Kapitel 9

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* Katherines Sicht *
"Katherine!"
Elena kam seufzend auf mich zugerannt.

"Du sollst der Dame helfen und ihr nicht drohen!"

Die alte Dame lag zusammengekauert auf dem Boden. Soll sie doch verrecken, ich hatte die Schnauze voll. Wenn ich ihr befahl, die Straße zu überqueren, soll sie das auch tun und nicht wie eine dumme Nuss mitten auf dem befahrten Weg stehen bleiben.

Wir tauchten zurück in die Realität. Natürlich wollte Elena nicht das echte Leben einer alten Frau gefährden, deshalb fand alles in meinem Kopf statt.
Trotzdem änderte es nichts an der Tatsache, dass die gesamte Übung ein Reinfall war.

Elena schaute hilfesuchend zu Stefan, der nur mit den Schultern zuckte.

"Okay Katherine, das Praktische läuft noch nicht sonderlich gut. Lass uns mal ein bisschen über dich sprechen."

"Endlich mal was interessantes", antwortete ich wahrheitsgemäß.
Diesen ganze Quatsch empfand ich als äußerst überflüssig.

"Ich möchte dir jetzt ein paar Fragen stellen und damit du uns ganz sicher die Wahrheit sagst, haben wir uns eine kleine Unterstützung geholt."

In diesem Moment kamen Damon und Rebekah zur Tür hinein.

Ich verdrehte genervt die Augen.

"Ich werde schon nicht lügen!"

"Bestimmt nicht", pflichtete Stefan bei, "aber manchmal ist es vorsichtshalber gut, Kontakt zu einem Urvampir zu haben."

"Von mir aus", gab ich zickig von mir.

Dass ich damit soeben mein eigenes Todesurteil unterschrieben hatte, war mir nicht bewusst gewesen.

《Zeitsprung, 30 Minuten》

"Katherine, erzähl mir von deinen Ängsten."

Elenas Stimme redete beruhigend auf mich ein.
Jedoch erzielte sie nicht ihre Wirkung, sie nervte mich eher als dass sie mich zum Beichten brachte.

"Ich bin ein über 500 jahre alter Vampir, natürlich habe ich Angst, dass mir ein Fingernagel abbrechen könnte."

Hinter mir hörte ich Damons Lachen, was mir nicht nur einen wohligen Schauder den Rücken runter laufen ließ, sondern mir auch ein Grinsen verpasste.

Stefan gab Rebekah mit einer Handgeste zu verstehen, dass nun ihre Fähigkeiten zum Einsatz kommen sollten.

"Raus mit der Sprache!", sagte Rebekah und sah mir dabei tief in die Augen. Ihr Blick durchbohrte mich und zwang mich dazu, ihnen von meiner einzigen Angst zu erzählen."

"Der Tod."

"Was ist dein schönstes Erlebnis gewesen?"

Ich überlegte. Ich überlegte, wann ich das letzte Mal wirklich glücklich gewesen bin und ich sah ein, dass ich mich ganz einfach nicht mehr dran erinnern konnte.

Rebekah manipulierte mich erneut.

"Die Geburt meines Kindes."

Von meinen eigenen Worten überrascht sah ich zu den Salvatore Brüdern.

"Wie hast du dich da gefühlt?", fragte mich nun Stefan.

"Gott muss das sein!", stöhnte ich.

"Katherine, erzähl es mir", forderte der Urvampir vor mir auf.

"Glücklich. Unbeschwert. Ich wusste, welche Folgen das alles haben würde, aber das Schreien meines Kindes hat es mich vergessen lassen. Für einen Augenblick habe ich mir ausgemalt, wie es wäre, ein Familie zu haben."

Mit traten ungewollt Tränen in die Augen, doch ich wollte nicht flennen, deshalb wischte ich sie mit meinem Handrücken fort.

Ich verlor selten einen Gedanken an mein Kind, es weckte bloß schmerzhafte Erinnerungen. Wahrscheinlich ist er oder sie tot. Ich wusste ja noch nicht mal welches Geschlecht mein Kind hatte.

"Ich glaube Katherine hat genug für heute."

Damons Stimme holte mich zurück in die Realität.

"Ich denke, wir sollten weiter machen,schließlich...", setzte Elena an, doch Damons bedrohender Blick ließ sie zurück weichen.

Ich wollte hier nur raus, weg von der Vergangenheit, deshalb rannte ich hinaus.

Scheiße, ich wollte nichts fühlen, keinen Schmerz.
Nichts.
Aber ich konnte nicht.
Ich musste fühlen, es war der einzige Weg.

Ich ließ mich auf mein Bett fallen und ließ den Tränen tatsächlich ihren Lauf.
Ich weinte.
Ich, Katherine Pierce, Katherina Petrova, weinte.
Zum einen fühlte ich mich gut, denn meine Tränen sagten,dass ich etwas fühlte. Fühlen ist gut. Ich bin traurig und dass nicht wegen mir. Wegen meinem Kind, das ich nie kennen lernen konnte. Das war selbstlos.
Aber anderseits fühlte ich mich einfach scheiße. Gefühle waren scheiße.
Es tat weh. Unglaublich doll.

"Ich denke, meine verehrteste Dame, dass sie jetzt Gebrauch von einem Taschentuch machen könnten."

Wenn Katherine Pierce gut wäre...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt