Kapitel 10

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*Katherines Sicht *

Damon hielt mir ein Taschentuch hin, das ich dankbar annahm.

"Boah, Gefühle sind scheiße", war das einzige, das ich hervorbrachte.

"Wem sagst du das."

Eine Weile schwiegen wir.

"Ich war im Unrecht."

Damons Worte verwirrten mich.

Ich fragte:"Wobei?"

Er sah mir in die Augen.

"Du bist keine böse Vampirschlampe, die nur sich selbst liebt."

Ohne es zu wollen, musste ich grinsen.

"Bin ich nicht?"

"Versteh mich nicht falsch,du bist böse und du bist auch eine Vampirschlampe, ich glaube, aber dass du durchaus fähig dazu bist, auch andere zu lieben. Du bist nicht so egoistisch wie alle denken. Nicht so egoistisch wie du denkst."

Ich musste tatsächlich lächeln, seine Worte gaben mir neue Hoffnung.

"Ich wünschte, ich hätte sie oder ihn kennengelernt."

Damon sah mich schweigsam an, hörte mir zu. Seinen Gesichtsausdruck konnte ich nicht deuten. Mitleid? Schadenfreude? Ich war mir nicht sicher.

"Ich habe meine Mutter angefleht, es mindestens einmal in den Armen halten zu dürfen. Ich habe versucht, es solange wie möglich, vor meiner Familie zu verschweigen. Es hat zu Beginn auch ganz gut geklappt, bis ich naja...dick geworden bin und mein Bauch zu einem Luftballon mutiert ist. Mein Vater ist ausgerastet. Ich weiß nicht...Es ist verrückt oder? Ich kannte es nicht einmal. Und trotzdem, trotzdem vermisse ich es, auch wenn es wahrscheinlich schon seit Jahrhunderten tot ist."

Damon legte seine Hand auf meine.

"Meinst du, es hatte ein schönes Leben?", fragte ich ihn.

Er schwieg immernoch und erneut traten mir Tränen in die Augen.

Ich war so so kurz davor, meine Menschlichkeit abzuschalten, auch wenn dies mein sicherer Tod gewesen sei. Das alles brach über mich hinein, ich hatte das Gefühl, in einem Meer aus Emotionen zu ertrinken.

Endlich meldete Damon sich zu Wort.

"Mach die Augen zu."

Ich seufzte und sagte:"Wie alt sind wir? Fünf?"

"Bitte."

Ich gab nach und schloss sie. Wenige Sekunden später waren wir nicht länger in der Salvatore Pension, sondern in meinem alten Zuhause. Und damit meinte ich, mein Zuhause in Bulgarien rund um 1492.

Ich sah Damon fragend an, doch er lächelte mir nur zu.

Dann hörte ich es. Es war das schönste, was ich je gehört hatte.
Ein Babyschrei. Und noch eins. Ich drehte mich um, zu der Richtung aus der das Geschrei kam.

In einem kleinen Bett lag es.
Ein Kind.
Mein Kind.
Zum hunderstenmal an diesem Tag suchten mich die Tränen heim, doch ich weinte nicht aus Schmerz oder wegen Verlust, ich weinte aus Freude und Erleichterung.

Meine Beine begaben sich wie automatisch zu meinem Baby hinüber.

Ich hob es hoch und mich durchströmte eine enorme Wärme, als ich es berührte. Es war ein Mädchen. Und ein wunderschönes dazu. Ich hielt es und wiegte es in meinen Armen und ich würde es nie wieder hergeben, für nichts auf der Welt.
Dann drehte ich mich zu Damon um.

"Damon, ich..."

Er unterbrach mich.

"Dreh dich um."

Ich gehorchte und konnte meinen Augen nicht trauen. Im Türrahmen standen sie. Meine Eltern.
Und sie lächelten.

Wenn Katherine Pierce gut wäre...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt