Prolog

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Es war dunkel, so dunkel das man die Hand vor Augen nicht sehen konnte. Der junge Mann, der in dem großen Zimmer lag, wurde von Albträumen geplagt. Immer wieder spielte sich die gleiche Szene vor seinem inneren Auge ab. Der Schusswechsel - er war mitten drin gewesen und lebte noch. Doch das, was er liebte, lebte nicht mehr.

Man hatte sein liebstes getötet und nun würde er qualvoll daran sterben, denn er konnte nicht ohne sie. Sie war in gewisser weiße sein Quell des Lebens. Die beiden hatten zusammen gehört, ihre Liebe zueinander hielt sie am Leben. Nun verkümmerte er, wie eine Blume die zu wenig Sonne bekam. Doch das alles ging so langsam. Warum konnte er nicht endlich sterben? Er wollte einfach nur sterben ohne noch länger leiden zu müssen.

Das fahle Mondlicht fiel zum Fenster herein und tauchte das Zimmer, in dem er lag, in ein kühles, dunkles Licht. Sein Blick war auf die Decke gerichtet, seine Gedanken waren weit weg. Nur sein Atmen und ab und zu ein Knarzen der Möbel war zu hören, ansonsten herrschte in dem riesigen Haus Stille. In seiner Hand hielt er eine Pistole. Langsam drehte er sie zwischen seinen Fingern hin und her, unschlüssig was er nun damit machen sollte.

Es war nicht das erste mal das er darüber nachdachte. Genauer gesagt hatte er das erste mal nach ihrem tot darüber nachgedacht. Das hatte ihn Schwach gemacht. Nahm ihm die Kraft zu leben, so sehr das er es beenden wollte. Er konnte nicht ohne sie leben.

Und doch war sie weg.

Sein Licht.
Sein Engel.
Seine Hoffnung.

Es kam ihm einfach sinnlos vor noch weiter zu leben. Mit einem leisen klicken entsicherte er die Pistole und setzte sie an seine Schläfe. Ein zittriges ein Atmen. Die Stimme in ihm die ihn dazu drängte es zu tun, weil er daran Schuld war. Die andere Stimme in seinem Kopf die ihn davon abhalten wollte. Die Stimme die so sehr nach ihr klang.

Bitte gib dein Leben nicht auf.

Mit einem stummen Schrei legte er die Waffe weg. Er konnte es einfach nicht, er war zu feige, zu schwach um es zu tun.

Er würde einfach weiter leben und an seinem Schmerz zerbrechen. So wie er es verdient hatte. Denn er hatte versagt.

Ganz anders sah es in einem anderen Haus weit, weit weg aus.

Zwei Brüder waren gerade damit beschäftigt zu streiten. So sehr das sie nicht auf die jüngere Schwester achteten, die sich leise an das Bett ihrer Nichte schlich. Sanft strich sie ihr durch die blutbefleckten Haare, die strähnig auf dem Kissen verteilt lagen. Die junge Frau war geschunden. Ihre Haut war blass, zwischen den ganzen blauen Flecken zeichneten sich Lila stellen ab.

Als ihre Tante nach ihrer Hand greifen wollte, erschrak sie. Sie war eiskalt und steif. Im Hintergrund war das wütende Geschrei der beiden Männer zu hören. Am liebsten würde sie ihrer kleinen süßen Nichte helfen. Doch sie konnte nicht. Da gab es nichts mehr was sie für die Tote tun konnte. Die beiden Todesengel neben Melina schauten mitleidig zu ihrer Tante. Es war selten das jemand von uns starb - und doch war es passiert.

Sie flüsterte ihr einen leises, 'Ich liebe dich!', zu, drückte ihr einen Kuss auf die Stirn und verschwand dann ohne einen Blick zurück aus dem Zimmer.

The Angel Who Watches Over MeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt