Zukunftsplanung 49

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„Frau Stein, was machen sie denn so ein langes Gesicht? Freuen sie sich doch ein bisschen. Man kann es zwar noch nicht erkennen weil es viel zu klein ist, aber ja, in ihnen wächst gerade ein Kind heran" der Arzt strahlte mich an als hätte er selbst die frohe Botschaft bekommen. Mir war es nicht nach lachen, nicht nach weinen, nicht nach schreien, ich fühlte mich einfach nur leer. Der Arzt teilte mir mit das der Test ganz eindeutig war und sich daran auch nichts ändern würde. Die Blutwerte sprachen eine klare und deutliche Sprache, die mir mein Schwangerschaftstest spätestens auch in zwei Wochen, so sagte der Arzt, mir auch mitgeteilt hätte. „Und es ist ausgeschlossen dass sie sich irren?" Ich war einfach immer noch nicht davon überzeugt! Es musste doch schon mal solch einen Fall gegeben haben wie meiner. „Frau Stein" leise, vorsichtig und sehr einfühlsam sagt er „wollen sie das Kind denn nicht haben?" Wollte ich? Ich hätte gerne Denise an meiner Seite, doch sie wartete im Wartezimmer auf mich weil ich ihr sagte das ich groß genug sei um alleine da durch zu können. „Hören sie, ich weiß nicht warum sie sich nicht freuen und kann es natürlich auch verstehen wenn sie nicht direkt mir alles erzählen, schließlich bin ich nicht ihr eigentlicher Arzt. Nur für gewisse Entscheidungen können sie sich nicht allzu lange Gedanken machen. Ich würde ihnen vorschlagen, so schnell wie möglich mit ihrem eigentlichen Frauenarzt überein zukommen. Ich kann ihnen immer noch anbieten dass wir einen Ultraschall machen, wenn sie ganz sicher gehen wollen. Nach der Berechnung müsste man das Herz schon schlagen sehen", das war nun das allerletzte was ich sehen wollte! Leicht benommen stand ich einfach auf, schultere meine Handtasche „vielen Dank, ich glaube es auch so" ich drehte um und wollte einfach nur gehen. „Frau Stein es ist nur so das ..." er wollte noch mehr sagen, doch ich hob nur meine Hand, sah auf den Boden und schüttelte mit dem Kopf um dann durch die Tür raus zu gehen. Ich war überhaupt nicht bei klarem Verstand um auch nur irgendwas nüchtern betrachten zu können. Immer und immer wieder hallten dieselben Worte durch meinen Kopf „wer ist der Vater?" und „willst du das Kinder überhaupt?" Ich blieb in der Tür des Wartezimmers stehen, blickte kurz zu Denise, nickte ihr dann zu als sie aufsah und ging dann ohne länger auf sie zu warten, zielstrebig zur Praxis raus. Ich war schon fast eine Etage tiefer als Denise mich einholte "was ist los und warum rennst du die Treppen runter? Das Haus hat einen Aufzug, wir sind im 4 Stockwerk"-"du hättest ja fahren können"-"wenn ich gewollt hätte, aber ich will wissen was mit dir los ist"-"ich brauch Schnaps!"-"Oh ... also doch nicht schwanger was?" Ich versuchte ihre Worte richtig einzuordnen. Klang es mehr nach Bedauern oder mehr wie, nochmal Glück gehabt? Meine Füße wollten nicht mehr weiter und ich blieb zwischen dem 2. Und 1. Stockwerk stehen. Was sollte ich nur tun? Ich konnte schlecht Marco sagen dass ich schwanger war. Jahrelang war Verhütung nie ein Thema für mich, dass übernahm Carsten und ich benutzte auch mit Marco Kondome wie es sich gehörte. Einen dritten Mann gab es aber auch nicht. "Ich hab mit Carsten und mit Marco einmal ohne Verhütung was gehabt. Ich weiß nicht wer der Vater ist weil es genau in derselben Woche war" ich krampfte meine Hand um das Treppengeländer und sah in den Abgrund der nächsten Etage. "Es war direkt nach der letzten Periode als Carsten mich an einem Abend so abgefüllt hatte und am Ende der Woche war ich bei Marco. Irgendwie hat in dem Moment, der da zwischen uns war, auch keiner weiter gedacht als bis zur Befriedigung der Lust" ich merkte wie nun endlich Tränen aufsteigen und ich meine Hände vors Gesicht hielt. Ja ich war schwanger, würde ein Kind bekommen und alles war einfach nur scheiße. Die Tränen rannen mir nur noch so über die Wangen, dann merkte ich wie man mich drehte und in den Arm nahm. "Das wird schon" hörte ich die tröstenden Worte die aber nicht fruchten wollten. "Ich bin bei dir und egal für was du dich entscheidest du musst damit leben also überlege dir in Ruhe wie es weiter gehen soll"-"ich hab keine Ahnung" mit Tränen erstickten Stimme versuchte ich eine Art pro und contra Liste aufzustellen. "Wenn es von Carsten ist, dann will ich es nicht haben und wenn ich mit Marco nicht mehr zusammen sein kann will ich es auch nicht haben"-"dazu solltest du aber erstmal mit Marco darüber reden"-"der wird sich bedanken wenn ich ankomme und sag ... hey war ne tolle Zeit mit dir allein, aber in 9 Monaten sind wir zu dritt" ich durfte keinem was davon sagen! Es musste meine Entscheidung ganz allein sein. "Wenn er dich liebt und ein echter Kerl ist, dann steht er zu dir und dem Kind oder willst du es gar nicht haben?" Eine Antwort blieb ich ihr schuldig und ging die Treppe weiter runter. Bevor ich raus auf die Straße ging, wischte ich mir noch einmal über die Augen und ging dann weiter. "Was ist jetzt mit dem Schnaps?"-"Du bist schwanger"-"wäre ich nicht hier gewesen, wüsste ich es auch nicht, also kann ich mir doch einen gönnen auf den Schreck. Ich will mich nicht betrinken, nur mich beruhigen"-"wie wäre es mit einfach ausheulen oder schreien?" So führsorglich hätte ich Denise dann doch nicht eingeschätzt. Also gingen wir einen Kaffee trinken, beziehungsweise trank sie einen Kaffee, ich nur ein Wasser.

Als ich am Abend im Bett lag brauchte ich sehr lang um in den Schlaf zu finden. Immer wieder versuchte ich alle Möglichkeiten durchzuspielen und kam doch immer wieder nur zu einem Entschluss, ich musste das alleine machen. Mein Leben war nicht bereit für ein Kind und umso weniger Menschen von meinem Zustand wussten, umso weniger konnten mir rein reden.

Da ich bis jetzt nur recht unregelmäßig zu einem Arzt ging, rief ich am nächsten Morgen denselben an der schon die Schwangerschaft festgestellt hatte um mit ihm erneut das Gespräch zu suchen. Er hatte leider erst einen neuen Termin für mich der zwei Tage später war. So lange musste ich mich noch zusammen reißen und konnte aber keine freie Minute genießen ohne nicht immer wieder dieses oder jenes Szenario durch zuspielen. Mein Verhalten blieb natürlich nicht unbemerkt, denn Marco fragte sehr schnell nach was mit mir wäre. Erst dachte ich, ich könnte mit ihm reden, doch dann schnürte es mir die Kehle zu und ich ließ es sein. Der Standpunkt, dass ich allein dadurch musste, verfestigtes sich immer mehr und mir wurde klar, dass es für mich persönlich nur eine Möglichkeit gab weiter beruhigt zu leben bis es einen besseren Zeitpunkt gab für so eine tiefgreifende Zukunftsplanung.

Und wenn es Liebe wird?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt