Damn, Can I Kill Him Honey?

52.3K 2.1K 391
                                    

"Mom? Mom wo bist du?" Ich suchte sie überall in der unteren Etage und wurde schon fast hysterisch, als ich plötzlich ihre Stimme hörte. "Aber glaub mir doch, dort war wirklich jemand!" Es folgten Schritte die immer näher auf mich zu kamen, bis sie letztendlich beide vor mir standen, als wäre nichts passiert.

Im ersten Moment fiel mir ein Stein vom Herzen, aber dann wurde ich stutzig als ich mich an ihre Worte von eben erinnerte. "Avery Schatz, wo warst du denn?" Mom kam auf mich zu und nahm mich in dem Arm. "Ich weiß, dass es nicht leicht für dich ist was hier grade alles passiert." Begann sie leise. "Aber wir wollen nicht alles einfach weg schmeißen verstehst du? Wir wollen es nochmal versuchen Schatz."
Ich wusste nicht ob ich weinen, oder einfach nur brechen sollte. Wie konnte sie so unglaublich naiv und leichtgläubig sein? Er schnipste einmal mit dem Finger und schon sprang sie wieder. Ich verstand gar nichts, und ich konnte auch nicht nachvollziehen, dass sie um ihre Beziehung kämpfen wollte. An so einem Punkt, siegte meiner Meinung nach nicht einmal die Liebe.

"Ich musste nur kurz an die frische Luft, ist schon okay Mom. Aber, warum hast du geschrieen?" Das interessierte mich grade viel mehr als die Beziehungsprobleme meiner Eltern. "Es war nichts!" Dad ließ ihr gar keine Chance zum Antworten, was mich stutzig machte. "Ich habe mit Mom gespro-" diesmal war sie es, die mich unterbrach.
"Schon okay Schätzchen, dein Dad hat recht, ich habe mich wohl nur, naja, versehen. Denke ich. Für mich ist das alles auch noch neu, aber das wird schon. Versprochen."
Sie war von dem was sie sagte selbst nicht wirklich überzeugt, das konnte man deutlich hören, aber ich beließ es vorerst dabei und folgte den beiden mit ins Esszimmer.

~*~

Ich rührte nichts an, zu gefährlich wäre es ihm zu trauen, nichts ins Essen getan zu haben. Er war Psychologe, das bedeutete, er hatte so gut wie immer unbegrenzten Zugriff auf Medikamente jeglicher Art. Ich beobachtete Mom, sie wirkte so glücklich und zufrieden. Erleichtert, das vielleicht doch noch alles klappen könnte. Ach was redete ich mir da nur ein, natürlich funktionierte es zwischen den beiden wieder.
Es sollte mir recht sein, weil ich wusste, dass Dad sie wirklich liebte, aber das war es mir ganz und gar nicht.

Wenn sie wüsste wie er drauf war und was seine Behandlungen beibehielten, dann wäre sie direkt bei der Polizei, so viel war klar. Nie würde Mom zulassen, dass Menschen verletzt und kaputt gemacht werden, auch nicht für die Person, die sie so sehr liebte.
Hm, welch Ironie. Sie wusste wie er zu mir war und trotzdem versuchte sie alles, um uns einander näher zu bringen, uns zu reparieren. Mom reparierte, und Dad zerstörte.
Gegensätze zogen sich wohl wirklich an.

"Sag mal bist du taub?" Schrie Dad schon förmlich, woraufhin ich zusammen zuckte. "Charles, bitte..." Murmelte Mom.
"Nein Grace. Du weißt genau, dass ich es hasse wenn sie so unaufmerksam ist! Keinerlei Respekt!" Er nannte sie immer bei ihrem Vornamen wenn er sauer war, doch seine Wut störte mich nicht, nicht in der Gegenwart von Mom zumindest. Sie sollte ruhig sehen wie er sich mir gegenüber benahm.

"Wann fahren wir endlich? Ich will hier weg!" Meine Frage sorgte für vollkommene Stille im ganzen Haus. Es schien als würde selbst der Wind vergessen haben zu wehen.
Dad knallte das Besteck auf seinen Teller und legte die servierte von seinem Schoß auf den Tisch. "Es reicht! Es ist besser wenn du sie nach Hause bringst Schatz. Das bringt hier alles nichts!" Zum ersten Mal war ich glücklich über das was er sagte.
Sofort stand ich auf und schob meinen Stuhl an den Tisch ran. "Super! Komm Mom."

Unsicher ließ sie ihre Blicke zwischen mir und ihm her schweifen, stand dann aber zögernd auf und lächelte gequält. Sie öffnete den Mund um etwas zu sagen, schloss ihn dann aber doch wieder und seufzte stattdessen.
Wir gingen zur Tür und ich sagte mir innerlich mich nicht noch einmal zu ihm umzudrehen, aber ich verlor den Kampf gegen mich selbst und drehte meinen Kopf zu ihm. Ich erstarrte für einen Moment. Er stand einfach nur da, mit diesem unglaublich unrealistisch eindringlichen Blick, der so viel Abscheu und Hass mit sich trug, dass es mich schon wieder ungewollt verletzte.
"Komm Avery." Murmelte Mom, schob mich aus der Tür und sagte zu Dad "bis gleich Schatz".

Only Yours, HoneyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt