2. Sein Oder Nicht Sein

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POV Daryl

Merle hinter mir schnaubte verärgert. Er war es nicht gewohnt missachtet zu werden, irgendjemand schenkte ihm immer Beachtung. "Jetzt pass mal auf kleiner Bruder. Ich wollte auch nicht das die kleine stirbt, okay, weil ich sie doch irgendwie ganz gerne hatte. Aber vergiss das einfach und such dir ein neues Betthäschen. Ich mein was ist mit Beth oder der Rothaarigen, wie heißt sie doch gleich Salome?", kurz glaubte ich so etwas wie Trauer in seinen Worten zu hören, doch nachdem er die letzten Worte ausgesprochen hatte war ich mir sicher, dass dem nicht so war. Ich ballte meine Hände zu Fäusten.

Ruckartig fuhr ich zu ihm herum, ein wenig überrascht sah er mich an. "Halt einfach deine scheiß Fresse, okay?", knurrte ich. "Hui mein kleiner Bruder kann also doch reden.", spottete er. Ich hatte genug, ohne weitere Vorwarnung traf ihn meine Faust mitten ins Gesicht. Er taumelte durch die Wucht des Schlages ein Stück zurück. Er verengte die Augen zu schlitzen, er war sauer das wusste ich, jedoch war es mir egal denn ich war es ebenfalls. "Halt einfach deine Fresse und lass mich in Ruhe. Sie hat einen Namen und sie war nicht mein Betthäschen.", pampte ich, drehte mich um und lief weiter.

Die beiden Hunde knurrten Merle noch einmal an und folgten mir dann wieder brav. Verdattert blieb er stehen. Sollte er doch bleiben wo der Pfeffer wuchs. Sauer stapfe ich einfach durch den Wald, auch wenn ich so niemals etwas erlegen würde. Irgendwie musste ich mich abreagieren und die seelischen Schmerzen loswerden. Es war nicht so wie mit körperlichen Schmerzen, diese konnte man mit jeder Menge Tabletten betäuben. Aber der seelische Schmerz war immer da, da half auch Alkohol nur bedingt, die Schmerzen kamen einfach immer wieder. Doch ich wollte sie loswerden ich konnte das nicht mehr.

Hinter mir hörte ich schwere Schritte. Genervt fuhr ich herum, er sollte sich zum Teufel scheren und mich verdammt nochmal in Ruhe lassen. "Was willst du noch?", knurrte ich. "Das du mir zuhörst. Verdammt Daryl, alle machen sich Sorgen um dich und nerven sogar schon mich damit..." - "Und wenn du jetzt auf die, 'Das hätte sie nicht gewollt Tour' machst, vergess' ich mich. Weil sie tot ist, sie muss die ganze Scheiße hier nicht mehr erleben, also kann es euch scheißegal sein was sie gewollt hätte oder nicht.", schrie ich ihn an.

Er sah mich wie üblich mit einem undurchdringlichen Blick an. Aus seiner Nase tropfte Blut und er war alles andere als begeistert. Kurz schüttelte er den Kopf, dann drehte er sich einfach um und ging. Durch mein Geschrei hatte ich einige Beißer angelockt. Einen Augenblick lang dachte ich nochmal über die Idee nach, mich auffressen zu lassen, doch ich ließ es bleiben. Ich hatte einfach zu viel schiss. Wütend auf mich selbst und den Rest der Welt erschoss ich den ersten Streuner mit meiner Armbrust, die anderen brachte ich mit meinem Messer zur Strecke. Es war anstrengend so viele Beißer gleichzeitig zu erledigen aber am Schluss lagen alle sieben Beißer tot vor mir. Angewidert wischte ich das Jagdmesser an der Jacke eines Beißer ab. Diese Dinger wurden von Tag zu Tag hässlicher.

Ich hob meine Armbrust auf die ich, während des Kampfes einem Beißer entgegengeschleudert hatte, wieder auf und setzte meinen Weg fort. Wohin ich genau wollte, wusste ich gar nicht. Nach jagen war mir jedenfalls nicht mehr zumute. Andererseits brauchten wir etwas zu essen. Unmotiviert hielt ich nach einigen Tierspuren Ausschau, doch fand nur eine alte Rehspur, sie war schon mehrere Tage alt. Also würde es sich nicht wirklich lohnen sie zu verfolgen. Auch Eichhörnchen gab es keine mehr. Allgemein war es schwierig geworden etwas zu finden was man schießen konnte, es war mittlerweile sehr kalt und wir trugen alle dicke Klamotten. Bald würde es anfangen zu schneien und wir würden noch mehr Probleme bekommen zu überleben. Es wäre zu kalt als das irgendetwas wachsen würde, man wurde viel schneller krank und man hinterließ zu viele Spuren die Hunz und Kunz zu unserem Unterschlupf führen könnten. Aus dem Augenwinkel nahm ich eine Bewegung wahr. Ein großer weißer Hase hoppelte durch die spärlichen Farnblätter auf der Suche nach essen. Ich zielte mit der Armbrust auf den Hasen, die Hunde blieben still an meiner Seite. Der Pfeil sirrte durch die Luft und traf den Hasen direkt in den Hals, er brach tot zusammen. Schon rannte Samantha los und brachte den Hasen mit dem Pfeil zu mir. Den Pfeil nahm ich heraus und Samantha trug den Hasen Stolz wie eine Trophäe vor sich her. Zusammen machten wir uns auf den Weg zurück, jedoch nahm ich den längeren Weg. Ich wollte nicht unbedingt meinem Bruder wieder Begegnen oder Rick, oder irgendjemandem anderen. So langsam war ich es leid immer deren besorgte Blicke zu sehen.

Allgemein war in den letzten Tagen und Wochen die Box der Pferde mein zu Hause geworden. Die beiden großen und sanften Vierbeiner nervten mich nicht mit unnötigem Gelaber und wussten genau wann sie mich lieber in Ruhe lassen sollten. Vielleicht sollte ich, sobald es wieder wärmer wurde in die Boxen ziehen, dann musste ich die anderen nicht mehr um mich herum ertragen. Wie jedes mal begrüßten mich die beiden Pferde an der Koppel. Kurz strich ich ihnen beiden über den breiten Kopf, danach widmete ich mich dem erlegten Hasen. Die Innereien gab ich wie jedes mal den Hunden. Das Fell zog ich ab und hängte es zum Trocknen auf, vielleicht konnten Carol und Beth damit noch etwas anfangen und etwas für die kleine Nervensäge nähen damit es ihr im Winter nicht zu kalt wurde. Nachdem ich damit fertig war, brachte ich den Hasen hoch zu den anderen. Rick war anscheinend mit einer Truppe plündern da nicht alle da waren und alle die da waren bei dem Wetter lieber drinnen blieben. Was mir jedoch auffiel, alle Engel, bis auf Chris waren weg. Das war außergewöhnlich, bis jetzt waren nur Talorel und Azael einmal mit dabei. Doch da gab es irgendwelche Komplikationen, weil diese keine 'Menschen' töten wollten oder konnten. Keine Ahnung. Die anderen hatten auch ein wenig Einblick in die Engelwelt bekommen, doch ich hatte gar nicht zugehört. Ohne ein Wort zu sagen, verschwand ich wieder nach oben in mein Zimmer.

Doch auf halbem Weg stieß ich mit Chris zusammen. Er sah um einiges besser aus als heute Morgen, in der Hand hielt er einen Brief und sah mich aufgeregt an. "Die anderen vier Engel wurden zurückgeholt per Brief Befehl vom unseren Anführer, nur glaube ich das unser Anführer gar kein Anführer mehr ist, sondern eine Anführerin.", er zeigte mir den Brief. Dummerweise konnte ich nichts davon lesen. Noch nicht einmal die einzelnen Buchstaben konnte ich übersetzen. "Ja und? Was geht mich das an?", knurrte ich ungeduldig. "Es ist nur mit dem Nachnamen Scale unterschrieben. An sich nichts Ungewöhnliches Papa hat das oft gemacht, doch die Unterschrift sieht anders aus. So anders, dass es sogar den anderen vier aufgefallen ist und sie mir diesen Brief gezeigt haben.", sagte er und schaute mich erwartungsvoll an. "Was interessiert es mich, wenn euer Vater seine Unterschrift ändert?", genervt verdrehte ich die Augen und schob ihn zur Seite. "Nein ich glaube nicht, das Dad das unterschrieben hat. Und ich glaube auch nicht das es meine Tante Jade war. Und sonst gibt es nur noch eine weitere weibliche Scale."

The Angel Who Watches Over MeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt