Diesmal ist es anders 20

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Marcos Sicht

Etwas zu wissen und doch nicht zugeben zu können, war gar nicht so einfach. Das ich in Laura verliebt war, konnte ich nicht abstreiten, war ja nicht das erste Mal das mir dies passiert war. Doch jetzt war es anders und ich wusste dass ich ihr das nicht gestehen konnte. Genau so wenig wie ich es damals konnte, nur heute war es noch schlimmer. Man war absolut aus dem Alter raus in dem man sich diese Zettel schrieb und da ich nicht der Typ war der in dieser Sache so richtig aus sich raus konnte, würde es wohl oder übel auf eine Freundschaft hinaus laufen. Dem war ich natürlich auch nicht abgeneigt, wie hätte ich auch gekonnt? Vielleicht fügte sich aber so oder so das eine zum anderen und ... nein, ein wenig nachhelfen müsste ich dem Glück schon. Es war ja schon mal ein Fortschritt dass ich sie gefragt habe wie sie zu ihrem Ex stand. Ich saß gerade im Keller bei meinen Eltern, die Kiste offen in der ich den Brief vermutet hatte und auch fand, als sich mein Handy meldete. „Hey Marco" Lauras Stimme zu hören war reiner Balsam „Laura? Cool, was gibt's?" versuchte ich so locker wie möglich zu klingen und las dabei die erste Zeile meines Briefes an sie. „Ich habe mir spontan den Nachmittag frei genommen und wollte mir ein paar Laufschuhe kaufen gehen. Was machst du so?" ~Ich sitz im Keller bei meinen Eltern und habe gerade einen Liebesbrief in der Hand an dich~ schoss es als mögliche Antwort durch meinen Kopf. „Öhm, ich mach gerade nichts Wichtiges. Ich entspanne nur weil wir sind mit dem Training für heute schon durch" ich konnte deutlich sehen wie sie auf ihre Uhr schaute. Irgendwie schien mir Lauras Leben sehr stark an einem Zeitplan zu heften. „Schon fertig? Ich wunderte mich so wieso das du schon direkt selbst ans Handy gingst. Eigentlich wollte ich dir eine Nachricht auf der Mailbox hinterlassen" leises Kichern drang durch ihre Worte was mich selbst auch zu einem Schmunzeln brachte. „Wo bist du denn zum Schuhe kaufen"-„ich hab mich noch nicht wirklich entschlossen"-„dann sag mir wo ich dich finde und ich hol dich ab. Dann helfe ich dir beim Einkaufen" ich wollte wirklich freiwillig mit einer Frau Schuhe kaufen gehen, ich war wirklich nicht mehr zu retten. „Oh, ähm ich bin schon am Borsigplatz"-„am Borsigplatz?"-„Ja, genau da bin ich" ich überlegte mir wie ich fahren musste um so schnell wie möglich bei ihr sein zu können. „Warte da ich melde mich wenn ich bei dir in der Nähe bin" mit den Worten, stopfte ich den Brief in meine Hosentasche, gab der Kiste einen leichten Kick und machte mich auf den Weg. Natürlich würde es wieder ein Donnerwetter von meiner Mutter geben, weil ich einfach alles liegen und stehen ließ, aber ich hatte etwas Wichtigeres zu tun als aufräumen.

Lauras Sicht

„Ich würde gerne Marco überraschen gehen, doch ich muss mich hier noch durch diesen Scheiß an Abschriften durch arbeiten" maulte ich Kerstin vor. Die Tage wurden immer kürzer und heute war ein ausgesprochen schöner Tag. Zu gerne hätte ich diesen einfach mit Marco verbracht. „Warum machst du das nicht einfach morgen und machst jetzt Feierabend? Das bisschen schaff ich mit den anderen schon"-„Weil ich morgen dann wieder andere Arbeiten machen muss"-„dann lass mich das machen und geh". Das war sehr spontan und Kerstin überrumpelte mich schon fast damit. „Du meinst du machst das und ich soll mal eben rausfahren zum Trainingsgelände um einem Freund Hallo zu sagen?"-„Einem Freund?" Kerstin hielt sich den Bauch beim Lachen. „Wenn ihr nur Freunde seid, bin ich Nonne. Komm mach schon bevor die Sonne untergeht oder du ihn verpasst". Ich ließ es mir nicht noch einmal sagen und zog meine Arbeitskleider aus, packte meine Tasche und schaute das ich den nächsten Bus bekam, raus aus der Stadt nach Brackel. Nervös kam ich beim Trainingsgelände an und wurde dann bitter enttäuscht. Die Mannschaft war schon fertig und ich ärgerte mich. Wie peinlich war das auch? „Mist!" Da war ich eine kleine Ewigkeit unterwegs hier raus um dann ganz um sonst hier zu sein. Mein Frust trieb meine Füße voran und wenig später saß ich wieder in einem Bus der in die falsche Richtung fuhr. Das war kein gutes Zeichen. überhaupt nicht gut, stellte ich für mich selbst fest und stieg am Borsigplatz aus. Ich stemmte die Hände in die Hüften und überlegte mir was ich tun soll, dann kam mir der Gedanke und ich rief einfach unter einem Vorwand Marco an. Nach dem er aufgelegt hatte behielt ich das Handy in der Hand um seinen Rückruf nicht zu verpassen. Es ging eine halbe Stunde bis es endlich klingelte „wo genau stehst du denn?"-„Ecke Oesterholzstraße"-„dann stell dich mal bereit zum Einsteigen, ich bin in weniger als einer Minute bei dir" es knisterte in der Leitung und seine Stimme war weg. Wenig später hielt Marcos schwarzes Auto vor mir und ich stieg eilig ein um den Verkehr nicht länger als nötig aufzuhalten.

Ich hatte nun wirklich keine Ahnung auf was man heutzutage alles achten musste für ein paar Laufschuhe. Zu lang war ich aus der Materie raus und früher gab es dieses Überangebot noch nicht. Marco an meiner Seite war die beste Hilfe die man haben konnte und zudem war es auch ganz schön witzig. Wir brachten es fertig und brauchten 3 Geschäfte bis wir beide zufrieden waren mit meinen Schuhen. Wenn es nach ihm gegangen wäre, hätten wir die Schuhe auch direkt getestet, was gar nicht in meinem Sinn war. Dafür war es mir nach Essen und ich packte ihn am Arm, zog ihn auf die Seite, direkt vor eine Pommes Bude mit den Worten „Hunger!" Kaum hatten wir die Pommes vor uns stehen und fingen an zu essen, machte Marco weiter mit dem Thema; Schuhe testen. "Wenn wir damit direkt anfangen, bist du beim nächsten Sprint durch den Tempel schon nicht mehr so außer Atem. Überlege es dir also"-"Warum, hast du vor wieder mit mir so etwas verbotenes zu tun?" Fragte ich ganz verschwörerisch und schaute ihn von unten herauf an. Er hatte mir davon erzählt das der Platzwart nicht erfreut war und es nur Glück war das dieser nicht genau erkennen konnte wer wir waren. "Nein, das nächste Mal frag ich"-"echt?" Fragte ich voller Ironie und schmunzelnd stieß ich ihn mit dem Ellenbogen an. "Nicht wirklich, dann wäre die Spannung ja weg"-"wusste ich es doch"-"ja ich weiß. Ich kann einfach nur schlecht lügen"-"das soll nicht wirklich eine schlechte Eigenschaft sein" lächelte ich ihn milde an und bekam ein Strahlen zurück. "Was ist jetzt mit testen der Schuhe?"-"N I X" betonte ich jeden Buchstaben "es wird schon dunkel da darf ich nicht mehr draußen rum rennen"-"Natürlich! Aber mit Männer hier rum laufen, Schuhe kaufen und in versteckten Winkeln Pommes essen, das geht?!"-"Bist ja nur du" kokettierte ich zu ihm rüber "das war jetzt nicht nett"-"nein?"-"nein! Das war sogar echt fies" langsam kam er das kleine Stück, was uns trennte, auf mich zu. "Was ist wenn ich jetzt böse Absichten hätte?"-"Eben sagtest du noch was von ehrlich sein. Ich glaube nicht, dass du so was tust" ich konnte mir nicht wirklich sicher sein aber ich wünschte es mir einfach dass er anders als Carsten sei. Unangenehm wurde es aber dann doch, als Marco noch das letzte Stück zwischen uns überbrückte und Sekunden später ich seinen Mund auf meinem Fühlen konnte. Ein Wimpernschlag lag zwischen all dem was geschah und blieb viel länger spürbar als gewollt.

Und wenn es Liebe wird?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt