausgerechnet ICH, die sonst nichts aber auch nichts anbrennen lässt, versage kläglich!" Ich schaute zum Seitenfenster raus und sah direkt auf die Türe meines Hauses. Mein Blick ging nach oben und ich konnte kein Licht in meiner Wohnung ausmachen. Es war alles dunkel, aber was hatte ich auch erwartet? Es war vielleicht gerade mal gut eine halbe Stunde her das wir vom Krankenhaus weg gefahren sind. So schnell würde wohl Laura auch nicht fertig sein bei der Polizei. Es half alles nichts, ich musste in meine Wohnung. Also zog ich den Schlüssel und machte mich mit schweren Schritten auf den Weg.

Mies gelaunt, warf ich meine Handtasche in eine Ecke und meine Schuhe in die andere. Der nächste Weg führte mich in die Küche an den Kühlschrank der mich nur auslachte als ich ihm erklärte, dass ich Hunger hätte. Warum konnte mein Kühlschrank auch nicht alleine einkaufen gehen? Das wäre doch eine Arbeitsaufteilung die perfekter nicht hätte sein können? Ich leg Geld rein und er füllt sich mit all den Leckereien die mir besonders gut schmeckten. Ich schnappte mir ein Stück Käse, nach dem ich es kurz kontrollierte ob nicht Schimmel sich schon drauf breit machte, biss ich rein und griff noch nach der Flasche Sekt in der Tür. „Wenn schon nicht der Hunger gestillt wird, verdursten brauch ich ja nicht auch noch" quatschte ich mampfend vor mich her und ging ins Wohnzimmer. Schnell war die Fernbedienung gezückt, der Fernseher an und ich strampelte mich aus meiner Hose. Immer wieder knapperte ich etwas Käse dabei und vergriff mich auch mal an der Flasche. Da keiner da war, mit dem ich hätte teilen können, setzte ich diese auch einfach so an um einen kräftigen Schluck zu nehmen. Ich kämpfte immer noch mit meiner Hose, als mein Handy sich meldete und ich fast das Gleichgewicht verloren hätte. „Wo ist das Mist Ding nur?" Ich nahm meine Handtasche ins Visier und zog ein Hosenbein hinter mir her als ich mich auf den Weg machte die Tasche zu erreichen. Beim Zurückgehen zum Sofa, suchte ich mein Telefon raus, klemmte mir dann die Tasche unter den Arm und ließ mich auf meinen Hintern plumpsen. Ich nahm den Käse zwischen meine Zähne, versuchte mich endlich von der Hose zu befreien und wischte neben her auf meinem Handy rum. Ich hatte eine Nachricht im Insta-Chat und als ich den Namen sah von wem, fiel mir der Käse aus dem Mund. „Robin! Robin? Ha, Robin!" Mit einem Grinsen, was nicht breiter hätte sein können, lehnte ich mich zurück, stellte meine Füße auf den Sofatisch und las was er mir geschrieben hatte.

„Hey, kann es sein das ich in deinem Auto mein Geldbeutel verloren hab?"

„Hab nix gesehen, sorry. Muss ich gleich schauen gehen?"

„Würdest du bitte?"

Ok mit so was hätte ich jetzt nicht gerechnet und erst dachte ich ja es wäre nur eine Ausrede um etwas zu finden als Gespräch. Hatte ich jetzt wirklich Bock mir nochmal meine Hose anzuziehen und schauen zu gehen? Kurz, nur kurz wollte ich es dann aber tippte ich mir gegen die Stirn und zog eine Schnute. Ich ließ noch etwas Zeit verstreichen bis ich ihm antwortete, doch dann.

„Nee, hab nix gefunden"

„Ok danke fürs schauen"

„Bitte"

Beleidigt war ich das Handy neben mir und fing an gelangweilt durch die Programme zu zappen. Was hatte ich auch erwartet? Große Wiedersehensfeier? Das war reichlich naive!

„Weißt du was zwischen Marco und Laura läuft?"

Was sollte schon zwischen denen laufen? Er war doch der beste Freund von Marco und wusste nichts? Das konnte er doch seinem Frisör erzählen.

„Keine Ahnung, er ist doch dein Freund, hat er dir nicht gesagt was da abgeht?"

„Bis du dich bei mir gemeldet hast, wusste ich noch nicht einmal welche Laura er meinte. Wirklich was erzählt hat er da nicht"

„Dann kann er es wohl nicht für so wichtig finden"

„Wichtig genug um mit ihr aber Händchen zu halten"

„Hat es dich eigentlich gestört das ich mich gemeldet hab?"

Passte zwar nicht zu der Unterhaltung aber man konnte ja nicht früh genug die Fronten klären.

„Ich war überrascht"

„Das hast du mir heute schon mal geschrieben"

„Dann ist es wohl immer noch so"

„Du hast mir aber nicht gesagt ob angenehm oder nicht so"

„Du willst jetzt sicher angenehm hören oder?"

„Mir wäre ehrlich lieber"

„Du hast dich ganz schön verändert"

„Das hat Marco auch gesagt als er mich gesehen hat"

„Na dann"

„Du bist nicht besonders gesprächig oder?"

„Ich schau einen Film an"

„Ach was für einen?"

Schlussendlich schauten wir beide denselben Film und unterhielten uns darüber per Chat, was für eine kranke Welt. Irgendwann schaute ich bewusst auf die Uhr und mir wurde klar das Laura längst zurück sein müsste. Das gab ich dann auch an Robin weiter, der mir kurz darauf erklärte, dass auch Marco nicht erreichbar war. Mich beschlich ein ungutes Gefühl und hoffte auf nicht neue schlechte Nachrichten.

Und wenn es Liebe wird?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt