1. Leid

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POV Daryl

Mit schweren Gliedern schleppte ich mich aus meinem Zimmer. Es war das gleiche wie immer. Wir würden alle zusammen essen, die anderen würden versuchen so zu tun als wäre nichts geschehen und wir versuchten alle gemeinsam einen weiteren Tag zu überleben. Es kotzte mich an, dieses ganze menschliche Theater. Wie sie versuchten einen auf heile Welt zu machen und mich trotzdem immer wieder mit diesen mitleidigen Blicken ansahen.

Überleben tat ich nur noch, weil es ihr letzter Wunsch an mich war. Doch am liebsten würde ich dem ganzen hier ein Ende machen. Christopher schien es ähnlich zu gehen. Während Azael, Talorel und Salome jeden Tag ein wenig mehr erblühten, ging es Christopher jeden Tag schlechter. Es war ein schleichender Verfall. Er zerbrach jeden Tag ein wenig mehr an dem Tot seiner Schwester. Ich konnte nicht mehr weiter zerbrechen. Ich war schon so kaputt, wie ein einzelner Mensch wahrscheinlich sein konnte. Funktionieren war alles, was ich noch konnte mehr nicht.

Auch dem Todesengel namens Michi, den wir gerettet hatten, schien es nicht sonderlich gutzugehen, außerdem schien er mich nicht zu mögen. Aber es war mir egal, so wie alles andere auch. Schweigend betrat ich die Küche, die Gespräche verstummten kurz. Danach bekam ich von allen einen mitleidigen Blick, ich hasste es. Ein 'Guten Morgen', und alle widmeten sich wieder dem essen und ihrem alten Gesprächsthema. Ohne zu antworten oder jemanden anzuschauen nahm ich mir etwas zu und verschwand nach draußen. Ich hatte beschlossen jagen zu gehen. Die Hunde folgten mir seit dem sie nicht mehr da war auf Schritt und Tritt. Auch wenn der Vorfall nun schon einige Tage vielleicht auch schon zwei Wochen her war, so genau wusste ich es nicht, die Zeit hatte für mich an Bedeutung verloren, hatte ich noch nicht so ganz verstanden was passiert war. Sie war weg einfach so.

Ich würde sie nie wieder sehen, würde nie wieder in ihre Hyazinth blauen Augen schauen können, würde nie wieder ihrem wunderbaren Geruch einatmen können. Auch würde ich sie nie mehr beim Schlafen beobachten können wie ich es schon so manches mal gemacht hatte, genau so wie ich ihr nie wieder beim Klavierspielen heimlich zuschauen konnte um zu sehen wie sie sich in eine andere Welt flüchtete. Sie fehlte mir einfach überall. Diese Frau war mein Leben gewesen, es war so unfair. Wer bestimmte eigentlich wer sterben musste oder nicht? Sie hatte den tot nicht verdient und so einen schmerzvollen schon gar nicht. Irgendwie hatte ich die Vermutung, das mich jemand hasste. Ich war nie einer dieser Menschen gewesen, die darüber gemeckert hatten, wenn etwas Schlimmes oder Unfaires in ihrem Leben passiert war. Doch das war einfach zu viel.

Ohne wirklich Hunger zu haben, aß ich die Hälfte von dem Brot, welches ich in der Hand hatte auf. Die andere Hälfte teilte ich und warf sie den beiden Hunden zu. Die beiden gingen immer brav neben mir her und blieben die ganze Zeit still. Sie hörten auf mein Kommando und das, obwohl ich sie nicht einmal ansatzweise erzogen hatte. Ich musste daran denken wie ich Samantha erst nicht mitnehmen wollte. Doch Melina hatte mich so süß angeguckt das ich nicht anders konnte, als klein beizugeben. Schnell verdrängte ich den Gedanken wieder. Eigentlich wollte ich aufhören über so etwas nachzudenken, das machte mir alles nur noch schwerer und es war auch so schon schwer genug. Aber meine Gedanken wurden immer wieder zu ihr gelenkt, ohne das ich es wollte. Es war wie Motten, die vom Licht angezogen worden und sich daran verbrannten und starben. Ohne an sie zu denken, konnte ich nicht leben, ich hatte Angst sie zu vergessen, doch wenn ich an sie dachte bereitete mir das ganze Seelische schmerzen die nicht mehr normal waren. Wie schaffte Rick es nur so normal zu bleiben?

Obwohl, nach Loris tot war er auch durchgedreht und hatte sich eingebildet sie zu sehen. Also war ich noch 'normal'. Nur das ich fast gar nichts mehr aß und auch mit fast niemandem mehr redete, sprach auch nicht grad für eine gesunde Psyche. Um Gottes willen jetzt machte ich mir schon Gedanken darüber, ob das alles noch normal war. Was ist überhaupt normal? Die Frage hatte ich mir schon vor dem ganzen hier gestellt und die Beißer machten das alles nicht besser.

Aber die eigentliche Frage war ja wer definierte, wer oder was normal war? Waren es früher die Medien und diese Magermodels? Und was war mit heute? War es dann also normal, das man in dieser Welt nur kurz Glück hatte nur um dieses dann zu zerstören und sich an dem Leid des anderen zu ergötzen? Als mich etwas am Arm packte, wirbelte ich herum. Ich sollte weniger Zeit mit denken verbringen und mich mehr auf meine Umgebung konzentrieren, sonst wäre es schneller vorbei als ich desinteressiert mit den Schultern zucken konnte. Obwohl was war so schlimm daran sich jetzt einfach von einem Streuner töten zu lassen? Ich hatte doch eh nichts mehr zu verlieren außer mein beschissenes Leben welches ohne Melina wertlos war.

Fast war ich enttäuscht als ich feststellte das, dass etwas, was mich am Arm gepackt hatte kein Beißer war, sondern mein Bruder Merle. "Verdammte scheiße Daryl. Pass gefälligst auf wo du mit deinen Gedanken bist. Nur wegen der blonden Puppe kannst du dich hier nicht einfach umbringen.", schimpfte mein großer Bruder schon los. Ich riss mich einfach von ihm los und ging weiter ohne auf seinen Kommentar zu antworten. Auch verbiss ich mir den Kommentar das Sie einen Namen hatte, den er auch benutzen konnte, anstatt sie wie eine seiner Huren zu betiteln. Klar hatte ich sie genauso Puppe genannt aber nur, weil sie damals wirklich wie eine ausgesehen hatte und nicht weil ich jede Frau, die ich vorher schon im Bett hatte, so genannt hatte und sie deshalb aus Gewohnheit so nannte. Es ärgerte mich das Merle das einfach nicht kapierte, doch ich schwieg. Als ich ihn wiedergesehen hatte und er sich entschuldigte, dachte ich er hätte sich vielleicht geändert, doch ich hatte mich getäuscht er war noch immer der gleiche. Machte Frauenfeindliche Sprüche, er hatte sogar schon Beth dumm angequatscht und prompt ärger von Maggie, Glenn und Rick bekommen und und und. Die volle Palette, nur seine Rassen Feindlichkeit schien er abgelegt zu haben. Doch sonst war er noch immer das gleiche Arschloch wie vorher.

The Angel Who Watches Over MeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt